Viele Leute und viel Kritik in Gais

Das Gaiser Stimmvolk entscheidet am 22. September über die Genehmigung eines Verpflichtungskredits von 2,64 Millionen Franken für die Erstellung des Schulhauses Atzgras Nord. Ist es die Lösung – oder ein weiterer Teil des Problems? Der Orientierungsabend machte grossen Widerstand spürbar.

  • Weit über 100 Personen hatten sich im «Kronen»-Saal eingefunden. (Bilder: Lukas Pfiffner)

    Weit über 100 Personen hatten sich im «Kronen»-Saal eingefunden. (Bilder: Lukas Pfiffner)

  • Die Diskussion wurde teils heftig geführt.

    Die Diskussion wurde teils heftig geführt.

Auch wenn zusätzliche Stühle in den «Kronen»-Saal gebracht wurden, verbrachten einige Besucherinnen und Besucher den von der Gemeinde Gais angesetzten Orientierungsabend am Mittwoch stehend. «Wir konnten noch nie so viele Leute an einer öffentlichen Versammlung begrüssen», stellte Gemeindepräsident Ernst Koller fest. «Das ist so wie bei uns in Teufen, wenn es jeweils um den Tunnel geht», meinte Thomas Brocker von «Landis AG Bauingenieure + Planer». Er stellte die Überlegungen der vorbereitenden Gruppe und das Projekt mit seinem Kollegen Vitus Tanner vor: Die Absicht ist, einen Neubau im Atzgras zu erstellen und dann sukzessive die bestehenden Schulbauten zu sanieren.

75 Minuten Diskussion und Fragen

Schulpräsidentin Katja Pantaleo-Palancon hielt vor den deutlich über 100 Personen fest, man wolle informieren und Verständnis schaffen. Ob dies gelungen ist, wird der 22. September zeigen. 45 Minuten dauerte der Teil mit Informationen, der im Wesentlichen Schwerpunkte aus dem Edikt und einige Ergänzungen umfasste. Es folgten 75 Minuten der Diskussion. Weit über 20 Wortmeldungen gab es. Dass sich vor allem die skeptisch bis negativ eingestellten Personen äusserten (etwa die Leute des Komitees Pro Gais), liegt in der Natur der Sache. Einige Kritikpunkte waren schon mittels Leserbriefe und Flyer bekannt geworden: die vielen offenen Fragen, der Standort, die fehlende Gesamtplanung, der zeitliche Druck. 

Am Schluss wurde es gehässig

«Warum wurde in den vergangenen zehn Jahren nichts unternommen?» Die Frage des Votanten sei berechtigt, meinte die Schulpräsidentin. «Aber jetzt noch zu überlegen, wer was warum hätte planen sollen, hilft nicht. Wir brauchen jetzt eine Lösung. Und die heisst Atzgras Nord.» In der letzten halben Stunde wurde emotionaler debattiert und der Tonfall war zum Teil gehässig. Es gab Zwischenbemerkungen, Gelächter, Applaus. «Es ist nicht die Aufgabe des Gemeinderates, uns zu drohen», stellte jemand fest. «Als Gemeinderat würde ich das Edikt zurückziehen und über die Bücher gehen», meinte eine andere Person. Auch war zu hören: «Wir haben die Probleme mit diesen 2,64 Millionen Franken nicht gelöst.» Sowie: «Wir haben seit 30 Jahren in der Schule alte Hütten, jetzt muss es schnell, schnell gehen, anstatt dass etwas Rechtes auf die Beine gestellt wird.» Und die Zukunft der Oberstufe ist offen: Wird diese weiter gemeinsam mit Bühler betrieben? Gibt es nur noch einen Standort – und welchen? Der Entscheid in die eine oder andere Richtung hat grossen Einfluss auf die Gaiser Schulinfrastruktur.

Alternative: Containerlandschaft

Nur ein Ja zu Atzgras Nord gewährleiste einen vernünftigen Schulbetrieb ab kommendem Sommer, ist der Tenor des Gemeinderates. «Wir wollen etwas Nachhaltiges; Atzgras Nord ist der Start dazu», meinte die Schulpräsidentin. Mit dem Entscheid, nicht ein Provisorium aufzustellen, sondern ein fixes Projekt voranzutreiben, vergebe man grosse Chancen, argumentierte die Gegnerschaft. Bei einem Nein müsse man in eine Containerlandschaft wechseln, sagte Katja ­Pantaleo-Palancon. Gemäss Gemeinderat Dylan McGhee mache aus finanzieller Sicht eine Containermiete (jährlich etwa 140 000 Franken) keinen Sinn. «Ein Kauf wäre mit Kosten von rund 1,5 bis 1,7 Millionen Franken verbunden.» Baueinsprachen wären denkbar, eine neuerliche Volksabstimmung werde nötig – und eine Verzögerung wäre zu erwarten.

Steuererhöhung in Sicht

Zwar wurde verschiedentlich gesagt, es sei unklug, Projekte gegeneinander auszuspielen. Trotzdem wurde auch der im Raum stehende Neubau des Alterszentrums zum Thema. Gemeindepräsident Ernst Koller kündigte an: «Wir werden nicht um eine Steuererhöhung herumkommen.» Nach der letzten Frage kam noch die allerletzte – ehe die Schulpräsidentin die Veranstaltung abschloss. Sie hoffe, dass man einiges habe klarstellen können und nun mit Atzgras Nord ein Startimpuls erfolge. «Aber es ist natürlich euer gutes Recht, Nein zu stimmen», sprach sie einzelne Exponenten aus der Gegnerschaft namentlich an.

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