Vor 30 Jahren hat Albi Werder als gelernter Landschaftsgärtner die Gartengruppe bei Tosam ins Leben gerufen. 1998 wechselte er seine Berufsstation und ist vor einem Jahr, im Mai 2021 als agogischer Leiter zu Tosam zurückgekehrt. In der Zwischenzeit ist der Betrieb beachtlich gewachsen, wie die Stiftung Tosam in einer Mitteilung schreibt. Damit die grosse Nachfrage bewältigt werden kann, sind während der Garten-Hochsaison rund 20 betreute Mitarbeitende – davon vier Lernende – und sechs Leiter im Einsatz.
Höhere Anforderungen
Die grösste Veränderung seit Bestehen des Gartenbaubetriebs ist die Professionalisierung. Zu Beginn waren es kleinere Jätarbeiten, heute werden anspruchsvolle und komplexe Gartenbauarbeiten umgesetzt. Auch das Fachpersonal musste sich professionalisieren. Die Klientenbetreuung wird heute digital geführt und muss seitens Auftraggeber (Kantone und Gemeinde) hohe Anforderungen erfüllen. Zudem waren die betreuten Mitarbeitenden früher eher kognitiv beeinträchtigt, heute haben sie vermehrt psychische Krankheiten, zum Beispiel durch Burnout verursacht.
Dankbarkeit und Zufriedenheit
Die Aufträge werden in Teams ausgeführt: Immer ist eine betreuende Bereichsleiterin dabei, zusammen mit einigen Mitarbeitern, die ihre Aufgaben möglichst nach Fähigkeiten zugeteilt erhalten. Das Mass der Betreuung ist individuell und kann sich von Person zu Person, Auftrag zu Auftrag oder von Tag zu Tag ändern, wie es weiter heisst. Schlussendlich muss der Auftrag erledigt sein. Ein zusätzlicher Erfolg ist es, wenn die Arbeit allen Spass macht und alle, samt Leiterin oder Leiter, neue Erfahrungen sammeln können. Martin Gehrken arbeitet seit 15 Jahren bei Gartenbau Herisau. Er sagt: «Ich mache viele Arbeiten gern. Was mir am besten gefällt, ist die Dankbarkeit der Kunden und die Zufriedenheit von mir und meinen Kollegen nach einem guten gemeinsamen Arbeitstag».
Firmen und Private als Kunden
Zum Kundenkreis zählen lokale Firmen wie Huber + Suhner, Werkhöfe von Gemeinden wie Goldach oder Herisau und viele Privatkunden. Der verantwortliche Leiter Betriebsunterhalt bei Huber + Suhner sagt: «Es ist wichtig, dass es Institutionen wie Tosam gibt. Menschen erhalten in den Tosam-Betrieben eine Chance zum Arbeiten. Im ersten Arbeitsmarkt gibt es für viele von ihnen keine Arbeitsmöglichkeiten mehr.» Dabei seien sie oft mindestens so motiviert und engagiert wie jene Arbeitnehmer im ersten Arbeitsmarkt.
Prozesse digitalisiert
In der Branche mithalten zu können, ist für Tosam wichtig, sei es im agogischen Bereich oder in der Umsetzung von Kundenprojekten. Dafür wäre ein digitales Visualisierungsprogramm hilfreich um Gartenbaupläne besser zu veranschaulichen. In der Arbeitsagogik hat Tosam im letzten Herbst die Prozesse digitalisiert, wie es weiter heisst. Die neue Software erleichtere die Betreuungsaufgaben sehr. Im Weiteren sollen pro Jahr rund vier Lernende zu Gartenbaufachleuten auf EBA- oder EFZ-Stufe ausgebildet werden. Mit diesen Instrumenten und Massnahmen will Tosam die Gartenbaukunden und Auftraggeber bestmöglich bedienen und die langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit aufrechterhalten. «Einige Kundengärten pflegen wir seit Bestehen des Betriebs», sagt der Betriebsleiter Roger Thalmann.