«Etwas Vergleichbares wie die Freizeitarbeiten-Ausstellung des Appenzeller Gewerbes gibt es nirgendwo in der Schweiz», ist Andreas Welz, Präsident der Kommission Freizeitarbeiten, überzeugt.
Einzigartige Leistungsschau
Gut 210 Lernende stellten aus, entwarfen Plakate, grillten, kochten und beschallten den Festsaal. Elf Lernende mit Nachnamen Manser, sieben Inauen und sieben Fässler nahmen teil. 86 Teilnehmende hatten ihren Wohnsitz in Innerrhoden, 70 in Ausserrhoden, 36 im Kanton St.Gallen und aus dem fernen Horgen im Kanton Zürich kam die Steinmetzin, die ihre in Herisau hergestellten Blumentöpfe aus Teufener Sandstein ausstellte. Bäcker-Konditoren, Schreiner, Zimmerleute, Metallbauer, Landmaschinenmechaniker, Landwirte und Werbetechniker stellten aus. Auch Fachleute wie die Weissküfer und Siebdrucker, deren Berufe als aussterbend gelten, zeigten stolz ihr Können. Die Firmen Wyon und KUK nutzten die Gelegenheit, in Gruppenarbeiten Marketing-Möbel für den Auftritt an Messen und in Verkaufsräumen herstellen zu lassen. Die mächtige Teilnahme von 20 angehenden Apparate- und Anlagebauern der Firma Bühler AG und zehn Polymechanikern und Konstrukteuren der Huber+Suhner AG lässt eine kompetitive und fördernde Firmenkultur erahnen.
Auch Dienstleistungsberufe einbezogen
Als Neuheit brachte die Austragung in Schwende die Mode- und Frisurenschau, die auch Dienstleistungsberufen wie Coiffeusen und Detailhandels-Angestellten im Textilbereich eine Beteiligung ermöglichte. Sechs lernende Grilleure und eine Köchin sorgten für das leibliche Wohl. Die 40 Liter Gemüsesuppe, welche von Lernenden der Hof Weissbad AG hergestellt wurden, waren am Sonntagmittag ausgeschöpft, weiss Wisi Signer, der für den Gastrobetrieb zuständig war. Gut 2000 Grillsachen wurden verkauft und das Bier musste bei der Brauerei Locher schon am Samstagabend nachbestellt werden. Für die Polygrafenklasse von Karin Schwarz ist die Gestaltung der Werbemittel für die Freizeitarbeiten-Ausstellung zu einem festen Höhepunkt im dritten Lehrjahr geworden. Die acht Arbeiten, die in die engere Auswahl kamen, waren in der Turnhalle ausgestellt.
Beliebter Schreiner-Wettbewerb
Mit 36 eingereichten Arbeiten übertraf der alle drei Jahre ausgetragene Schreiner-Wettbewerb die letzte Austragung von 2021 um 44 Prozent. 5500 Franken Preisgeld investierte der Schreinermeisterverband in die Nachwuchsförderung. Aaron Ochsners (Herisau) holte mit seinem Holz-Puch in der Kategorie 3./4. Lehrjahr den ersten Preis (80 Punkte), Mauro Manser (Brülisau) überzeugte mit seinem massiven, überaus sorgfältig gearbeiteten Hobelbank in kontrastreichen Hölzern (77 Punkte) und auf dem dritten Platz sind die Angelkescher (70 Punkte) von Remo Inauen (Weissbad) zu finden. In der Kategorie 1./2. Lehrjahr wurden der grossen Teilnahme wegen sieben Preise vergeben. Von seiner grossen Liebe zum Schachspiel zeugt die Arbeit von Tim Basha (Waldstatt), die mit 65 Punkten den ersten Preis in der Kategorie erhielt. Die Hammerwerferin Salome Rusch (St.Gallen) überzeugte mit ihrem Rollkoffer für die Wettkampfausrüstung (54 Punkte) und Andrina Fritsche rettete die Ehre Innerrhodens mit ihrem drittplatzierten Schmucktröckli mit Familienwappen (51 Punkte). Es folgen: 4. Okke Bouwman (Herisau) mit Schachbrett und Figuren (48 Punkte), Michael Holenstein (Urnäsch) mit einem Sideboard/Fernsehmöbel (47 Punkte), Leo Kirschstein (Walzenhausen) mit einem Schreibtisch mit PC (46 Punkte) und Julian Inauen (Appenzell) mit einem Trompetenmöbel (45 Punkte).
Von der Freizeitarbeiten-Ausstellung in die Ferien
An die 200 Stunden investierte Nicola Fässler, der mit Lea Koller (Detailhandel, 3. Lehrjahr, Zubi) zusammen den Eröffnungsabend der Ausstellung am Freitag moderierte, in die Konstruktion und Fertigung seiner Siebträger-Kaffeemaschine. «Es gab einmal einen Lacher im Saal, bei einer Antwort von Fleischfachmann Sturzenegger», berichtet er nach besonderen Vorfällen befragt, «Was den Lacher auslöste, weiss ich nicht, ich war zu sehr auf meine Moderation fokussiert.». Auf die Idee mit der Siebträger-Kaffeemaschine brachte ihn der Berufsschullehrer, der eine Brüheinheit einer kaputten Maschine hatte. Um diese herum baute Nicola Fässler seine formschöne Siebträger-Kaffeemaschine. Die Materialkosten von gut 2000 Franken brachte er selbst auf. Aber im Werk Appenzell der Bühler AG, wo unter anderem Kaffeebohnen-Röstmaschinen hergestellt werden, durfte er auf Fachwissen, die Metallteile und auf hochwertige Fertigungsmaschinen wie die Laser-Schneidemaschine für Bleche zurückgreifen. Eine besondere Herausforderung war die Erstellung des digitalen 3D-Modells, anhand dessen die CNC-Maschinen die Teile zuschnitten. «Meine Maschine kann mit kommerziellen Maschinen im Preissegment von 8000 bis 9000 Franken mithalten», meint der stolze Erbauer, der nun eine Woche wohlverdienter Ferien angetreten hat.