«Tendenziöse Aussagen in der Korridorstudie»

«Die Korridorstudie des Bundesamts für Verkehr scheint die Doppelspur durch das Dorfzentrum Teufen zu bestätigen. Um zu diesem Schluss zu gelangen, unterschlagen die Studienautoren aber etliche Fakten», heisst es in einer heute Abend den Medien zugestellten Reaktion des Vereins «IG Tüüfner Engpass».

  • Zukunftsmusik: So könnte dereinst die Linienführung der AB-Doppelspur nach dem Bahnhof Teufen mit einem Kreisel aussehen. (Visualisierung: zVg)

    Zukunftsmusik: So könnte dereinst die Linienführung der AB-Doppelspur nach dem Bahnhof Teufen mit einem Kreisel aussehen. (Visualisierung: zVg)

  • Alt-Regierungsrat Jakob Brunnschwiler an  der Vernissage zur Ausstellung des Projektidee Doppelspur in der Hechtremise Teufen im März 2020. (Archivbild: Hans Ulrich Gantenbein/appenzell24.ch)

    Alt-Regierungsrat Jakob Brunnschwiler an der Vernissage zur Ausstellung des Projektidee Doppelspur in der Hechtremise Teufen im März 2020. (Archivbild: Hans Ulrich Gantenbein/appenzell24.ch)

  • Mit einem Modell wurde im März 2020 während einer Ausstellung in der Hechtremise gezeigt, wie sich die Doppelspur durch den Ortskern von Teufen schlängeln könnte. (Archivbild: Hans Ulrich Gantenbein/appenzell24.ch)

    Mit einem Modell wurde im März 2020 während einer Ausstellung in der Hechtremise gezeigt, wie sich die Doppelspur durch den Ortskern von Teufen schlängeln könnte. (Archivbild: Hans Ulrich Gantenbein/appenzell24.ch)

  • Zukunftsmusik: So könnte dereinst die Linienführung der AB-Doppelspur durch Teufen bei der Grubenmann-Kirche aussehen. (Visualisierung: zVg)

    Zukunftsmusik: So könnte dereinst die Linienführung der AB-Doppelspur durch Teufen bei der Grubenmann-Kirche aussehen. (Visualisierung: zVg)

Nachfolgend die Medienmitteilung im Wortlaut: «Auf den ersten Blick scheint der Fall mit der Präsentation der sogenannten Korridorstudie, mit der das Bundesamt für Verkehr (BAV) die Bahninfrastruktur zwischen Appenzell, St. Gallen und Trogen untersuchte, klar: Die Appenzeller Bahnen sollen künftig zweigleisig durchs Dorfzentrum Teufen fahren, «es gibt keine bessere Lösung».

Die IG Tüüfner Engpass, die sich dezidiert gegen die Doppelspur wehrt, hat die Studie analysiert und ist dabei auf etliche Ungereimtheiten gestossen. Insbesondere auch zur vermeintlichen Kernaussage: Es gibt vielleicht keine bessere Lösung als eine Doppelspur – aber eben auch einige Varianten, die durchaus gleich gut sind. Diese Erkenntnis wurde bei der Präsentation elegant unterschlagen.

Für die Korridorstudie wurden nur die Kriterien Fahrplan und Finanzen gewichtet, zuoberst stand die Kompatibilität mit Taktfahrplan-Anschlüssen in St. Gallen. Die Verkehrssicherheit in Teufen, der Schutz des Ortsbilds, die Erreichbarkeit von Läden und Gaststätten, oder generell die Lebensqualität im Dorf spielten für die Studienautoren keine Rolle. Das ist auch nicht weiter verwunderlich: Der Auftrag ging zufälligerweise an dieselbe Firma, die auch das Fahrplankonzept für die Appenzeller Bahnen ausgearbeitet hatte …

Aus Sicht der Gemeinde Teufen muss man auch andere Sichtweisen einbeziehen. Noch 2010 liess der Gemeinderat verlauten, dass die Attraktivität und auch das Dorfleben von Teufen entsprechend zu gewichten seien; der Rat wolle für Teufen eine lokale, zukunftsorientierte Lösung, welche das Dorf nicht zusätzlich belastet. Der heutige Gemeinderat blendet nicht nur die legitimen Interessen der eigenen Bevölkerung aus, sondern verhindert bewusst eine demokratische Abstimmung über ein Jahrhundert-Bauwerk, das das Dorf total umkrempelt. Die IG Tüüfner Engpass aber gewichtet die Anliegen des Dorfes nach wie vor hoch.

