Heimat braucht Bewegung

Viel Publikum, Musik, Comedy, Dorfrundgänge und ein Manifest: Die 19. Ausserrhoder Kulturlandsgemeinde vom letzten Sonntag in Hundwil hat Heimat in vielen Facetten zum Erlebnis gemacht.

  • Rollender und rufender Shuttle auf dem Weg zur Mitledi Hundwil. (Bilder: zVg/Andri Vöhringer)

    Rollender und rufender Shuttle auf dem Weg zur Mitledi Hundwil. (Bilder: zVg/Andri Vöhringer)

  • Auf Dorf-Erkundung mit Margrit Müller und Hans-Ruedi Beck.

    Auf Dorf-Erkundung mit Margrit Müller und Hans-Ruedi Beck.

  • Kritisch-humorvolle Interventionen zur Appenzeller Heimat von Reena Krishnaraja.

    Kritisch-humorvolle Interventionen zur Appenzeller Heimat von Reena Krishnaraja.

«es heimatet – wir heimaten» hiess das Thema. Lanciert worden war es im Vorjahr am Festival im Zeughaus Teufen, die Fortsetzung fand es jetzt am Festival-Echo in Hundwil. Mitwirkende und ein engagiertes Publikum haben Heimat(en) befragt, erwandert, debattiert und in künstlerischen Interventionen in den Blick genommen.

Dorfrundgänge und Heimatklänge

Im Zentrum stand der Veranstaltungsort selber: Hundwil. Auf vier Rundgängen konnte das Hinterländer Dorf erkundet werden. Eine Wanderung mit Verena Lauchenauer und Margot Blaser führte zur versteckten «Sprechenden Brücke» im Rachentobel, eine weitere zu den Kindheitsorten des Musikers Steff Signer. Der Rundgang mit der Gemeindepräsidentin Margrit Müller und dem kantonalen Denkmalpfleger Hans-Ruedi Beck gab Einblicke in die Entwicklung des Bauens und Wohnens im Dorf, und Vera Marke öffnete ihr historisches Bürgerhaus am Landsgemeindeplatz, in dem sie ein Forschungsprojekt zur Farbgeschichte betreibt.

Kritisch-humoristisch knöpfte sich Reena Krishnaraja, Gewinnerin des Comedy Awards 2022, das Appenzellerland zwischen Grub und Hundwil vor. Auch die «Heip», die Heimatpost der Kulturlandsgemeinde, verfasst von der Comiczeichnerin Julia Kubik, betrieb Provinzforschung am Beispiel des Veranstaltungsorts. Den urbanen Gegenpol zeigte die Videodokumentation «Es gibt keine Anderen» aus der Berner Grossüberbauung Tscharnergut, die Sarah Elena Müller und Johannes Werner im Rahmen der virtuellen Residenz der Kulturlandsgemeinde geschaffen haben und die auch online zu sehen ist.
Baukulturelle Fragen um die Veränderung der Stallbauten im Appenzellerland wurden an einem Architekturstammtisch lebhaft diskutiert. Performerinnen um die Choreographin Gisa Frank begleiteten mit Rapid, Trichtern und vielsprachigen Heimatrufen den Anlass. Sänger des TV Hundwil eröffneten das Programm mit Zäuerli, und mit facettenreichen elektronischen Heimatklängen zwischen Mexiko, Berlin und Wald AR beschloss der aus Kolumbien stammende Musiker Carlos Hidalgo, im Zusammenspiel mit Walter Neff, Benjamin Rempfler und Judith Keller, den Tag.

Für ein «Menschenrecht auf Heimat»

Spartenübergreifend, interdisziplinär, künstlerisch und am Puls der Themen, die die Gesellschaft beschäftigen: Mit dieser Ausrichtung stand und steht die Kulturlandsgemeinde seit der ersten Durchführung 2005 einzigartig in der regionalen und nationalen Kulturlandschaft.
Ihr Abschluss ist traditionellerweise die Sendschrift, das Manifest der Kulturlandsgemeinde, in die Eindrücke, Erkenntnisse und Forderungen zum Thema einfliessen und die am Anlass live vorgetragen wird. Unter anderem hält die Sendschrift 2024 fest, dass Heimat nichts je Fertiges ist, sondern immer wieder neu gestaltet werden muss und kann. Sie feiert den offenen Blick, das Unterwegssein und die Vielsprachigkeit und proklamiert ein Menschenrecht auf Heimat. Die vollständige Sendschrift, verfasst von Suramira Vos und Peter Surber, ist online nachzulesen.

www.kulturlandsgemeinde.ch

2
13

Weitere Artikel

Schreibe einen Kommentar