Was alles hinter der Ausbildung zum Feuerwehroffizier steckt

Ob Einsatzführung, Strategie oder Handlungssicherheit: Gruppenführerinnen und -führer von Miliz-Feuerwehren müssen so manche Stärke mitbringen, um Offizier zu werden. Die Ausbildungswoche in Teufen zeigt: Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe.

  • Die Übungszenarien für angehende Feuerwehroffiziere sind vielfältig – eine hohe Qualität der Ausbildung will gewährleistet sein. (Bilder: zVg)

    Die Übungszenarien für angehende Feuerwehroffiziere sind vielfältig – eine hohe Qualität der Ausbildung will gewährleistet sein. (Bilder: zVg)

Vor kurzem sah man in Teufen und Umgebung lauter Feuerwehrleute in verschiedenen Einsätzen; sie löschten ein brennendes Auto, bargen Mensch und Auto von einer Böschung, befreiten einen Raum von ausgetretener chemischer Flüssigkeit und retteten einem Tiefbauarbeiter, der unter einem Raupenfahrzeug eingeklemmt war, das Leben. Es waren keine echten Einsätze, sondern gestellte Übungen für die angehenden Feuerwehr-Offiziere und -Offizierinnen. Rund 50 Gruppenführer aus diversen Ostschweizer Feuerwehren, darunter 19 aus dem Appenzellerland, nahmen an der fünftägigen Ausbildung teil.

Übungen planen und leiten

Es ist eine taffe Ausbildung, die von den angehenden Offizierinnen und Offizieren viel abverlangt. In den ersten zwei Tagen ist Theorie angesagt, in der sie ihre neuen Aufgaben kennenlernen, darunter den Führungsrhythmus, die Gebäudebeurteilung, Einsatzphasen und allgemeinen Erwartungen an ihre Funktion. Am dritten Tag gilt es, die sechs vorgegebenen Übungsszenarien zu planen, methodisch vorzubereiten und auf dem Gelände zu üben, darunter der Bagger-Unfall, der Autobrand oder den Giftstoff-Vorfall. Dabei werden die Offiziersanwärter gefilmt und von den Einsatzleitenden genau beobachtet, wie sie handeln, führen und entscheiden. Am Ende des Tages müssen alle Übungsplätze wieder sorgsam und fachgerecht aufgeräumt werden. «Wir haben spezifische Richtlinien vom Amt für Umwelt einzuhalten, damit die Umgebung unbeschadet bleibt», erklärt Walter Hasenfratz, Feuerwehrinspektor der beiden Appenzeller Kantone. Auch das gehöre zur Ausbildung. So wird zum Beispiel das kontaminierte Löschwasser vom Fahrzeugbrand aufgefangen und direkt mit einer Pumpe in einen Tank geführt.

Kompetenzen testen

Am vierten Tag steht den Auszubildenden ein langer Tag bevor. In der Früh werden die Videos des Vortages ausgewertet und besprochen. Es folgt nochmals ein theoretischer Teil zur Führung, Einsatzplanung, Tierrettung und die Zusammenarbeit mit 144. Dann geht es zurück aufs Gelände, wo die sechs Übungsschauplätze nochmals beleuchtet werden, zum Beispiel im Zusammenhang mit Wärmebildkameras, Funk, Brandmeldeanlagen oder der Einsatz mit Drehleitern. «Neben fachlichen Kompetenzen sind vor allem strategisches Denken, Handlungssicherheit und Sozialkompetenz gefordert», so Hasenfratz. Mittlerweile ist es bereits dunkel, die Feuerwehrleute sind seit 13 Stunden konzentriert bei der Arbeit, doch wie im realen Fall gilt es, durchzuhalten. Erst spätabends folgt die Zusammenfassung des Tages, wo alle Einsätze rekapituliert werden. Am letzten Tag der Ausbildung werden nochmals verschiedene Einsätze auf dem Gelände besprochen.

Gemeinden ernennen Offiziere

Nach rund vierzig Ausbildungsstunden sind die Gruppenführer bereit für die Offiziersfunktion. Die Feuerwehr-Ausbildner geben ihre Empfehlungen an die entsprechenden Gemeinden weiter, denn ihnen obliegt die Entscheidung, ob die jeweilige Person als Offizier bestätigt wird. «Offiziere und Offizierinnen nehmen eine wichtige Rolle im Feuerwehrwesen ein. Leider wird es immer schwieriger, Personen für die Aufgabe zu finden. Viele scheuen den Zeitaufwand neben dem Beruf», erläutert Hasenfratz. Aber man sei daran, die Aufgabe attraktiver zu gestalten sowie bestmögliche Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. «Wir brauchen diese Leute, um die hohe Qualität der Feuerwehren aufrechterhalten zu können. Denn letztlich dienen sie dem Schutz der Bevölkerung», so der Feuerwehrinspektor.

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