Fotografien von Emil Grubenmann

Menschen, denen ihr Leben ins Gesicht geschrieben steht, Portraitkunst auf höchstem Niveau – wer an Meisterwerken dieser Art Freude hat, muss unbedingt die bis 29. Juni geöffnete Ausstellung «Vovogescht ond hüt» – Fotografien aus dem Appenzellerland von Emil Grubenmann im Gade, Golf Gonten, besichtigen.

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Bereits an der Vernissage war der Andrang gross, denn «nichts interessiert den Menschen mehr als andere Menschen», wie es Hanspeter Spörri in seinen einführenden Worten formulierte. Im Zentrum des Schaffens von Emil Grubenmann stehen Menschen, in Gonten sind zahlreiche Gesichtslandschaften von Bauern und Bäuerinnen zu sehen, die Emil Grubenmann vor gut 40 Jahren an der «Vechschau» fotografiert hat: Individuen, ausgeprägte Charaktere – wunderschön, aber das allein ist es nicht. Grubenmann gelingt es, den Menschen zusätzlich noch ganz allgemein zu zeigen, gleichsam als Gattung, das Menschliche an sich. In Grubenmanns Bildern ist ihr ganzes Leben eingeschrieben, die Siege, die Niederlagen, Freud und Leid. Die Bilder enthalten aber noch etwas, man könnte vielleicht sagen, sie enthalten auch die Frage: Wozu soll das alles gut sein? Diese Frage können wir, kann keiner von uns beantworten, sie macht uns Menschen als Menschen zum Rätsel. Und dieses Wissen um das Rätsel Mensch gibt all diesen Portraitierten ihre Würde: dem melancholischen Gesicht ebenso wie dem Strahlemann, dem nachdenklichen Frauenkopf genauso wie dem verschmitzt lächelnden Lebemann.  «Vovogescht ond hüt» heisst die Ausstellung. Und das hat einen guten Grund: «Vo vovogescht» sind die Fotografien aus den 70er-Jahren, alle schwarzweiss. Zum
ersten Mal aber sind an dieser Ausstellung auch Farbfotografien von Emil Grubenmann zu sehen, Fotos von heute. Er hat sich nämlich aufgemacht, die damals Portraitierten wieder zu treffen und 40 Jahre später nochmals zu fotografieren. Entstanden ist dadurch eine Vergleichsmöglichkeit, die vielen Ausstellungsbesuchern viel Freude bereiten dürfte. «De Sepp» (zum Beispiel), damals und heute. Das ist natürlich für all jene, die einen oder mehrere der abgebildeten Bauern persönlich kennen, ganz besonders unterhaltsam. Erhellend ist es aber auch für alle anderen: Bei dem einen zum Beispiel
scheint es kaum zu glauben: Was, dieser Glatzkopf soll einmal so ein Wuschelkopf gewesen sein? Und dann, beim genaueren Hinschauen wird klar: Doch, doch, das ist der selbe Mund. Bei einem anderen ist das Strahlen des Lebemanns abgelöst worden von einer Altersverschmitztheit. Es gibt
aber auch Unterschiede, die einen vermuten lassen: Da ist in den 40 Jahren etwas passiert, das diesen Menschen von Grund auf verändert hat.

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