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Es wird wieder gepfadet: «Schneeräumen ist vor allem Organisation»

Der Herisauer Werkhof ist für den Winterdienst der Gemeindestrassen und Trottoirs verantwortlich. Betriebsleiter Thomas Schmid erklärt, wann ein Tag nach einer verschneiten Nacht beginnt, welche Strassen zuerst gepfadet werden und wie sein Team organisiert ist.

  • Die Gemeindemitarbeitenden pfaden rund 51 Strassenkilometer.

    Die Gemeindemitarbeitenden pfaden rund 51 Strassenkilometer.

  • In Herisau stehen bis zu 20 Fahrzeuge im Einsatz.

    In Herisau stehen bis zu 20 Fahrzeuge im Einsatz.

Zum Bild des perfekten Winters gehören verschneite Berggipfel, ein strahlend blauer Himmel und weisse Weihnachten. Doch die kalte Jahreszeit hat auch ihre Kehrseiten. Vereiste Fahrbahnen, hohe Schneehaufen und matschige Trottoirs – der Winter strapaziert gerade im Verkehr immer wieder die Geduld. «Wer bei uns arbeitet, muss den Winter mit all seinen Seiten mögen», sagt Thomas Schmid, Betriebsleiter des Gemeinde-Werkhofs von Herisau. «Wir mögen es, wenn die Welt unter einer dicken Schneeschicht steckt. Sommerkinder haben es bei uns eher schwierig.» Schmid und seine Mitarbeitenden verantworten den Winterdienst in der Gemeinde. In dieser Funktion pfaden sie Strassen, Gehwege und Treppen. «Unser Team umfasst 19 Personen. Bei viel Neuschnee wird der Grossteil davon aufgeboten. Dazu kommen je nach Schneemenge zusätzliche externe Helfer, die uns bei Bedarf unterstützen. Dabei stehen wir mit bis zu 20 Fahrzeugen inklusive Externe im Einsatz.»

Tagwacht um 3 Uhr
Der Werkhof kümmert sich im Winterdienst um 51 Kilometer Gemeindestrassen, 40 Kilometer Trottoirs und zahlreiche Wege und Treppen. «Wir sind so organisiert, dass sich fünf Personen mit Pikettdienst abwechseln», erklärt Thomas Schmid. «Der jeweilige Dienstchef entscheidet bei Schneefall, wie viele Mitarbeitende aufgeboten werden.» Der Dienst beginnt um 3 Uhr morgens, dann wird die Situation ein erstes Mal bewertet. Je nach Situation informiert der Pikettchef die Mitarbeitenden und im Bedarfsfall auch die externen Fahrer. Diese müssen innerhalb von 30 Minuten im Werkhof sein oder die Tour beginnen. Jeder Fahrer habe seine fixe Route. Auf Prioritätenlisten sei festgehalten, in welcher Reihenfolge die Strassen und Wege gepfadet werden. «Bei 30 Zentimetern Neuschnee dauert die erste Fahrt rund zwei Stunden. Danach treffen wir uns zu einer Besprechung und entscheiden, ob weitere Runden absolviert werden müssen. Diese offene und direkte Kommunikation untereinander ist mir sehr wichtig.»

Bei den Strassen werden die stark befahrenen Hauptachsen wie beispielsweise Busstrecken zuerst gepfadet. Gleichzeitig rückt ein «Treppenteam» mit Schaufeln aus, um die Stufen vom Schnee zu befreien. «Die Trottoirs werden zeitlich versetzt zu den Strassen abgefahren, um die Schneehaufen abzutragen und die Fussgängerstreifen freizulegen.» Den Winterdienst bezeichnet Thomas Schmid vor allem als eine sehr komplexe Organisation. «Unsere Fahrer müssen sich an die Routen halten, ohne Absprache dürfen keine anderen Strassen oder Wege gepfadet werden. Sonst entsteht ein grosses Durcheinander mit andern Räumungsdiensten.»

