Rebekka Lindauer – Die Frau, die als Heldin süchtig macht

Die Zürcher Slam-Poetin, Kabarettistin und Musikerin Rebekka Lindauer brachte das Publikum der Walzehuser Bühni frech und erfrischend politisch unkorrekt zum Lachen, aber auch zum Nachdenken.

  • Rebekka Lindauer als Wortakrobatin auf der Walzehuser Bühni. (Bild: Isabelle Kürsteiner)

    Rebekka Lindauer als Wortakrobatin auf der Walzehuser Bühni. (Bild: Isabelle Kürsteiner)

Sie war die Heldin, also die Héroïne, des Abends. Die Zürcherin mit griechischen und englischen Wurzeln bezeichnete sich als leibhaftige Dreifaltigkeit in Europa. Sie betrachtete das Gebaren insbesondere in der Schweiz mit gekonntem Sprachwitz und Tiefgang. Rasend schnell wechselte Lindauer von ihrem krausen, langen Haaren und was ihr damit als Bühnenkünstlerin blühen würde, wenn sie sich bei ihr, einer weissen Frau, plötzlich verfilzen würden, zu Infantino um gleich wieder über ihre Situation nachzudenken. Sie bezeichnete sich als vom Poetry Slam zur Kleinkunst Aufgestiegene, die Erwartungshaltungen ihres Publikums «bodigen» würde.
Nach einem Exkurs in ihre Schulzeit hielt sie bei der Philosophie, hier der griechischen Mytologie, inne. Sie verglich jenes Treiben mit aktuellem Geschehen. Dabei stellte sie fest, dass die Verbindung von Aphrodite und Ares vergleichsweise wie die Fusion zwischen Amorana und der Ruag sei. In ihrem ersten Bühnensolo bekamen alle ihr Fett weg und wer nicht aufmerksam zuhörte, verpasste den einen oder anderen Seitenhieb. Diese gestaltete sie von fein bis derb. Zu letzteren gehörte die Offenbarung, warum in Lauterbrunnen dann und wann Fleischvögel serviert werden.

«Sie chönnti süchtig mache»

Rebekka Lindauer ist mit ihrer spitzen Zunge vielen bekannt aus Fernseh-Comedy-Formaten wie «Deville». Ihr erstes Bühnen-Soloprogramm schrieb sie gerade vor der Pandemie. Jüngst trat sie bei den Swiss Comedy Awards auf. Dort kündigte sie Comedian Stefan Büsser mit: «Sie chönnti süchtig mache» an. Nun, das Publikum in Walzenhausen war bestimmt gemäss Ausdrucksweise von Lindauer «angefixt» von der in keiner Weise stillen Zürcher Heldin, die nicht nur mit Worten sondern auch mit ihren Liedern begeisterte.
Zum Schluss ihres Programms rief die Künstlerin auf: «Gohnd witerhin Kultur go luege!» Als nächstes lädt die Walzehuser Bühni am 4. November zu «9 Volt Nelly mit Bäng! Bäng! Bäng!» von Whitcher und Mumfort ein. Zum Abschluss folgt «Cenk mit schleierhaft». Und auch das Programm 2024 steht fest. Es bietet eine Mischung aus allen Facetten der Kleinkunst. Somit lebt in Walzenhausen auch dank der Walzehuser Bühni Kultur fort. Wer die Heldinnen und Helden des nächsten Jahres sein werden, gibt die ­WaBü demnächst bekannt.

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