Melancholisch, leicht und clownesk-poetisch erzählt

Die kleine Bühne, die Roger Joss ­mitbrachte, war eine Miniaturmanege. Seine langjährige Zirkuserfahrung in grossen Manegen war allgegenwärtig. Auf seiner mitgebrachten Bühne war er nicht nur Clown, auch Dompteur, ­Geschichtenerzähler und Direktor seines eigenen Zirkusuniversums. Die Vielschichtigkeit gepaart mit der Vielseitigkeit beeindruckten.

  • Clown Roger Joss begeisterte die Besucher in Bühler. (Bilder: Claudia Hutter)

    Clown Roger Joss begeisterte die Besucher in Bühler. (Bilder: Claudia Hutter)

  • Clown Roger Joss begeisterte die Besucher in Bühler. (Bilder: Claudia Hutter)

    Clown Roger Joss begeisterte die Besucher in Bühler. (Bilder: Claudia Hutter)

  • Clown Roger Joss begeisterte die Besucher in Bühler. (Bilder: Claudia Hutter)

    Clown Roger Joss begeisterte die Besucher in Bühler. (Bilder: Claudia Hutter)

Clown Roger Joss ist ein Poet und feinfühliger Erzähler, ein Bühnenkünstler mit einer tiefgründigen Art. Davon konnten sich die Zuschauenden am Samstagabend in Bühler überzeugen. Von der ersten bis zur letzten Minute schaffte er es, sein Publikum in den Bann seiner verwobenen Geschichte zu ziehen. Dazu benötigte er keine Worte, seine Körpersprache, seine Mimik und Gestik genügten. Manchmal gab es von ihm ein leises «Ah» oder «Och» zu hören. Vor allem dann, wenn ihm unverhofft, ähnlich wie ein zufälliges Konfetti, eine zündende Idee von oben zufiel oder aber, wenn er wieder mal vom Missgeschick des alltäglichen kleinen Wahnsinns überrollt wurde.

Wäscheseile und Verstrickungen

Auch wenige Kinder sassen im Beisein ihrer Eltern im Publikum und folgten mit leuchtenden Augen seiner Geschichte auf der wohl kleinsten Bühne der Welt. Nur gut starb der kleine Pinguin nicht wirklich, das wäre zu schrecklich gewesen – für alle. Plötzlich pochte er wieder mit seinem Schnabel an den Eimer, in dem er bereits entsorgt worden war. Clown Roger war erleichtert, ihn zurückzubringen zu seinen Geschwistern.

Joss versteht es, bis an die Grenzen zu gehen – mit Leichtigkeit, mit Melancholie, mit der gesamten Spannbreite des Lebens. Da ist nichts perfekt, jederzeit kann sich das Blatt wenden, können sich Verstrickungen in gespannte Wäscheseile verwandeln, können Pannen zu Glücksmomenten führen.
Zwischendurch forderte er mehrmals jemanden aus dem Publikum auf, mitzuwirken auf der Bühne. Da konnte schon mal jemand unfreiwillig zum künstlichen Christbaum umgestaltet werden, um schliesslich die Pause anzusagen.

Singender Clown

Joss wuchs in Winterthur auf, wo er auch die Schulen besuchte und seinen ersten Beruf erlernte. Schon nach seinem ersten Zirkusbesuch mit vier Jahren war ihm klar, dass er später selbst Clown werden wollte. An der Ecole Nationale du Cirque Annie Frattellini in Paris durchlief er eine vielseitige artistische Grundausbildung. Auf autodidaktische Art bildete er sich später weiter. Er spielte in unterschiedlichen Manegen, vom kleinen Open Air Circus bis hin zum grössten von Europa.

Licht, Technik und Ton waren exakt eingespielt. Die Nähe, die Roger Joss mit seinem Bühnenstück «Roger Joss und sein kleines bisschen Glück» herstellt, ist erstaunlich. Die feinen, leisen Töne berühren und lassen Leichtigkeit und Wehmut gleichzeitig anklingen. Dabei erstaunt er immer wieder durch seine Vielseitigkeit: Er spielt Klarinette, Saxophon und begleitet sich selbst bei einem Song auf einer Minigitarre. Wenn er singt, dann verzaubert er, der ansonsten wie ein Pantomime wirkt, mit seiner klaren Stimme nochmals anders und das Publikum hört ihm gerne zu.

Joss’ Schwägerin Sabrina Fässler, die mit ihrem Mann und den drei Kindern in Bühler wohnt, hat sich für ein Engagement eingesetzt. Sie sagt, dass sie vom beruflichen Werdegang ihres Schwagers beeindruckt sei. Seine liebevolle und sensible Art spreche sie, die sie als Nachtwache im Bürgerheim in Appenzell arbeitet, besonders an.

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