Die Zusammenarbeit mit Kanton, privaten Schneeräumungsunternehmen oder Flurgenossenschaften, die sich um ihre eigenen Pfade kümmern, beschreibt Thomas Schmid als eingespielt. «Die Fahrzeuge des Kantons sind in der Regel vor uns unterwegs. Dadurch finden wir bereits gepfadete Strassen vor, wenn wir mit unseren Arbeiten beginnen. In dieser Maschinerie muss ein Rädchen ins andere greifen, damit dieser Ablauf reibungslos funktioniert.»

Die Schiedsrichter des Winters
Im Gegensatz zum Kanton verfügt der Werkhofbetrieb über keine systematische Abdeckung der Gemeinde mit Wetterstationen. «Wir fahren acht bis zehn neuralgische Punkte ab, an denen wir Informationen wie Uhrzeit, Temperatur und Strassenzustand notieren. Basierend auf diesen Messwerten treffen wir unsere Entscheidungen», erklärt Thomas Schmid. «Der Pikettchef fungiert als eine Art Schiedsrichter: Was er sagt, wird ausgeführt und akzeptiert.» Sein Team bezeichnet der Leiter als eingespielt und kommunikativ. «Erfahrung und Routine spielen eine tragende Rolle. Wir haben mittlerweile alle ein gutes Gespür für den Winterdienst. Aber klar, wenn es über Nacht einen halben Meter Neuschnee hinwirft und weiterschneit, sind wir mehrere Tage gefordert. Da spüren auch wir den Druck – zumal wir unseren anderen Aufgaben ebenfalls gerecht werden müssen.»

Neben dem Winterdienst betreibt das Team des Werkhofs unter anderem die Beleuchtung, unterhält die Fuss- und Wanderwege und ist für die gesamte Reinigung zuständig. «Wenn der Winterdienst alle Mitarbeitenden bindet, laufen diese Aufgaben nebenher, weil die Verkehrssicherheit priorisiert wird», so Schmid. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung nehme er grösstenteils als positiv wahr. «Aber gerade im Winter gibt es immer wieder einmal Reklamationen. Wir können jedoch nicht in den ersten 15 Minuten in jeder Ecke Herisaus sein. Da vertrauen wir auf Akzeptanz und den gesunden Menschenverstand der Bevölkerung.»

Wichtige Ruhezeiten
Die Arbeitstage bei starkem Schneefall können lang werden für die Mitarbeitenden des Werkhofs. «Die erste Runde beginnt je nach Witterungsverhältnissen gegen 4 Uhr, die letzte fahren wir nach Möglichkeit zwischen 18 und 20 Uhr. Dann werden die Busstrecken nochmals gepfadet, damit die Fahrzeuge bis Betriebsschluss unterwegs sein können.» Die Ruhezeiten bis zum nächsten Einsatz sind Thomas Schmid wichtig. «Wir sind keine Maschinen und können nicht die ganze Nacht durcharbeiten. Zwischen 21 und 3 Uhr behält die Polizei die Strassen im Blick. Da kann es aber schon vorkommen, dass der Pikettchef und sein Team nochmals an die Arbeit müssen, weil sich vielleicht Blitzeis gebildet hat und dadurch eine akute Gefahr besteht.»

«Wir lieben unsere Arbeit»
Der Pikettdienst für die kalte Jahreshälfte dauert noch bis zum 19. April. «In dieser Zeit müssen alle Mitarbeitenden und Externen auf Abruf bereit sein, weil das Wetter in dieser Phase unvorhersehbar ist.» Den diesjährigen Winter beschreibt Thomas Schmid als normal. «Schnee im November und viel Regen im Dezember gab es früher schon. Das ist nicht aussergewöhnlich.» Der Betriebsleiter hält fest, dass es immer wieder ruhigere Phasen im Winterdienst gibt. Dann geht das Team seinen alltäglichen Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten nach. «Aber gerade wenn es richtig schneit, ist es ein sehr anspruchsvoller Job. Trotzdem lieben wir unsere Arbeit und die täglichen Herausforderungen – und spüren dann oft auch die Wertschätzung der Bevölkerung.»

Eine Publikation der Gemeinde Herisau.

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