Das fünfte Buch Kunst Fest «Kleiner Frühling» begeisterte an Pfingsten ein grosses Publikum. Nach dem literarischen Spaziergang am Samstagnachmittag mit vier Stationen in verwunschen Gärten unterhielt sich am Samstagabend Robert Menasse, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren, mit SRF-Moderatorin Nicola Steiner über die EU. Die Diskussion vor voll besetzten Stuhlreihen in der Kunsthalle war aufschlussreich, zum Nachdenken über den Begriff Heimat und zum Hinterfragen der Schweizer Position anregend und sehr unterhaltsam. Viel zu schnell war die Stunde vorbei, in der lebhaft diskutiert wurde und köstliche Anekdoten aus dem Leben des Schriftstellers sowie Vorlese-Passage die Gäste erheiterten. Im Garten der Kunsthalle, unter einem Sommernachthimmel und Lichterketten, umschmeichelt vom Swing Jazz der famosen «Lucky Camels» klang ein wunderbarer, bereichernder Tag aus.
Eine liebgewordene Tradition des Festivals ist jeweils die Sonntagsmatinee. Nach den verschiedenen Sprachmelodien des Vortages gestaltete auch das «Pacific Quartet Vienna» ein kontrastreiches Programm. Die grossartig Musizierenden haben mit beherztem Zugriff das viersätzige Spätwerk «Quintenquartett» von Joseph Haydn und die effektreiche Komposition «Der Tod du das Mädchen» von Franz Schubert interpretiert. Das Publikum war sehr begeistert. Ebenso hingerissen war es von der darauffolgenden «Sternstunde Appenzell»: Thomas Strässle, auch er Mitglied des SRF-Literaturclubs wie Nicola Steiner, unterhielt sich mit der vielsprachigen Lyrikerin, Übersetzerin, Literaturwissenschaftlerin und Buchautorin Ilma Rakusa darüber, was Sprache, Literatur und Poesie vermögen, wenn es rundherum tobt. Die Kosmopolitin, die als Kind in die Schweiz kam, erzählte von der Musikalität der Gedichte, von ihrer Dringlichkeit, von der Dramaturgie und Freiheit in der Spracharbeit. Die beiden diskutierten auf der frühlingsgrünen Bühne auch über Osteuropa, dessen Geschichte, Kultur und Staaten Ilma Rakusa bestens kennt.
Am Nachmittag stellte Vera Ida Müller vor einem kleineren Kreis Interessierter in der Kunstbibliothek der Kunsthalle den von ihrem Vater vor 40 Jahren in St.Gallen gegründeten Kunstbuchverlag Vexer vor. In Gesprächen mit vier Kunstschaffenden, die Buchprojekte mit ihr entwickelt haben, und anhand von vielgestaltigem «Anschauungsmaterial» bekamen die Zuhörenden Einblick in die Konzepte und die aufwendige Umsetzung von besonderen Büchern, die auch Kunstwerke sind.
Mit einer Lesenacht wurde das Buch Kunst Fest «Kleiner Frühling» am Sonntagabend abgeschlossen: Im Bücherladen wurde die ganze Nacht der Roman «Tell» von Joachim B. Schmitt vorgelesen. Der Schweizer Autor, der in Island lebt, war die ganze Nacht per Zoom dabei.