St. Galler Corona-Bibel gastiert derzeit im Kloster Maria der Engel

Im ersten Lockdown haben in nur zehn Wochen mehr als 1000 Menschen alle 1189 Kapitel der Bibel von Hand abgeschrieben. Die siebenbändige Originalausgabe wird in der Stiftsbibliothek St. Gallen aufbewahrt, drei Druckexemplare wurden vor einem halben Jahr auf die Reise geschickt. Bis Mitte August hat sie eine Herberge im Kloster Maria der Engel in Appenzell gefunden.

  • Monika Inauen nimmt die St. Galler Corona-Bibel vom St. Galler Seelsorger Matthias Wenk in Empfang. (Bilder: Vreni Peterer)

    Monika Inauen nimmt die St. Galler Corona-Bibel vom St. Galler Seelsorger Matthias Wenk in Empfang. (Bilder: Vreni Peterer)

  • Die Bibeltexte wurden von Hand auf A4-Blätter geschrieben.

    Die Bibeltexte wurden von Hand auf A4-Blätter geschrieben.

  • Bis Mitte August liegt die dreibändige Corona-Bibel in der Kirche des Klosters Maria der Engel in Appenzell auf.

    Bis Mitte August liegt die dreibändige Corona-Bibel in der Kirche des Klosters Maria der Engel in Appenzell auf.

  • Nach einer kurzen Rast bei der Kirche Schlatt geht es mit der Bibel auf dem Rücken in Richtung Appenzell.

    Nach einer kurzen Rast bei der Kirche Schlatt geht es mit der Bibel auf dem Rücken in Richtung Appenzell.

  • Stärkung nach dem Fussmarsch von St. Gallen nach Appenzell.

    Stärkung nach dem Fussmarsch von St. Gallen nach Appenzell.

Initiant der Corona-Bibel war Uwe Habenicht, reformierter Pfarrer in St. Gallen. Mit seiner Idee konnte er sofort auch Roman Rieger, den Leiter der Cityseelsorge St. Gallen, begeistern. Um sie beide formierte sich ein ökumenisches Team, das gemeinsam auf den Weg ging. Die wichtigsten Weggefährten waren jedoch die mehr als 1000 Kinder, Jugendlichen, Frauen und Männer, die bereit waren einen Text aus der Bibel abzuschreiben.

Überwältigt

Uwe Habenicht erzählt, wie er im Frühling 2020 auf die Idee zum Corona-Bibel-Projekt kam: «Wie alle anderen sah auch ich besorgt auf die Situation, als die Menschen wegen der Pandemie in die Vereinzelung und Einsamkeit gedrängt wurden.» Er habe sich überlegt, wie das Gefühl von Zusammengehörigkeit trotz und in der Krise gestärkt werden könnte. «Menschen konnten auf diese Weise durch das Schreiben tätig werden, mussten nicht Kontakt zu anderen aufnehmen und beteiligten sich doch an etwas Grösserem», so Habenicht, der noch immer völlig überwältigt ist: «Dass das Projekt solche Wellen sogar über die Landesgrenzen hinaus schlug, haben wir absolut nicht erwartet.» Noch immer fühle er grosse Dankbarkeit und übergrosses Staunen über das, was die vielen Beteiligten dem Team und schlussendlich auch der Öffentlichkeit anvertraut haben. Von Anfang an habe er eine starke Verbundenheit gespürt, die das Projekt bei allen Beteiligten ausgelöst habe.

Herbergen gesucht

«In vielen Gesprächen und Kontakten haben wir gehört, dass Mitschreibende gerne einmal selbst in einer solchen Ausgabe blättern würden», so der Initiator des Projekts Uwe Habenicht. Deshalb wurden anfangs dieses Jahres drei Druckexemplare der St. Galler Corona-Bibel auf Reisen geschickt. Gesucht wurden beziehungsweise werden Kirchgemeinden, Einrichtungen und andere Institutionen in der Schweiz, Deutschland und Österreich, welche die Bibel beherbergen und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Dort bleibt sie jeweils für rund vier Wochen. «Wir werden sehen, ob und in welchem Zustand die drei Ausgaben im Herbst 2023 nach St.Gallen zurückkehren. Wir sind wirklich gespannt, an welchen Orten sie gewesen sein und wie viele Grenzen sie überquert haben werden», sagt Uwe Habenicht.

Von St. Gallen nach Appenzell

Das Kloster Maria der Engel stellte sich auf Anfrage von Monika Inauen – einer Mitschreiberin aus Appenzell – gerne für die Beherbergung zur Verfügung. Eine Delegation der ökumenischen Gemeinde Halden in St. Gallen, mit Seelsorger Matthias Wenk und Pfarrerin Andrea Weinhold an der Spitze, brachten die Bibel auf dem Säumerweg zu Fuss nach Appenzell. Die drei Bände vom «Wort Gottes» in der wasserdichten Kiste auf dem Rücken wogen schwer, zumal die Gruppe noch von heftigem Regen überrascht wurde. Das Gewitter zog jedoch schnell vorüber, so dass die St. Galler von Sonnenschein begleitet im Kloster der Maria der Engel ankam. Hier konnten sie sich mit einer währschaften Suppe stärken und die Gemeinschaft pflegen. Im Rahmen einer Andacht wurde die Bibel an die Appenzeller übergeben. Richtig blättern in der St. Galler Corona-Bibel kann man bis am 12. August in der Kirche des Klosters Maria der Engel in Appenzell (während den offiziellen Öffnungszeiten der Kirche).

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