Es ist schon Tradition, dass am Vorabend des Einachserrennens in der Brülisauer Turnhalle eine zünftige Party steigt. Die «Waldhöckler» aus Weissbad heizten den Hunderten feierwütigen Gästen so richtig ein. Da blieb kaum einer auf seinem Platz sitzen. Es wurde getanzt, gesungen, getrunken und gelacht. Aber auch die schönsten Abende gehen einmal zu Ende. Es folgte eine kurze Nacht: Schon wenige Stunden nachdem die Band das letzte Stück gespielt hatte, traf man sich an der Rennstrecke wieder.
Saisonende für die Einachserfahrer
Insgesamt zehn Rennen gab es in dieser Saison in der Schweiz, Brülisau war die letzte Station für die Einachserfans. Zum Saisonende nahmen circa 80 Fahrer teil. Sie starteten in verschiedenen Spezialkategorien: Standard bis 1970, Sport bis 1970, Prototyp, Eigenbau Frontantrieb, Eigenbau Heckantrieb und Eigenbau 4×4.
Wenn Lärm so richtig Spass macht
Im beschaulichen Brülisau ist man gewöhnlichen Motorenlärm von Autos und Motorrädern an Sonntagen gewohnt. Ansonsten ist ausser Kuhglocken in der Regel nicht viel zu hören. Ganz anders an diesem traumhaften 1. Oktober. Lautstark, weitum vernehmbar, dröhnten die Motoren, wenn die Teilnehmer – darunter auch Frauen – um gute Ränge kämpften. Das liess die Herzen der Motorsportfans höherschlagen. Und auch einige, die bis dahin nicht viel für Motorsport übrighatten, packte es – oder wie Ruedi Höfer aus dem Kanton Zürich meinte: «Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieser Lärm Spass machen kann. Eigentlich wollte ich zum Plattenbödeli und einkehren. Nun bleibe ich erst mal noch hier.»
Rapid – nostalgische Erinnerungen
In der Pause blieb Zeit, die Fahrzeuge aus der Nähe zu bestaunen. Besonders die Einachser Rapid zogen viele Bewunderer an. Die Oldtimer weckten bei manch einem älteren Besucher Kindheitserinnerungen, war doch früher auf fast jedem Hof ein solches Gefährt im Einsatz. Damals war jeder Bub fasziniert von Papas Rapid, auf dem er als Kind mitfahren und ihn bald schon selbst steuern durfte. Nun wurden die nostalgischen Einachsertraktoren in Brülisau als Rennfahrzeuge bestaunt.
Ein rosaroter Einachser Marke Eigenbau
Auch ein rosafarbener Einachser zog viele Blicke auf sich. Er gehört Eliane Manser, einer der beiden Frauen am Start. Gebaut hat ihn ihr Onkel, Klaus Manser, in seiner Werkstatt in Altstätten. Insgesamt fünf Einachser hat er schon hergestellt, aber nur einen in dieser auffälligen Farbe. Diese, so erzählte Eliane Manser, hat sie sich nicht etwa gewünscht, sondern wurde von ihrem Onkel für sie ausgesucht.
Wer erinnert sich noch an die Schlammschlacht vom letzten Jahr? Damals regnete es immer wieder und es waren für Fahrer und Zuschauer nicht die besten Bedingungen. Ganz anders nun in diesem Jahr: Besser hätte das Wetter nicht sein können. Die Rennstrecke war trocken und die Teilnehmer konnten so richtig Gas geben. In den Kurven flog dann entsprechend viel Erde und Dreck umher. Aber das nahmen alle Zuschauer mit Humor.
Die anspruchsvolle Rennpiste erforderte volle Konzentration. Es gab einige kleinere Zwischenfälle, bei denen aber glücklicherweise keiner der Fahrer verletzt wurde.
Begeisterung am Rand der Rennstrecke
Guido Inauen und seine Partnerin wollten eigentlich nur kurz am Morgen vorbeischauen und dann wandern gehen. Sie blieben aber bis zum Schluss. Monika Kälin war mit Mann und Sohn aus der Innerschweiz nach Brülisau gekommen. Sie sagte: «Mein Sohn hatte sich den Ausflug zum zehnten Geburtstag gewünscht. Ich hatte keine Ahnung, was mich hier erwartet. Die Anreise hat sich sehr gelohnt: Das Wetter, die freundliche Stimmung und die coolen Fahrzeuge, hier passt einfach alles.» Der sechsjährige Jonas aus Appenzell verriet, dass er später auch mitfahren und natürlich gewinnen möchte. Übrigens: Der jüngste Fahrer am Start war Lars Steinauer, er ist gerade einmal viereinhalb Jahre jung!
Spezialwettkampf «Quöllbisch 2023»
Der Quöllbisch-Wettkampf findet traditionell am Ende der Veranstaltung statt. Vier Teilnehmer wetteiferten, wobei es für jeden verlorenen Harass 20 Sekunden Strafe gab und für 0,1 Liter Verlust sogar 30 Sekunden. Den Sieg errang schliesslich Sven Schäfli.