Mann kann sich gewaltig überschätzen

Die Besuchenden der «Walzehuser Bühni» hingen Christoph Simon am Samstagabend bei seinem Solo- Kabarett «Strolch» förmlich an den Lippen. Der Berner erzählte in brillanter Art und Weise über das Leben eines ungewollten Mehrfachvaters, der eine neue Liebe sucht und in einen Kriminalfall verwickelt wird.

  • Christoph Simon begeisterte mit seiner Wortakrobatik und einer faszinierenden Geschichte. (Bild: Isabelle Kürsteiner)

    Christoph Simon begeisterte mit seiner Wortakrobatik und einer faszinierenden Geschichte. (Bild: Isabelle Kürsteiner)

Die Geschichte hatte es in sich. Kein Wunder, Christoph Simon ist nicht nur Kabarettist, sondern auch Autor von Büchern, die in mehrere Sprachen übersetzt worden sind. «Strolch», so das Stück, faszinierte mit einem spannenden Ablauf. Wobei Simon nach der Pause mit einem vermeintlich neuen Stück aufwartet, dass sich aber bald – es wäre nicht Simon – nahtlos an das bereits Gehörte anfügte. Da der Midlife Cowboy, der sich zu einem Rendezvous aufmacht, aber gleichzeitig Vater von drei gleichaltrigen Teenagern von verschiedenen Müttern ist, die es zu bändigen gilt. Dazu ein bekannter Treffpunkt, das Kaffee Sattler samt Wirt Bruno und Seniorin Marty, die Berner «Miss Marple». Und dann noch die wunderbar, herrlich geschilderte Selbstüberschätzung! Von wem? Dem Mann! Das sind die Zutaten für einen spannenden Simonschen Kabarettabend der Sonderklasse!

Salzburger Stier und Poetry Slam

Sein Stück, mit einem sehr scharfen Blick auf die Gesellschaft, wurde von Christoph Simon bereits in einzigartiger Weise geschrieben und dann äusserst gekonnt vorgetragen. Dabei zog der Gewinner des Salzburger Stiers und zweifacher Schweizer Meister im Poetry Slam sämtliche Register, die ihm auch die renommierten Preise eingebracht hatten. Einzigartig aber waren seine neuen Wortschöpfungen und die spezielle Aneinanderreihung von Worten. Beinahe jeder Satz mit Pointe oder einem Seitenhieb an die Gesellschaft. Es schien, als ob Simon kein einziges Wort gesprochen hätte, dass nicht wohlüberlegt platziert worden war. Christoph Simon, der Wortakrobat überzeugte voll und ganz. Auch durch seine ganz besondere, sehr leicht wirkende, fliessende Vortragsweise. Mehr brauchte der Berner nicht. Keine Requisiten, keine schrillen Kleider, nur sich, seine Sprache, seine Mimik. Dazu dann und wann ein verschmitztes Lächeln. So auch, als er die Gästeschar in die Pause entliess. Dann der vermeintliche Schluss. Es folgte grosser Applaus. In der geforderten und auch gegebenen Zugabe dann eine ungeahnte Weiterentwicklung des Stücks. So begeisterte Christoph Simon mit seiner Erzählung von der ersten Sekunde weg bis zum letzten Wort der Zugabe.

Nun geht die Walzehuser Bühne in die Sommerpause, um im September mit einem Chanson-Abend aufzuwarten.

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