Vom Herkunftsnachweis und hohen Netzkosten

In Urnäsch wird mit 770’000 kWh erfreulich viel Solarstrom erzeugt, davon werden jedoch lediglich acht Prozent an Urnäscher Stromverbraucher verkauft. Mit 92 Prozent wird der grösste Teil ins öffentliche Netz eingespiesen.

  • (Symbolbild: Bigstock)

    (Symbolbild: Bigstock)

Diese und andere Informationen wurden an einer Veranstaltung des Elektrizitätswerks Urnäsch vermittelt. Thema waren auch die Netzkosten und die Eigenständigkeit des EW Urnäsch.

Die Veranstaltung des EW Urnäsch (EWU) Ende Januar in der Mehrzweckanlage Au war gut besucht. EWU-Verwaltungsratspräsident Hansueli Müller betonte, dass den Verantwortlichen des Elektrizitätswerks viel an einer guten Information liege, dies sei vor allem bei der aktuellen Strompreisentwicklung wichtig.

Komplexer Herkunftsnachweis

Zu Beginn ging Hansueli Müller auf den – für Laien sehr komplexen – Herkunftsnachweis ein, welcher dem Verbraucher aufzeigt, aus welchen Bezugsquellen die von ihm bezogene elektrische Energie stammt. Aus den Erläuterungen ging hervor, dass die gegen 70 Photovoltaikanlagen in Urnäsch 777’000 kWh Strom erzeugen, davon werden jedoch lediglich acht Prozent, also 63’000 kWh, in Urnäsch selber verkauft.

Der Anteil von acht Prozent aus Photovoltaikanlagen ist zum einen auf die geringe Nachfrage von Kunden zurückzuführen. Zum andern gibt es Bereiche im Netz des EWU, deren Kapazität für die Rücklieferung von Strom aus Photovoltaikanlagen nicht mehr ausreicht. Der Grund liegt darin, dass das Netz bis vor dem Bau von Photovoltaikanlagen nur für die Lieferung von Strom und nicht für die Rücklieferung geplant wurde. «Wenn wir das Netz überall ausbauen, entstehen uns hohe Kosten, welche allen Strombezügern belastet werden müssten», sagte der EWU-Präsident. Diese Problematik sei für das Elektrizitätswerk eine Herausforderung. In der kurzen Diskussion wurde darum die Frage aufgeworfen, ob das Netz zu klein sei und der Anschluss an einen grossen Verbund besser wäre.

Wie wird die Energie eingekauft?

Der Einkauf von elektrischer Energie ist in Zeiten von stark schwankenden Preisen ein Thema. Das EW Urnäsch verzichtet auf einen Einkauf am Tagesmarkt, weil kaum Planungssicherheit besteht und starke Preisschwankungen in Kauf genommen müssen. «Wir beschaffen unseren Strom im Voraus mit einem mittelfristigen Beschaffungshorizont von 18 Monaten», sagte Hansueli Müller. Damit bestehe eine grössere Planungssicherheit bei Preiserhöhungen; nachteilig sei jedoch, dass sinkende Preise sich nicht sofort auswirken würden. Das Abschätzen der Preisentwicklung viele Monate im Voraus sei schwierig, «aber es ist uns bis jetzt recht gut gelungen.» Aus dem Publikum erhielt die Einkaufspolitik des einheimischen Elektrizitätswerks ebenfalls gute Noten.

Zu hohe Netzkosten in der Kritik

Bei der Information über das Zustandekommen des Strompreises wies Hansueli Müller auf die Netzkosten hin. Diese würden durch geforderten Netzverstärkungen (mehr Bezug und mehr Rücklieferungen) steigen. In Urnäsch falle auch das grosse Netz mit 50 Kilometern Freileitungen und 75 Kilometer Leitungen im Boden ins Gewicht, dazu komme die anspruchsvolle Topographie. Die EWU-Verantwortlichen seien stets bemüht den Netzpreis (und damit den Strompreis) tief zu halten. So würden geplante Projekte aus Kostengründen zurückgestellt und eine Leitungsanalyse sei in Arbeit.

Es werde auch versucht, die Energie günstiger einzukaufen. «Wir machen uns Gedanken, aber die Herausforderung ist gross, allen Ansprüchen gerecht zu werden», betonte der EWU-Verwaltungsratspräsident. Aus dem Publikum wurde kritisiert, dass die Netzkosten zwar immer steigen würden, «und am Netz selber passiert kaum etwas.»

Eigenständigkeit des EWU

Ein Thema war an der Informationsveranstaltung auch die immer wieder diskutierte Eigenständigkeit des Elektrizitätswerks Urnäsch. Hansueli Müller wies auf den Vorteil der Nähe zu den Verantwortlichen des EWU hin. Durch die Vertrautheit mit den örtlichen Gegebenheiten sei eine hohe Flexibilität bei baulichen Vorhaben möglich und zudem werde laufend in den Ausbau und die Versorgungssicherheit investiert. Ob ein auswärtiger Betreiber der Elektrizitätsversorgung die Bedürfnisse in Urnäsch ebenso bevorzugt behandeln würde sei unsicher. Der EWU-Präsident schloss seine Ausführungen mit der Feststellung, «und wir wissen nicht, ob der Strompreis bei einem Verkauf dann wirklich sinken würde.»

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