Dynamisch und selbstbewusst

Unter dem Titel «Der Blick zurück» begrüsste die «Wandelbar» in Herisau am Samstag zu einer Reise in die Geschichte von Platz und Obstmarkt.

  • Die Wandelbar-Gäste lassen sich informieren. (Bilder: zVg)

    Die Wandelbar-Gäste lassen sich informieren. (Bilder: zVg)

  • Historiker Thomas Fuchs gibt Erklärungen ab.

    Historiker Thomas Fuchs gibt Erklärungen ab.

Nach dem Blick in die Zukunft mit Raumplaner Bruno Bottlang Ende April lud die «Wandelbar» am ersten Mai-Samstag zu einem Blick in die Vergangenheit. Dass gleich an zwei aufeinanderfolgenden Samstagen Anlässe zum Thema Platz/Obstmarkt stattfanden, ist kein Zufall. Am 9. Juni stimmen die Herisauerinnen und Herisauer über einen Kredit für die Neugestaltung und Sanierung dieser beiden Plätze ab. Die Organisatoren machten denn auch keinen Hehl daraus, dass sich die Stiftung Dorfbild – Initiantin der «Wandelbar» – für ein Ja zu diesem Kredit stark macht. Die möglichen zukünftigen Veränderungen waren für Historiker und Museumsleiter Thomas Fuchs kein Thema. An drei Standorten rund um die evangelische Kirche führte er die gut 50 Interessierten in die bauliche Geschichte von Platz und Obstmarkt.

Architektonische «Rückbesinnung»

In der Schweiz hat nur das Berner Münster eine grössere Glocke als die Herisauer Kirche. Eindrücklich ist der beschwerliche Weg, den das Meisterwerk des Giessers Franziskus Antonius Grieshaber im Jahre 1807 vom einstigen Zisterzienserkloster in Salem bis nach Herisau überwinden musste. Für Fuchs ist dies ein Beispiel der selbstbewussten und dynamischen Art der Herisauer. Diese betonte er während seinen Ausführungen immer wieder – beim Übergang von den Holzhäusern zu den stolzen Steinbauten, die heute den Platz säumen, bei deren baulichen Veränderungen, bei den ersten Häusern mit Flachdach, der Bauweise des heutigen Regierungsgebäudes oder auch bei der Architektur der neuen Kantonalbank (heute UBS).

Anhand zahlreicher historischer Aufnahmen aus dem Fundus des Herisauer Museums machte Thomas Fuchs den steten Wandel sichtbar, führte baulich vom Barock über den Spätbarock zum Klassizismus und zum Heimatstil. Er erwähnte nicht realisierte Projekte, wie etwa das Hochhaus am Obstmarkt, und sprach von der architektonischen «Rückbesinnung», also von der Renovation von Gebäuden zurück zu ihrer mehr oder weniger ursprünglichen Architektur.

«Qualitäten wiederbeleben?» Zum Abschluss seines einstündigen Ausflugs in die Geschichte erklärte er, es gelte, sich gut zu überlegen, wie heute etwas weiterentwickelt würde. Dafür solle man sich fragen, wo heute die Qualitäten lägen und wo eben auch nicht. Und: «Gab es früher Qualitäten, die wir heute wiederbeleben könnten?» Diese Frage lieferte den Teilnehmenden beim anschliessenden Apéro unter den Bögen des ehemaligen Herisauer Rathauses noch regen Diskussionsstoff. Nicht nur, aber auch im Hinblick auf die kommende Abstimmung.

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