«Allein schon im Wort Landwirtschaft ist ja auch das Wort Wirtschaft enthalten. Wir alle wissen, dass Landwirte eigentliche CEOs sind», begrüsste Gemeindepräsident Hansruedi Bänziger die zahlreichen Besucher des neunten Wirtschaftsaperos im Ortsteil Leuchen. «Erstmals sind wir in einem landwirtschaftlichen Betrieb und haben wir auch die Landwirte eingeladen.» Weil jeweils mit der ergänzten letztjährigen Liste gearbeitet worden war, gingen die Landwirte bisher unter. Nicht so dieses Mal. Dazu Bänziger: «Wie die allgemein bekannteren Wirtschaftskapitäne führen auch unsere Landwirte ihre Betriebe. Sie fällen laufend Entscheide; müssen ihre Produkte gemäss dem Zeitgeist und Absatzmarkt weiterentwickeln und sich im Besonderen auf ihre Kernkompetenzen und Stärken konzentrieren. Fragen wie ‚Wie steigere ich die Produktivität?‘oder ‚Finde ich neue Absatzgebiete?‘ gehören wie in der übrigen Marktwirtschaft zu den Überlegungen, die ein Manager sich heutzutage ebenfalls macht, ja machen muss. Genau so funktioniert in meinen Augen auch ein landwirtschaftlicher Betrieb oder wie wir hier noch sagen, ein Bauernhof. Nur hat er es tägtäglich nicht mit Excelltabellen zu tun, sondern er kann und darf seinen Boden und seine Tiere hegen und pflegen.» Dann fragte Bänziger: «Doch was täten wir ohne Milch und Butter?»
Franz Rutz kam 1988 als Angestellter des Klosters Grimmensteins nach Walzenhausen. Er führte das angegliederte landwirtschaftliche Gut, um es später als Pächter zu übernehmen. Mit dem Neubau des Stalls im Ortsteil Leuchen machten sich Anita und Franz Rutz nun ganz selbständig. Somit ist die landläufige Bezeichnung «Kloschterbuur» hinfällig. Die Familie Rutz ist ein eigenständiger Betrieb geworden, der einzig die Wiesen des Klosters Grimmenstein in der Pacht bewirtschaftet. Auf dem interessanten Rundgang fand insbesondere der moderne Melkroboter Beachtung. Die Wirtschaftler Walzenhausens, die insgesamt 1300 Arbeitsplätze stellen, zeigten sich fasziniert darüber, welche Daten der Roboter während des Melkvorganges alles abgelesen kann: von der Zusammensetzung der Milch, über die Menge gar jedes Striches bis hin zu Gesundheitsdaten, wird alles per Computer registriert und die Kraftfuttermenge entsprechend zur Verfügung gestellt, individuell für jedes Tier.