Spass allein reicht nicht

Am frühen Mittwochabend hat das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung Ausbildnerinnen und Ausbildner zum Lehrmeister-Anlass im Schulhaus Hofwies eingeladen. Die Anwesenden erhielten Tipps, wie sie die Lernenden motivieren können, ihre Ziele zu erreichen.

  • Yves Zellweger von der Sportschule Appenzellerland und Skifahrerin Stefanie Grob (rechts) gaben den Anwesend Tipps, wie die Lernenden motiviert werden können. (Bilder: Maria Kobler)

    Yves Zellweger von der Sportschule Appenzellerland und Skifahrerin Stefanie Grob (rechts) gaben den Anwesend Tipps, wie die Lernenden motiviert werden können. (Bilder: Maria Kobler)

  • Martina Bertsch, Leiterin Berufsberatung, Nicole Harzenmoser, Leiterin Beratung und Förderung am Berufsbildungszentrum Herisau, sowie Berufsbildner diskutieren darüber, was die Motivation fördert.

    Martina Bertsch, Leiterin Berufsberatung, Nicole Harzenmoser, Leiterin Beratung und Förderung am Berufsbildungszentrum Herisau, sowie Berufsbildner diskutieren darüber, was die Motivation fördert.

  • In Workshops wird über Motivation und die Rolle der Berufsbildnerinnen gesprochen.

    In Workshops wird über Motivation und die Rolle der Berufsbildnerinnen gesprochen.

«Wenn du keinen Spass hast – geh.» Mit diesem Zitat startete Yves Zellweger, Leiter der Geschäftsstelle und Trainer bei Appenzellerland Sport in Teufen, sein Referat zum Thema Motivation. «Spass allein reicht aber nicht», sagte er und verdeutlichte das am Beispiel der 18-jährigen Skifahrerin Stefanie Grob aus Weissbad. Vor fünf Jahren sei sie zum Vorstellungsgespräch an der Sportschule erschienen, zusammen mit zwei weiteren Skifahrerinnen. Grob sei damals weniger gut gewesen als ihre Kolleginnen, heute ist sie deutlich besser und diesen Frühling ins C-Kader von Swiss-Ski aufgestiegen. «Stefanie hat dies dank viel Einsatz, Arbeit und Motivation erreicht», sagte Zellweger.

«In Arsch chlübe»

Die Appenzellerin absolviert die KV-Lehre an der United school of sports in St. Gallen, die aus zwei Jahren Schule und zwei Jahren Praktikum besteht. Im Sommer beginnt sie ihr Praktikum bei der Appenzeller Kantonalbank. Jeweils am Morgen und am Abend hat sie Zeit für einen Trainingsblock. Stefanie Grob hat sich zum Ziel gesetzt, im Skifahren an die Weltspitze zu kommen. Deshalb heissen ihre kurzfristigen Ziele Kondition und Technik verbessern. «Ich will dranbleiben, mit kleinen Fortschritten zufrieden sein und mir immer wieder neue Ziele setzen», sagte sie. Und falls die Motivation nicht so gross ist bei Schlechtwetter auf dem Berg und mit kalten Zehen, heisst ihre Devise: «In Arsch chlübe und weitermachen. Das zahlt sich aus.» Und Zellweger ergänzte: «Um die Ziele zu erreichen, ist eine gute Zielformulierung entscheidend.» Ziele müssen etwa realistisch und messbar sein.

Beziehung als Basis

In einer kurzen Umfrage wollte Zellweger von den Anwesenden wissen, was sie motiviert. Am häufigsten wurden Erfolg, Familie und Team genannt. Fast die gleichen Antworten nannten die Lernenden vor einem Monat am Lehrlingstag, nämlich Erfolg, Team und Spass. «Die Beziehung zwischen Ausbildner und Lernenden ist die Basis», betonte Nicole Harzenmoser, Leiterin Beratung und Förderung am Berufsbildungszentrum Herisau. «Offene Gespräche stärken das Vertrauen und den Mut, Probleme anzusprechen.» Es sei wichtig, gemeinsam mit den Lernenden die Ziele zu setzen und sie zu unterstützen. «Es gibt aber auch Grenzen», gab sie zu bedenken. Dabei nannte sie psychische Probleme, Sucht oder Krankheit. Dann müsse man sich externe Hilfe holen.

«Im Fokus steht immer eine Lösung, die für die Lernenden und den Betrieb passt», sagte Alfred Steingruber, Leiter Amt für Berufsbildung und Berufsberatung. «Die Berufsbildung hat in Appenzell Innerrhoden traditionell einen sehr hohen Stellenwert. Für die Lernenden soll es auch in Zukunft attraktiv sein, in Innerrhoden eine Lehre zu absolvieren.» Die Zahl der offenen Lehrstellen sei derzeit hoch. Mit Blick auf die aktuellen Schülerzahlen in der Oberstufe werde sich die Lage aber in den nächsten Jahren leicht entspannen, sagte Steingruber.

Trainerin, Beraterin, Coach

Yves Zellweger zeigte anhand einer Übung mit verschiedenen Begriffen – in einer Spalte fehlten bei den Wörtern Buchstaben – auf, dass verlangsamen und stolpern beim Lernen helfen. «Wer viel investieren muss, kommt weiter», sagte er. Es brauche aber auch diejenigen, die ermutigen – zum Beispiel die Berufsbildnerin. Sie kann Trainerin, Beraterin und Coach in einem sein. In den Workshops mussten sich die Anwesenden überlegen, in welcher Funktion sie einem Lernenden sagen, was für Kleidung am Arbeitsplatz erwünscht ist, oder wenn er sich in Arbeitskleidung betrunken in der Öffentlichkeit zeigt. «Als Trainer bin ich für die Detailplanung zuständig, frage mich, was der Athlet tun muss, um seine Leistung zu bringen», erläuterte er. «Als Coach bin ich für die Planung des Wettkampfs, das Drumherum verantwortlich. Das ist auch in der Arbeitswelt so.»

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