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Was machen Lehrpersonen eigentlich an einer Weiterbildung genau?

Differenzierung und Individualisierung: «Was machen wir schon in dieser Richtung? Welche Chancen und Herausforderungen sehen wir bei neuen Ideen? Wie gehen wir mit der immer grösseren Heterogenität in Klassen um?» Am letzten Tag der Weihnachtsferien trafen sich die Herisauer Lehrpersonen zu einer Weiterbildung.

  • Podiumsgespräch mit (v.l.) Rahel Tschopp, Xavier Scherrer, Alex Porta, Yvonne Strässle, Martin Stark und Barbara Nef.

    Podiumsgespräch mit (v.l.) Rahel Tschopp, Xavier Scherrer, Alex Porta, Yvonne Strässle, Martin Stark und Barbara Nef.

«Individualisieren heisst nicht einfach ‘Laisser faire’, es ist auch keinesfalls zu verwechseln mit der Erziehung zum Egoismus», sagte Rahel Tschopp. Sie ist Primarlehrerin, Schulische Heilpädagogin und Schulleiterin; sie studierte Business Coaching und arbeitet in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen. «Denkreise ins neue Jahr» war der Titel ihres Referates und der obligatorischen Weiterbildung der Schule Herisau.

«Die Vielfalt berücksichtigen»
Man habe sich den Bereich Differenzierung und Individualisierung im Herisauer Schulprogramm 2023 bis 2027 als Schwerpunkt gesetzt, sagte Abteilungsleiter Alex Porta. Dort heisst es: «Wir berücksichtigen die Vielfalt der Lernenden und ermöglichen Erfolgserlebnisse.» Rahel Tschopp hat grosse Erfahrung im Bereich von Lernformen, im Schulcoaching und im Unterrichtseinsatz von Medien. Die Referentin berichtete von Schulen im In- und Ausland, von Wahlangeboten, angepassten Lernprogrammen. Sie stellte individuelle Arbeitsplätze, andere Lernorte sowie neue Formen der Zusammenarbeit in Schulteam und Klasse vor. «Autonomie, Kompetenz und Zugehörigkeit sind wichtige Begriffe, wenn es darum geht, gerne in die Schule zu gehen.»

Ressourcen geschickt einsetzen
In einem Podiumsgespräch unterhielt sich Alex Porta mit der Referentin und den Lehrpersonen Barbara Nef, Xavier Scherrer, Martin Stark sowie Yvonne Strässle. Sie berichteten aus dem Alltag und nannten Beispiele für ihren Umgang mit Heterogenität. Die Schule Herisau stelle viele Ressourcen zur Verfügung. «Die Kunst ist, die Lehrpersonen, Schulischen Heilpädagoginnen, Klassenassistenzen, Zivildienstleistenden und Praktikantinnen geschickt einzusetzen», wurde gesagt. Auch der Umgang mit Lernenden, die die Lehrpersonen durch ihr Verhalten an ihre Grenzen bringen, war ein Thema. «Sie sind in jedem System eine Herausforderung», sagte Rahel Tschopp. «Da gilt es, Wege zu finden, welche die Lehrpersonen nicht überfordern.»

Nicht nur an digitalen Geräten
Nachher trugen die Lehrpersonen in Gruppen zusammen, was schon umgesetzt wird. Als Beispiele seien erwähnt: Tages- und Wochenplan, Niveaugruppen, individuelle Wahl des Prüfungszeitpunktes, Wahlangebote, Projektarbeiten, Ateliers, individuelle Aufgabenstellungen, offene und selbstdefinierte Aufgaben, unterschiedliches Tempo, Werkstattunterricht, klassenübergreifende Lerngruppen. Die Lehrpersonen überlegten sich, mit welchen Herausforderungen und Fragen sie sich auseinanderzusetzen haben: Welche Grösse von Lerngruppen ist anzustreben? Wie soll in der Beurteilung von individuellen Kompetenzen vorgegangen werden? Wie kann gewährleistet werden, dass die Individualisierung (auch) im sozialen Umgang und nicht einfach an digitalen Geräten stattfindet?

«Dafür ist auch Mut nötig»
Was sollen die Lehrpersonen aus der Weiterbildung mitnehmen?
Carol van Willigen, Mitglied der Schulleitung: «Wir machen in allen Stufen schon einiges in dieser Richtung. Wichtig ist, dass die von der Referentin angesprochene Denkreise eine Anregung darstellt, Neues auszuprobieren, andere Wege zu versuchen. Dafür ist auch Mut nötig.»

Wie unterstützt die Schulleitung die Lehrpersonen?
«Wir sind sehr offen, wenn eine Schuleinheit Ideen umsetzen möchte. Wir ermuntern auch dazu. Der Lehrplan lässt vieles zu. Zudem ist der Austausch darüber wichtig, was in den Schulhäusern schon mit Erfolg stattfindet.»

Spüren Sie nun grosse Erwartungen?
«Unsere Lehrpersonen gehen das Ganze in aller Regel realistisch an. Natürlich gibt es ab und zu Wünsche. Bei den Finanzen oder räumlichen Bedürfnissen sind uns aber die Hände oft gebunden. Bauliche Änderungen lassen sich nicht ohne Weiteres umsetzen. Bei einzelnen Schuleinheiten sind die Platzverhältnisse sehr eng. Wir schauen im konkreten Fall, wo wir Verbesserungen vornehmen können.»

Eine Publikation der Gemeinde Herisau.

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