Vor 200 Jahren verstarb Johannes Kellenberger

Im Buch «Appenzeller in aller Welt» von Staatsarchivar Peter Witschi, Herisau, wird über das tragische Schicksal des aus Walzenhausen stammenden Söldners Johannes Kellenberger berichtet. Vom Autor als Söldner ohne Ruhm und Geld bezeichnet, verstarb Kellenberger im Jahre 1812 in Rom.

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Militärdienste von Schweizern für fremde Staaten waren bis ins 19. Jahrhundert an der Tagesordnung. Verträge mit verschiedenen europäischen Mächten führten zu willkommenen Einnahmen für die Kantone, so dass das Soldwesen vor allem in wirtschaftlich schlechten Zeiten gefördert wurde. Auch viele junge Appenzeller liessen sich anwerben und erhofften ein besseres Leben. In vielen Fällen aber wurden diese Erwartungen nicht erfüllt, und statt zu Ruhm und Geld führte die Abenteuerlust zu Invalidität oder gar zum Tod.

 

Kanonier in Cherbourg

Als Sohn von Hans und Barbara Kellenberger-Blatter am 6. September 1779 in Walzenhausen geboren, trat Johannes im Alter von etwa zwanzig Jahren in französische Dienste. Jahrelang wussten die Eltern nichts über den Verbleib ihres Sohnes. Sein militärischer Lebenslauf liess sich erst lange nach dem Tod bruchstückhaft nachvollziehen. Johannes Kellenberger erreichte 1802 mit helvetischen Truppen den Kriegshafen Cherbourg in der Normandie, eingeteilt als Kanonier in die „Compagnie d’artillerie Suisse“ im Bataillon Scheuchzer.

 

Flucht im Rettungsboot
Als die Einheit Kellenbergers 1805 auf dem Seeweg nach Brest in der Bretagne verlegt werden sollte, erfolgte ein Angriff der Engländer. Mit anderen gelang dem Walzenhauser die Flucht in einem Rettungsboot und entging so der Gefangenschaft oder dem Tod. «Seit vier Wochen liege ich mit Fieber in einem Spital. Ich habe keine Kleider, und schon seit langer Zeit erhalten wir keinen Sold. Es ist recht jammerswürdig. So kann ich nicht nach Hause kommen und muss aufs Neue Solddienst nehmen…», schreibt er in einem erst Jahre später aufgetauchten Brief an seine Eltern.

 

Streit mit Offizieren

Nach einem Streit mit Offizieren wurde Kellenberger 1807 zum Grenadierkorps versetzt und diente nun in Neapel, das damals unter französischer Herrschaft stand. Im Zuge der 1811 erfolgten Truppenverschiebung mit Ziel Russland erkrankte der Söldner erneut und wurde in Rom hospitalisiert, wo er am 27. Januar 1812 verstarb. Die offizielle, vom französischen Kriegsministerium ausgestellte Todesbescheinigung traf erst 1827 in Walzenhausen ein. Jetzt endlich – mit 15-jähriger Verspätung – konnte der Eintrag ins Sterbebuch der Kirchhöre Walzenhausen erfolgen. «Dies war der Schlusspunkt eines für die damalige Zeit nicht untypischen Lebenslaufs», schreibt Peter Witschi abschliessend.

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