Gemeindepräsident Peter Kürsteiner begrüsste die rund siebzig Neuzuzüger, welche der Einladung des Gemeinderates gefolgt waren. Zuvor war ein Teil der Neuzuzüger auf einem Rundgang im Dorf unterwegs, der andere Teil bei einer Führung durch das Brauchtumsmuseum.
Speziell an diesem Abend war die Integration des «heemelige Stammtisch» der Arbeitsgruppe NatUrnäsch in die Neuzuzügerbegrüssung. Zusammen mit Vereinsdelegationen, dem Gemeinderat und am Stammtisch interessierten Dorfbewohnerinnen und -bewohner, war die Mehrzweckhalle bis auf den letzten Platz besetzt.
Durch das Abendprogramm führten dann die beiden Moderatoren Anna Oertle und Philipp Langenegger. Für musikalische Unterhaltung sorgten die Kapelle Alder und das Saienchörli aus Urnäsch. Als Gäste wurden Hanni Giger – die Mutter des Unspunnen-Gewinners 2023, Sämi Giger – begrüsst, der bald pensionierte evangelisch-reformierte Urnäscher Pfarrer Markus Grieder und die in der Saienbrücke wohnhafte Damaris Tobler.
Hanni Giger
Als erster Gast an diesem Abend wurde mit Hanni Giger die Mutter des frisch gekürten Unspunnensiegers Sämi Giger begrüsst. Hanni lebt seit einem Jahr in Urnäsch und hat heuer Chläus Hörler geheiratet. Sie arbeitet Teilzeit als PostAuto-Fahrerin im Thurgau. Hanni ist in Unterbach bei Meiringen zusammen mit vier Brüdern aufgewachsen. Das sei kein Problem gewesen, sie hätten ihr gehorcht, scherzt die Mutter von fünf Kindern, deren Herz sowohl für das Appenzellerland wie auch den Thurgau und das Bernbiet schlägt. Letzteres gerne auf Besuch, der Thurgau und jetzt Urnäsch seien aber ihre Heimat, nicht zuletzt, weil sie sehr gut in ihrer neuen Wohngemeinde aufgenommen wurde. Die Urnäscher seien sehr lieb zu ihr, auch wenn sie mit ihrem Berner Dialekt nicht immer verstanden werde. Auf die Frage, was sie in Urnäsch ändern würde, wenn sie einen Tag lang Königin wäre, meinte Hanni Giger, dass Urnäsch für sie genau richtig sei «so wie es ist».
Die Vereine stellen sich vor
Nach dem ersten Gast stellten sich diverse Vereine von Urnäsch vor. Den Anfang machte der Schützenverein, der seinen Schiessstand in Gonten hat. Mit dem Turnverein stellte sich der wohl grösste Dorfverein vor. Das Angebot umfasst von MuKi Turnen ab dem dritten Altersjahr bis zu den Senioren alle Altersklassen. Der vor achtzig Jahren gegründete Verein der Landfrauen wurde in den Kriegsjahren aus der Not heraus mit dem Ziel gegründet, die Selbstversorgung der Frauen auf dem Land zu fördern. Noch heute bieten die Landfrauen Kurse an, organisieren aber auch andere Anlässe. Auch das Brauchtumsmuseum ist ein Verein. Es beheimatet das auch heute noch gelebte Brauchtum in und um Urnäsch, Sonder- und Kurzausstellungen werden gezeigt und im November findet wieder das traditionelle Schuppelzauren statt. Ihm folgen der Kulturverein, der ökumenische Verein und die katholische Frauengemeinschaft. Die Dorfmusik spielt gerne zu Festen, kirchlichen Anlässen oder an Umzügen und am Kinderfest auf. Auch eigene Feste wie der Musikbrunch werden durchgeführt.
Pfarrer Markus Grieder
Markus Grieder kam 1990 in die Pfarrei Urnäsch. Damals habe er die Wahl zwischen drei Gemeinden gehabt, eine davon Urnäsch, von der er anfangs nicht einmal wusste, wo sie ist. Nach einem ersten Besuch in Urnäsch war für ihn aber klar, dass es Urnäsch sein sollte. Der Mix an unterschiedlichen Leuten, die Traditionen und die Bodenständigkeit hätten ihm schon immer gefallen. Aber was würde Pfarrer Grieder ändern, wenn er einen Tag lang König von Urnäsch wäre? Er würde einen Monat lang das Internet abschalten. Philipp Langenegger wollte ausserdem wissen, wie man es schaffen könnte, wieder mehr Menschen in die Kirche zu bewegen. Pfarrer Grieder fände es peinlich, wenn in der Kirche Besuchszahlen gemessen würden. Privat ist Markus Grieder viel in Nepal unterwegs und unterstützt dort Familien. Der Moderator wollte von ihm wissen, was wir von deren Mentalität lernen könnten. Der Dorfpfarrer erinnerte sich an einen Morgen in Kathmandu, als sich aus schäbigen Hütten fein säuberlich herausgeputzte und strahlende Kinder auf den Weg zur Schule machten. In der Schweiz haben wir so viel mehr, sind aber – so Markus Grieder – trotzdem nicht glücklicher.
Damaris Tobler
Als letzten Gast des Abends begrüsste das Moderatorenteam Damaris Tobler. Sie ist Waldkindergärtnerin und betreibt zusammen mit ihrem Mann in der Saienbrücke die Werkstatt Café Saienbrücke mit einer Polsterei. Ihr Café Saienbrücke wurde 2018 vom Schweizer Heimatschutz zu einem der schönsten fünfzig Cafés der Schweiz ausgezeichnet. Damaris wurde in Deutschland geboren, wuchs aber die ersten Jahre im Dschungel von Thailand auf, ohne Strom, fliessend Wasser oder Strassen. Als sie sechs Jahre alt war reiste ihre Tante aus der Schweiz nach und unterrichtete sie dort. Für kurze Zeit kam die Familie dann zurück in den Thurgau. Die nächsten Stationen waren Chiang Mai in Thailand, danach Burma und Singapur, wo sie in ein Schweizer Internat ging. Als Damaris Tobler 2016 nach Urnäsch gezogen war, rief sie ganz begeistert ihren Vater an und berichtete ihm, dass es hier viele Ähnlichkeiten zu Asien gibt: Man sagt hoi, spricht über die Verwandtschaft und ist miteinander und füreinander da.
Und auch an Damaris die Frage, was sie als Königin von Urnäsch ändern würde? Sie habe von der Idee von Käthi Nef gehört, die Urnäsch auszubaggern und wieder eine Badi zu eröffnen. Das würde sie sofort unterstützen. Ansonsten finde sie Urnäsch gut so wie es ist.