Wenn der Pfarrer in Versform predigt

Er ist mittlerweile Tradition und immer sehr gut besucht – der samstägliche Gottesdienst zum Fasnachtsbeginn in Appenzell. Statt Orgel- gibt es Guggenklänge, und auch der Pfarrer lässt es sich nicht nehmen, seine Predigt in humorgespickter Versform zu halten.

  • Impressionen vom samstäglichen Guggengottesdienst in der Pfarrkirche St.Mauritius.  (Bilder: Monika Schmid)

    Impressionen vom samstäglichen Guggengottesdienst in der Pfarrkirche St.Mauritius. (Bilder: Monika Schmid)

Samstagabend, es ist fast schon dunkel, die Glocken der Pfarrkirche läuten feierlich den Sonntag ein. Da sind aber auch noch andere Töne, sie kommen von der Hauptgasse und vom Rathaus her und stammen von der «Föhngugge» und «Emil’s Gugge». Zusammen mit den Kirchenglocken verschmelzen sie zu einer wundersamen aber wunderschönen Klangfreude.

Die Pfarrkirche ist bis auf den letzt-hintersten Platz besetzt, sogar die Seitensitze und die Treppenstufen zur Empore werden genutzt. Der Guggengottesdienst ist nämlich nach anfänglicher Skepsis längst zum beliebten Auftakt zur Fasnacht geworden. Und das für alle jeden Alters, vom kleinen Knirps bis zum Senior und der Seniorin.

Nach dem festlichen Einzug der Föhngugge begrüsst Pfarrer Lukas Hidber die Gottesdienstbesucher. Er tut dies in Versform, wie er auch die Predigt in selbst geschmiedeten Reimen hält. Das mache er im Guggengottesdienst schon seit Jahren so, sagt er – und das kommt offensichtlich sehr gut an, manch ein Kichern geht durch die Reihen.

Die beiden Guggenmusigen wechseln sich ab mit musizieren, es tönt herrlich und fast meint man zu hören, dass auch die kleinen Barockengel auf den Seitenaltären herzhaft in ihre Posaunen blasen. Abgerundet wird der Gottesdienst mit einem Kanon. Die Frauen übernehmen «Alleluja», die Männer «preiset den Herrn». Und damit das Ganze nicht zu einfach sei, fordert Lukas Hidber verschmitzt auf: «Wer singt, steht, wer nicht singt, sitzt.»

Nach dem abschliessenden Segen führt «Emil’s Gugge» den Auszug aus der Kirche an, gefolgt von den sechs Ministranten und Pfarrer Hidber.

Anschliessend vibriert der Kanzleiplatz dank einem zünftigen Auftritt der beiden Guggenmusigen noch eine Weile. Mit einem Becher Heissgetränk in Händen freut man sich, dass die närrische Zeit nun da ist. Und man ist sich einig: Auch wenn Guggenmusigen in einer Kirche ungewöhnlich anmuten – es war ein lebhafterer als das ganze Jahr über, aber dennoch sehr würdiger Gottesdienst, der zu Herzen ging!

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  • (Symbolbild: fotolia)

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