Die maschinelle Handstickerei prägte ihr Leben

Im hohen Alter von fast hundert Jahren ist Lina Bischofberger-Bänziger am 30. April verstorben. Die mittlerweile verschwundene maschinelle Handstickerei prägte ihr langes Leben, und zu ihrer grossen Freude fand die längst zur Rarität gewordene Maschine im Appenzeller Volkskundemuseum in Stein einen würdigen Platz.

  • Lina Bischofberger-Bänziger, Reute (1924–2023), ist als letzte maschinelle Handstickerin in die Geschichte eingegangen. (Bild: Peter Eggenberger)

    Lina Bischofberger-Bänziger, Reute (1924–2023), ist als letzte maschinelle Handstickerin in die Geschichte eingegangen. (Bild: Peter Eggenberger)

Jahrzehntelang war das einzigartige, im Weiler Steingacht an der Strasse Reute/Oberegg – Mohren – Altstätten gelegene Sticklokal Ziel für unzählige Besucherinnen und Besucher. Mit Herzblut und jugendlichem Feuer gewährte die quirlige Lina Bischofberger ihren Besucherinnen und Besuchern Einblicke in ihr selten gewordenes Kunsthandwerk.

Familientradition weitergeführt

Am 24. Juli 1924 geboren, wuchs Lina Bänziger mit drei jüngeren Geschwistern in der abgelegenen Mohrenmühle auf. Nach der Schulzeit in Mohren und Altstätten war sie in Neuhausen und Rebstein als Köchin tätig. 1948 schloss sie mit dem 22 Jahre älteren Roman Bischofberger den Bund der Ehe, dem zwei Töchter entsprossen. Im Untergeschoss des Wohnhauses im Steingacht standen drei Handstickmaschinen, die der Familie ein bescheidenes Einkommen sicherte. Als Roman 1988 verstarb, sorgte die längst zur versierten Fachfrau gewordene Witwe für die Weiterführung der Familientradition.
Standen Ende des 19. Jahrhunderts im «Textilkanton» Appenzell Ausserrhoden noch 3000 Handstickmaschinen im Einsatz, so war Lina Bischofbergers Lokal der noch einzige Ort, wo das Kunsthandwerk an einer weit über hundert Jahre alten Maschine ausgeübt wurde.

Stickmaschine blieb erhalten

Gross war die Freude der damals 92-jährigen Lina, als ihre geliebte Stickmaschine 2016 im Appenzeller Volkskundemuseum einen neuen Platz erhielt. Vorher nutzte sie die Gelegenheit, zwei Nachfolgerinnen anzulernen, die heute zeitweilig in Stein im Einsatz stehen. 2017 entschied sich die zeitlebens aktiv gebliebene Frau für den Umzug ins nahe gelegene Altersheim Watt. Auch hier blieb sie nicht untätig, half in der Küche mit und betätigte sich als «Lismerin» von Socken, die Bekannten und Freunden grosse Freude bereiteten.

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  • (Symbolbild: Fotolia)

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