«Der Kantonsratssaal ist der repräsentativste Raum des Gebäudes. Wie es der politischen Hierarchie entspricht, befindet er sich im zweiten Stock, oberhalb des Regierungsratszimmers.» Die Schrifttafel mit dieser Botschaft war eine von vielen, die am Samstag im Ausserrhoder Regierungsgebäude in Herisau aufgestellt war. Das Jubiläum «175 Jahre Bundesverfassung» wurde verbunden mit einem «Tag der offenen Türen». Die Besichtigung von Gebäude, Rats- und Sitzungszimmern sowie Büros war das eine, der persönliche Kontakt das andere. Regierungs- und Kantonsräte schüttelten sehr viele Hände, nahmen sich in der Kaffeestube oder in den Räumen Zeit für Gespräche, für Erklärungen, für Reminiszenzen.
«Tragen wir Sorge»
Seinen ersten Auftritt (und eines der seltenen «Heimspiele») hatte der neue Landweibel Ivo Dörig, der zum Eröffnungsakt Landammann Yves Noël Balmer in den Kantonsratssaal begleitete. «Die heutige Einordnung in die Geschichte lässt mich demütig werden», sagte Balmer und wies einerseits auf die Bundesverfassung «als höchstes Gut in der Gesetzessammlung des Bundes» hin, andererseits auf die lange Reihe der Bildporträts von Landammännern über ihm. «Tragen wir unserem Kanton und Land Sorge», wünschte er. Kantonsratspräsident Hannes Friedli meinte zu den Besucherinnen und Besuchern: «Es freut mich sehr, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind.» Die Bundesverfassung sei vermutlich nicht das meistgelesene Schriftstück der Schweiz, aber sie mache das politische System fit und robust; sie bilde für grosse und kleine Gruppierungen, für Stadt und Land, für Progressive und Traditionelle viele Kompromisse ab. «Das macht sie erfolgreich. Und sie ist anpassungsfähig.»
Auch eine Zäuerligruppe
«Wir dürfen nicht nur auf die Vergangenheit stolz sein, sondern auch auf die Zukunft», ergänzte Ratsschreiber Roger Nobs, als er jene beiden jungen Personen verabschiedete, die für die musikalische Begleitung des Eröffnungsaktes verantwortlich zeichneten: Mona Hagmann und Nando Kuhn, zwei Absolventen des Talentförderungsprogramms an der Kantonsschule Trogen. Immer den grünen Pfeilen entlang – dies war anschliessend das Motto auf der freien Besichtigungstour. Nach dem Mittag führten Amtsträger auf Rundgängen durch die Räumlichkeiten, nebst den Regierungsräten und dem Kantonsratspräsidenten auch Walter Raschle sowie Hans Koller, die beiden Vizepräsidenten des Kantonsrates. Führungen für Kinder fanden ebenfalls statt. «Es wurde mir versprochen, dass die Büros nicht speziell aufgeräumt werden», erzählte Roger Nobs.
Nicht nur Politiker und Mitarbeitende der Verwaltung, Computer, Bundesordner und Dokumentenstapel gab es anzutreffen, sondern vor dem Büro von Bildungsdirektor Alfred Stricker auch eine spontane Zäuerli-Gruppe, deren Vortrag durch das Treppenhaus klang. «Schliesslich gehört die Kultur auch zu unserem Departement», meinte Stricker, der selber tüchtig mitwirkte.