Abstimmung über Einspurtunnel
In der Korridorstudie werden zahlreiche Varianten der Ortsdurchfahrt Teufen genauer beleuchtet, neben der Doppelspur im Dorfkern auch ein- und zweispurige Tunnellösungen. Aus Fahrplansicht zeigt sich, dass die heute geplante Doppelspur auch nur ein Kompromiss ist, denn eine ideale Kreuzungsstelle für die Züge der AB läge vor dem Dorfkern im Bereich zwischen Spar und der Haltestelle Stofel. Deshalb wäre ein einspuriger Tunnel mit einer unmittelbar anschliessenden Doppelspur zwischen Stofel und Sternen aus betrieblicher Sicht eine optimale Lösung. Allerdings wären Tunnel plus Doppelspur eine etwas kostspielige Lösung.

Die IG Tüüfner Engpass hält nach der Analyse der Varianten in der Korridorstudie an der eigenen Forderung nach einem Einspurtunnel ohne anschliessende Doppelspur fest. Im Frühling 2021 hatte die IG eine Volksinitiative mit der Rekordzahl von 862 Unterschriften eingereicht, mit der Forderung, dass der Gemeinderat über einen Objektkredit für einen Bahntunnel zwischen Bahnhof Teufen und Stofel abstimmen lässt. Dies, nachdem der Gemeinderat die bereits 2019 eingereichte «Doppelspur-Initiative» kurzerhand für ungültig erklärte. Gegen das undemokratische Abwürgen dieses Volksbegehrens hat sich die IG Tüüfner Engpass gewehrt, der Fall liegt zurzeit zur Beurteilung beim Bundesgericht.

Finanziell tragbar
Die Mehrkosten für einen einspurigen Tunnel sind für Teufen problemlos finanzierbar, wie die IG bereits detailliert aufgezeigt hatte. Diese Lösung ist aber auch aus betrieblicher Sicht ein absolut gangbarer Weg. Die vermeintlichen Nachteile der Tunnellösung sind für den Fahrplan minim: Statt Wartezeiten von den AB-Zügen von vier bis sechs Minuten zur vollen und halben Stunde beim Bahnhof St. Gallen könnten etwas längere Intervalle resultieren. Das ist durchaus vertretbar, denn nach Angaben der AB nutzen mehr als ein Drittel der Fahrgäste in St. Gallen verschiedene Bahnverbindungen, aber nur 5,4 Prozent die IC-Züge von und nach Zürich. Für die aktuellen und die erhofften zusätzlichen ÖV-Benutzerinnen und -Benutzer ist die Kompatibilität mit dem zukünftigen Vollknoten St. Gallen relevant – eine Tunnellösung in Teufen steht dem nicht im Wege. Mit dem geplanten Viertelstundentakt können die Standzeiten sogar verkürzt werden, ohne die Umsteigezeiten zu gefährden.

Mit einem einspurigen Tunnel könnte vor allem auch die Verkehrssicherheit im Dorf sichergestellt werden, was ein wesentliches Kriterium sein muss. Bei anderen Abschnitten des untersuchten Bahnkorridors gilt das ja auch, es sei wichtig, «dass der öffentliche Verkehr auf eigener Spur (bzw. dann im Tunnel) Richtung St. Gallen ohne Behinderung fahren kann» hiess es etwa im Auflageprojekt für Ruckhaldetunnel und Riethüsli. Im Vögelinsegg wird inzwischen ein neues Tunnelprojekt für 65 Millionen Franken ins Auge gefasst, finanziert als Teil der Durchmesserlinie aus dem Bahninfrastrukturfonds, woher auch weitere 25 Millionen für Kreuzungsstellen Strahlholz und Eggli fliessen. Die Ortsdurchfahrt Teufen soll aus dem Sanierungstopf des BAV bezahlt werden, doch hier wird eine gute und sichere Lösung verhindert, selbst wenn die Gemeinde die Mehrkosten selbst tragen würde.

BAV-Direktionsmitglied Anna-Barbara Remund sagte gerade im September nicht ohne Grund: «Eine Lösung ohne Bahn auf der Strasse ist immer sicherer als mit der Bahn». Da ist die IG Tüüfner Engpass mit dem BAV völlig einig», heisst es abschliessend in der Medienmitteilung des Vereins «IG Tüüfner Engpass».

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