Unverkennbar regional produzieren

Neue Ernährungsgewohnheiten und neue Produktionsmöglichkeiten haben Einfluss auf die Berglandwirtschaft. Mit ihrer Regionalität hat sie trotz Globalisierung des Essens Chancen, erfolgreich am Markt zu bestehen.

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In den letzten 50 Jahren haben sich die Ernährungsgewohnheiten stark verändert. Bestimmte Lebensmittel sind weitgehend verschwunden, andere sind dazugekommen. Kochen nimmt im Durchschnitt gerade noch 30 Minuten in Anspruch. Convenienceprodukte und auswärtige Verpflegung sind gefragt. Vegetarisch, natürlich und nachhaltig haben grosse Bedeutung bekommen. Die Globalisierung hat beim Essen Einzug gehalten. Gleichzeitig wollen Konsumenten regionale Produkte, heute sogar noch stärker als biologische. Diese Situation sah Christine Brombach von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften an der Tagung des Kompetenznetzwerks Ernährungswirtschaft auf dem Hof von Joe Broger in Trogen als grosse Chance.
«Für 75 Prozent der Schweizer Konsumenten sind Schweizer Produkte wichtig», sagte sie. «Sie wollen auch, dass diese Produkte zu 100 Prozent in der Schweiz hergestellt sind. Und sie sind sicher, dass solche Produkte besonderen Ansprüchen an Qualität und Sicherheit genügen.» Wichtig dabei sei die Stärkung von Traditionen und von Lebensmitteln, die kein «Mainstream» seien. Sie sprach von Nischenprodukten, die unverkennbar regional und handwerklich mit hoher Qualität hergestellt werden. All dies gelte auch für die Berglandwirtschaft, wo das Potenzial noch nicht ausgeschöpft sei. Entscheidend seien allerdings die enge Zusammenarbeit der Produzenten mit den örtlichen Gastronomie- und Tourismusverbänden, professionelles Marketing, die Kommunikation des Mehrwertes und die enge Kundenbindung.
Ein Beispiel von Zusammenarbeit beschrieb Ernst Haffa von der Molkerei Biedermann. 25 Schafmilchbauern beliefern ihn mit rund einer Million Kilo Schafmilch pro Jahr, unter ihnen auch Joe Broger vom Oberen Sand aus Trogen. «Wir als Abnehmer und die Produzenten arbeiten zusammen mit dem Ziel, den Markt nicht an die Wand zu fahren», betonte Haffa. Nachhaltigkeit, keine Überproduktion, Stabilität usw. würden im Vordergrund stehen.
Ähnlich handelte Urs Stuker vom Hof Baldenwil in Herisau. Er begann vor acht Jahren, im doch recht niederschlagsreichen und hoch gelegenen Appenzellerland eine Kräuterproduktion auszubauen. Dabei erlebte er nach und nach, dass Schweizer Bio-Kräuter gefragt sind. Wie Ernst Haffa stellte er zudem fest, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Verarbeiter ist. Allerdings entschied er sich gegen die Vermarktung über einen Grossabnehmer. Er beliefert rund 100 Läden und zudem Einzelkunden.

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