Waldstatt: «Es ist wieder lustig im Wald zu arbeiten»

Dieses Jahr stehen für WaldAppenzell, den Verband der Waldeigentümer, gleich zwei Generalversammlungen an. Am Freitag vor einer Woche traf man sich in Waldstatt, um die GV 2021 nachzuholen und im Herbst wird dann die ordentliche GV durchgeführt.

  • Gemeindepräsident und Vorstandmitglied (Vizepräsident) Andreas Gantenbein freute sich, dass die diesjährige Versammlung in Waldstatt stattfand und erinnerte an die lange Holztradition in Waldstatt. (Bild: Andrea Richle)

    Gemeindepräsident und Vorstandmitglied (Vizepräsident) Andreas Gantenbein freute sich, dass die diesjährige Versammlung in Waldstatt stattfand und erinnerte an die lange Holztradition in Waldstatt. (Bild: Andrea Richle)

Präsident Stefan Müller durfte eine erfreulich hohe Anzahl Mitglieder begrüssen. Die Geschäfte der ordentlichen Traktandenliste wurden alle verabschiedet und angenommen.

Stefan Müller betonte, dass sich die Werterhaltung für den Wald nebst den offiziellen Bekundungen auch in einer für den Waldeigentümer tragbaren Einnahmen- und Kostenstruktur abbilden müsse. Das sei aber nur möglich, wenn der Markt funktioniere. «Die Preise sind glücklicherweise heute auf einem Niveau, welches wir uns schon lange gewünscht haben.» Die Kundschaft zahle schlussendlich lieber etwas mehr für ihre Energie oder für ihr Haus, weil sie Gewähr habe, dass der Rohstoff in der Nähe gewonnen worden sei und dass die Lieferungen verlässlich seien. «Sich vollständig auf irgendwelche Öl und Gas-Oligarchen abzustützen, hat nun definitiv ausgedient.»

Holzmarkt und Sägewerke

Markus Zellweger, Holzmarkt Ostschweiz, informierte detailliert über die Marktsituation. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Preise für Schweizer Rohholz in den vergangenen Jahren in einem Masse nachgegeben hatten, dass Holzen für die Waldbesitzer ein Verlustgeschäft wurde. Nun haben, nicht zuletzt wegen internationaler Entwicklungen, die Preise wieder deutlich angezogen – beim Nadelholz im Vorjahr gar um 12 bis 90 Prozent. «Die Sägewerke produzieren auf hohem Niveau.», sagte Präsident Stefan Müller und fügte hinzu: «Nun hat die Arbeit wieder einen Wert. Ich habe Waldarbeiter getroffen, die sagten, es sei wieder lustig im Wald zu arbeiten.»

Wie man sich im Wald benimmt

Thomas Troger-Bumann, Direktor WaldSchweiz, lobte die enge Zusammenarbeit zwischen Wald Schweiz und den kantonalen Verbänden. «Der Klimawandel wird das Anpflanzen anderer Baumarten fordern. Der Wald wird sich künftig wohl ganz anders zeigen. Versuchspflanzungen laufen bereits jetzt, und was wir jetzt pflanzen wird erst in Jahrzehnten geerntet», meinte Troger. Das alles habe aber auch Auswirkungen auf die Sägewerke, weil Laubholz nur in einer bestimmten Zeit des Jahres eingesägt werden könne. Das erfordere über eine beschränkte Zeit sehr hohe Kapazitäten. Einen weiteren Fokus setzte er auf eine Entwicklung der kürzeren Vergangenheit. In der Pandemiezeit seien auf einmal viele Menschen im Wald gewesen, die sich bis jetzt nicht dort bewegt hätten und sich auch nicht bewusst waren, wie man sich dort verhalte. Bei einem Kiosk sei jedem klar, dass da ein Betreiber sei und man die Produkte, die man nehmen möchte, bezahlen müsse. Beim Wald sei dies offenbar anders. «Man denkt gar nicht daran, dass dieser jemandem gehört, dass man zu Besuch ist und sich entsprechend benehmen sollte.» Dies sei aber auch ein Informations- und Kommunikationsproblem, ein Thema, das man mit vereinten Kräften angehen müsse. Diese Entwicklungen und Gedanken bestätigte auch der anwesende Vorsteher des Departements Inneres und Sicherheit Appenzell Ausserrhoden, Hansueli Reutegger. Das Thema Abfall sei gross und die Polizei sei vermehrt mit Einsätzen im Waldgebiet konfrontiert. Man habe jetzt aber bereits eine entsprechende Infokampagne gestartet.

Ordentliche Traktanden

Wie eingangs erwähnt, wurde an dieser Versammlung das Jahr 2020 abgeschlossen. Das Protokoll der GV 2020, der Präsidentenbericht, die Jahresrechnung mit Voranschlag und auch die Festsetzung des Jahresbeitrags wurden verabschiedet und angenommen.

Altgediente und Jungspund

Stefan Müller ehrte die beiden altgedienten und unterdessen pensionierten Oberförster Albert Elmiger, Appenzell Innerrhoden, und Heinz Nigg, Ausserrhoden. Von beiden zeigte er die vielseitigen Verdienste auf, bedankte sich für die geleistete, engagierte Arbeit in all den Jahren und endete mit der Ernennung der beiden zu Ehrenmitgliedern. «Jungspund» Stefan Zähner, Heiden, welcher die Lehre erfolgreich abgeschlossen hat, war leider nicht anwesend. In diesem Zusammenhang wurde auch erwähnt, dass direkt nach der Lehre 150 von 300 Berufsleuten den Beruf wechseln. Das hänge auch damit zusammen, dass die Löhne so tief seien, dass man kaum eine Familie gründen könne. «Das muss sich ändern. Im Wald zu arbeiten muss sich für alle Beteiligten lohnen,» schloss Müller.

Waldstatt (nicht) auf dem Holzweg

Im Anschluss an die Hauptversammlung informierte Markus Gantenbein über den «Holzweg», den sich Waldstatt zum 300-Jahre-Jubiläum 2020 geschenkt hatte – dank grosszügigem Sponsoring und Spendenbeiträgen konnte gleich auch der Unterhalt und das Betreiben für die nächsten 10 Jahre gesichert werden. Als damaliges OK-Mitglied zeichnete er die Entstehungsgeschichte von der Idee bis zum Umsetzung auf. «Der Holzweg ist zur richtigen Zeit entstanden, durfte man sich doch während der Pandemiezeit draussen bewegen», stellte er fest und fasste zusammen: «16 Posten machen das Thema Holz erlebbar. Erkunden, lernen und spielen in der Natur, unterstützt durch weitere Informationen durch eine eigene App garantieren unterhaltsame Stunden für die ganze Familie». Dass der Weg rege besucht wird, zeigt alleine schon der Materialverbrauch auf. So wurden bereits 6000 Holzkugeln für die Kugelbahn gebraucht und 5000 Löffelrohlinge bearbeitet. Waldstatt ist positiv überrascht von den Besucherzahlen und befindet sich, so Gantenbein, mit dem Holzweg nicht auf dem Holzweg.

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