Die Schweizerische Kriminalprävention und die kantonalen und städtischen Polizeikorps starten deshalb eine nationale Präventionskampagne zum Telefonbetrug. Die Kampagne wird von der Kantonalen Konferenz der Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren und der Pro Senectute unterstützt und dauert bis Mitte November.
Im aktuellen Jahr sind bei der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden bereits zwei Betrugsdelikte zur Anzeige gekommen, bei welchen die unbekannten Täter zum Erfolg gekommen sind. Die Schadenhöhe der beiden Delikte beläuft sich im einen Fall um mehrere Zehntausend, im zweiten Fall um einige Tausend Franken.
Im laufenden Jahr sind zudem bei der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden über zwei Dutzend Meldungen über versuchte Schockanrufe eingegangen.
Im Vorjahr hatte die Ausserrhoder Kantonspolizei einen Schockanruf zu verzeichnen, bei welchem es der Täterschaft gelang, vom Opfer mehrere Zehntausend Franken zu erhalten.
Opfer in Stresszustand bringen
Mit dem «Enkeltrick» hat alles angefangen: Betrüger, die gezielt ältere Bürgerinnen und Bürger anrufen und ihnen vorgaukeln, sie seien Verwandte, die sich in einer Notlage befänden, um so ihre hilfsbereiten Opfer zu Geldübergaben an angebliche Vertrauenspersonen zu bewegen. Diesen Trick gibt es inzwischen in zahlreichen Varianten: Mal meldet sich der «Chefarzt», der den verunfallten Sohn des Opfers operieren müsse und dafür eine Vorauszahlung benötige. Ein anderes Mal ist es der «Anwalt», der die Tochter mit einer bestimmten Geldsumme aus der Untersuchungshaft holen möchte, denn diese habe ein Kind überfahren. Dann wiederum sind es «Polizisten», die vor Einbrechern warnen und deshalb persönlich vorbeikommen wollten, um Geld und Wertsachen «in Sicherheit zu bringen».
Das Schema der Anrufe ist immer dasselbe: Eine vermeintliche Autoritätsperson vermittelt schockierende (aber unwahre) Nachrichten, die das Opfer in einen Stresszustand versetzen. Bewusst setzen die Täterinnen und Täter darauf, dass in einem emotionalen Ausnahmezustand rationales Handeln erschwert wird. Die Bereitschaft der Opfer, mit Geld zu helfen, wird ausgebeutet. Nach dem Schock am Telefon folgt in der Regel später noch der Schock, Opfer eines Betrugs geworden zu sein. Viele Opfer schämen sich dann, trauen sich nicht, darüber zu sprechen, und erstatten daher oft auch keine Anzeige.
«Keine Angst. Legen Sie einfach auf!»
Mit einer nationalen Präventionskampagne wollen die Schweizerische Kriminalprävention und die Polizei für das Vorgehen beim Schockanruf sensibilisieren und diesen Schockmoment durchbrechen. Dabei liegt der Akzent auf der oben genannten Betrugsformel als kleinstem gemeinsamen Nenner aller betrügerischen Anrufe und nicht so sehr auf den verschiedenen Varianten, denn ständig kommen neue hinzu.
Neben einem TV-Spot, in dem ein solcher Schockanruf gezeigt wird, gibt es Plakate, Faltblätter, eine Landingpage, Social-Media-Informationen und als «Give-Away» einen Tischaufsteller zur Platzierung neben dem Telefon. Damit wird daran erinnert, dass es eine einfache Möglichkeit gibt, dem Albtraum eines Schockanrufs zu entfliehen: «Legen Sie einfach auf!». Auf der Rückseite des Aufstellers gibt es weitere Handlungsempfehlungen, wie zum Beispiel die, im Anschluss an einen Schockanruf die Polizei anzurufen. Die Pro Senectute unterstützt die Kampagne mit einer Plakataktion. Plakate, Faltblätter und Tischaufsteller können bei der Polizei bezogen werden.
Handlungsempfehlungen
Folgende Empfehlungen gibt die Polizei bei betrügerischen Anrufen aus:
1. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen!
2. Unterbrechen Sie betrügerische Anrufe!
3. Fragen Sie bei den scheinbar Betroffenen nach, ob alles in Ordnung sei.
4. Übergeben Sie niemals Bargeld oder andere Wertgegenstände an eine Ihnen unbekannte Person!
5. Melden Sie den Betrug bei der Polizei!