Mehr als 600 Menschen auf dem Friedensweg nach Heiden

Nach zwei coronabedingten Unterbrüchen in den Jahren 2020 und 2021 fand der traditionelle länderübergreifende Bodensee-Friedensweg nach dem letzten Jahr im österreichischen Bregenz an diesem Ostermontag, 10. April turnusgemäss in der Schweiz, im appenzellischen Dunant-Dorf Heiden statt.

  • Die Gesprächsteilnehmer auf dem Dunant-Platz. (Bilder: zVg)

    Die Gesprächsteilnehmer auf dem Dunant-Platz. (Bilder: zVg)

  • Vor der Peace Bell im Dunant-Museum Heiden.

    Vor der Peace Bell im Dunant-Museum Heiden.

  • Swisspeace-Direktor Laurent Goetschel. (Bilder: zVg)

    Swisspeace-Direktor Laurent Goetschel. (Bilder: zVg)

Mehr als 600 Menschen wanderten am Ostermontag in einem Sternmarsch von Grub, Wolfhalden und vom Bahnhof Heiden zum Dunant-Museum, wo die dort stationierte Peace Bell aus Nagasaki im Gedenken an die zerstörerische Wirkung der Atomwaffen geläutet wurde. Abgeschlossen wurde die Kundgebung auf dem Dunant-Platz mit einem vom Präsidenten des Vereins Dunant-Museum Andreas Ennulat moderierten Gespräch. Daran beteiligt waren die St. Galler SP-Nationalrätin und Ständeratskandidatin Barbara Gysi, der Direktor der Schweizerischen Friedensstiftung Swisspeace in Basel Laurent Goetschel sowie der frühere Uno-Korrespondenten Andreas Zumach. Das Thema des diesjährigen Friedensweges: «Zusammen-Halt! Frieden und Klima für unser Überleben». Die Sorge um den internationalen Frieden und den Klimawandel stand schon im Zentrum des letztjährigen Friedensweges («Es geht ums Ganze! Klima. Gerechtigkeit. Frieden»).

Vom Krieg überschattet

Doch auch am diesjährigen Friedensweg überschattete der nun ein Jahr andauernde Krieg Russlands gegen die Ukraine und die damit zusammengebrochene europäische Friedensordnung die Kundgebung. So wurde am Gespräch zum Abschluss der Kundgebung das Thema Klima leider schlicht ausgelassen. Andreas Ennulat griff zuerst das in der Schweiz dominierende Thema der Neutralität im Ukrainekonflikt auf und stellte Fragen, was heute eine neutrale Haltung, und was Pazifismus noch bedeute. Antworten lieferte Laurent Goetschel, der zuerst die rechtliche Stellung der Schweizer Neutralität ausführte und darauf hinwies, dass dies ursprünglich nur das Recht auf Nicht-Teilnahme an militärischen Konflikten durch Drittstaaten bedeutete, aber klar darauf bestand, dass die Neutralität nur ein Verhältnis zwischen Staaten bedeutet, es aber alles andere als eine gesellschaftliche Gesinnungsneutralität gibt und umso mehr Partei ergriffen werden sollte, weil man militärisch nicht involviert ist. So sind etwa nicht-militärische Sanktionen gegen kriegerische Angreifer völlig legitim. Die Schweiz müsse alles dafür tun, das humanitäre Völkerrecht zu verteidigen. Andreas Zumach fand, der Pazifismus sei deswegen nicht gescheitert, weil es ihn gar noch nie irgendwo gab. Frieden schaffen ohne Waffen heisse, sich rechtzeitig dafür einzusetzen, im Kriegsfall sei es dafür zu spät.

Hoffnung auf Wiederaufbau

Transparente und Forderungen an der Kundgebung riefen zur andauernden Solidarität mit der Ukraine auf, setzten sich für einen sofortigen Stillstand der Waffen ein und für entsprechende Friedensverhandlungen, die allerdings noch keinerlei Anzeichen auf der Seite der russischen Besatzungstruppen erkennen lassen. Trotzdem besteht die Hoffnung, dass an den nächstjährigen Ostern über den Wiederaufbau und nicht die Zerstörung der Ukraine diskutiert werden muss und schon gar darauf, dass die militärische Eskalation nicht ausartet. Der Widerstand gegen die atomaren Waffendrohung bildete ja jahrzehntelang den Schwerpunkt der Ostermarschbewegung in den drei Ländern, in deren Tradition der Bodensee-Friedensweg steht. Nachdem sich die Menschheit lange Zeit mit der vorgeblichen Abschreckungswirkung der Atomwaffen mehr oder weniger abgefunden hatte, hat Putins offene Drohung mit dem Einsatz von sogenannten taktischen Atomwaffen im Krieg gegen die Ukraine und deren angekündigte Stationierung in Belarus unmissverständlich in Erinnerung gerufen, dass Atomwaffen keineswegs nur der Abschreckung, sondern als Erpressung in konventionellen Kriegen dienen. Die Forderung nach einer weltweiten atomaren Abrüstung ist deshalb dringlicher denn je, der bisher unterlassene Beitritt Deutschlands und der Schweiz zum Uno-Atomwaffenverbotsvertrag wurde in beiden Ländern schon lange kritisiert und am Friedensweg vehement gefordert.

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