Ein Wechsel in der Rhodskommission

Rhodshauptmann Markus Koster durfte an der Versammlung der Schwendner Rhode mehr als 100 Rhodsgenossinnen und -genossen begrüssen.

  • Die Schwendner Rhodsfahne zuvorderst beim Einzug in die Pfarrkirche für den Landsgemeinde-Gottesdienst. (Bild: Monika Schmid)

    Die Schwendner Rhodsfahne zuvorderst beim Einzug in die Pfarrkirche für den Landsgemeinde-Gottesdienst. (Bild: Monika Schmid)

Bei seiner Begrüssung richtete Rhodshauptmann Markus Koster einen speziellen Gruss an jene, die das erste Mal die Rhodsgemeinde besuchten. Ein weiterer Gruss galt all denjenigen, die der Gemeinde aus Krankheitsgründen fernbleiben mussten. Markus Koster wünschte ihnen gute Besserung. Ruedi Ulmann gratulierte er zur Wiederwahl als Bauherr. Ebenso gratulierte er Thomas Dörig, Markus Koster und Dominik Ebneter zur Wiederwahl im Kantonsgericht. Er dankte ihnen für ihren Einsatz in der Gesellschaft.

Ein Blick in die Geschichte

Ferner ging Hauptmann Markus Koster in seiner Begrüssungsrede auf die Aufgaben und die Bedeutung der Rhoden in früheren Zeiten ein. So merkte er an, dass die Rhoden keine Erfindung der Bevölkerung gewesen seien, sondern ein organisatorisches Konstrukt des Abtes und des Klosters St. Gallen, das als wirtschaftlicher Abgabenkreis zusammengefasst werden kann. Wie in anderen Regionen mit ähnlichen Strukturen wurde das Gebiet geographisch grob gruppiert in Höfe und Wohnhäuser und in ursprünglich sechs Rhoden eingeteilt. Vom Abt in St. Gallen wurde zur Verwaltung dieses Untertanengebiets die Burg Clanx erbaut und ein Ammann eingesetzt, der wiederum sogenannte Rhods­meister zur Seite hatte, die ihm bei der Kontrolle und dem Eintreiben der Steuern halfen.

Nebst Abgaben, die geleistet werden mussten, wissen wir aus Quellen von einer Vogtsteuer, einer Kirchensteuer, aber auch von der Pflicht, im Kriegsfall dem Kloster St. Gallen Wehrmänner für militärische Dienste zur Verfügung zu stellen. Hier findet sich beispielsweise eine aufschlussreiche Quelle von einem sogenannten Waffenrodel, also einer Art Grundbuch oder Verzeichnis, welches wahrscheinlich eine Zeit um 1400 beschreibt. Die Quelle dokumentiert 413 in den Appenzeller Rhoden liegende Haushaltungen, die zusammen 290 Brustharnische, 301 Helme, 308 Paar Eisenhandschuhe, 291 Halbarten – das sind hellebardenähnliche Stangenwaffen – sowie 19 Armbrüste besessen haben und einsatzbereit halten mussten.

Es kann angenommen werden, dass die damaligen Appenzeller bald nach mehr Selbstverwaltung und Unabhängigkeit strebten. Historiker sehen die Rhoden auch eindeutig an den Anfängen der Freiheitsbewegung beteiligt. Für das Jahr 1378 ist ein Anschluss der Rhoden mit den Orten Hundwil, Gais, Urnäsch und Teufen an einen grösseren Städtebund mit den Reichsstädten Konstanz, Ulm, Rottweil und Lindau bezeugt. Dieses Eintreten in den Städtebund wurde vom Kloster St. Gallen geduldet.

Wenige Jahre später allerdings, um 1403 in Vögelinsegg und 1405 am Stoos, gingen die Appenzeller vereint einen Schritt weiter und erkämpften sich – wie uns allen noch aus der Schule bekannt ist – das Recht auf Selbstverwaltung und liessen die äbtischen Verwalter, den Ammann samt der Burg Clanx, verschwinden. Die Rhoden verkörperten fortan das öffentliche Gemeinwesen und erhielten demokratische Strukturen. Die Rhodsgemeinde musste für Entscheide tagen, wählte pro Rhode zwölf Klein- und Grossräte in den Landrat. An die Stelle eines vom Abt eingesetzten Rhodsmeisters trat der Rhodshauptmann, der von den Genossen gewählt wurde. Damit wurde gleichwohl auch der militärische Charakter betont. Nicht mehr wegen des Kriegsdienstes für St. Gallen, sondern wegen der Selbstverteidigung, die grosse Bedeutung erhielt. Später waren die Rhoden auch für die finanzielle Unterstützung des Schulwesens oder das Mittun bei der Gründung und dem Bau von Kirchen, wobei die Rhoden beispielsweise in Brülisau und Gonten nachweislich behilflich waren, verantwortlich. Darüber hinaus wurden dem Rhodshauptmann teilweise auch richterliche Aufgaben übertragen wie die Beurkundung und Schätzung von Schuldbriefen. Die Parallelen zu den heutigen Bezirken sind unverkennbar.

Die Rhodszugehörigkeit konnte sich durch natürliche Prozesse wie Umzüge innerhalb des Landes, Emigration, aber auch durch Immigration neuer Familien verändern. In der Verfassung von 1814 werden die Rhoden zu einem Teil als Zusammenschluss von Bewohnern der definierten Gegenden, zu einem anderen Teil als Zusammenschluss aus verschiedenen Geschlechtern erläutert. Einige Jahre später ist 1829 in der Verfassung nur noch die Rede von «aus verschiedenen Geschlechtern zusammengesetzten Rhoden», so wie wir sie heute kennen.

Sepp Räss folgt auf Damian Keller

Nach der Eröffnungsansprache verlief die Rhodsgemeinde zügig gemäss den üblichen Traktanden. Die Rhodsrechnung, geführt von Rebekka Dörig, schliesst für das Jahr 2023 mit einem Gewinn von 200.75 Franken. Nachdem das Wort zur Rechnung nicht gewünscht worden war und Reto Fuster den Revisorenbericht vorgelesen hatte, stimmte die Versammlung über die Rechnung ab. Die Rhods­rechnung wurde einstimmig angenommen und somit Rebekka Dörig für die Führung der Kasse und der Kommission Entlastung erteilt.

Beim Traktandum «Wahlen» wurde Damian Keller nach 15-jähriger Amtszeit in der Rhodskommission mit einem herzlichen Applaus verabschiedet. Für ihn wurde Sepp Räss in die Kommission gewählt. Markus Koster wurde einstimmig wiedergewählt. Die weiteren Rhodskommissionsmitglieder wurden in globo einstimmig bestätigt.

Zum Schluss dankte Markus Koster dem Fähnrich Sepp Fuster, Chöpfelis, der die Schwendner Rhode auch dieses Jahr würdevoll mit seinen zwei Junkern an der Landsgemeinde vertreten hatte. Bei den Junkern waren Crispin Ebneter und Elias Koster bereits das zweite Mal an der Landsgemeinde im Einsatz. Markus Koster bedankte sich bei den Junkern und dem Fähnrich sowie den Eltern, welche jeweils um die Uniform besorgt sind.

Nachdem niemand das Wort zum Traktandum «Allfälliges» ergriffen hatte, bedankte sich Markus Koster bei allen Rhodsgenossinnen und -genossen für ihr Erscheinen und beendete die Rhodsgemeinde 2024.

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