Markante Fassade wird Theaterbühne

Es wird schon etwas kühl, bis das Stück «Morsch» zu Ende ist, das vor der «Bleiche» in Appenzell aufgeführt wird. Aber ums Herz wird einem warm: Die Charaktere werden fabelhaft gespielt, Lichteffekte und Musik sowie viele amüsante und tiefgründige Momente fügen sich zu einem grossartigen Theaterereignis.

«Morsch» bezieht sich nicht nur auf das leerstehende historische Gebäude,  das eine Gruppe ehemaliger Studienfreund besetzt, sondern auch auf die Hauptfiguren: Sie sind alle im gesetzten Alter und habe  ihre Zipperlein und «Mödeli». Im Verlauf des vielschichtigen Stücks von Adrian Meyer, das er auf Appenzeller Verhältnisse umgeschrieben hat, sorgen die sechs wilden Alten  für Aufruhr. Sie setzen sich  mit ihrem Leben auseinander und machen sich Gedanken zu den Themen unserer Zeit. Auch in unserer Gesellschaft ist manches morsch.

Die «Alte Bleiche» füllt sich zum Happy End wieder mit Leben – anders als einige Figuren sich das vorgestellt haben. Es ist der Schluss eines von Jean Grädel lebhaft inszenierten, grossartig gespielten Stücks aus der Feder von  Adrian Meyer,  mit dichten, geschliffenen Dialogen, mit viel Humor und Tiefgang und  sogar mit Action. Das Premierenpublikum war am Dienstagabend begeistert.

Das Freilichttheater, das noch bis 17. September vor der Bleiche in Appenzell aufgeführt wird, ist aussergewöhnlich aufwendig: Eine gedeckte Tribüne wurde erstellt, die am Premierenabend voll besetzt war. Ein Video über den Rundgang mit Hausbesitzerin Elsie Haas durch die musealen Räume wurde als Auftakt projiziert. Die Lichtgestaltung (Marco Scandola) untermalte die Stimmungen beeindruckend, ebenso die Musik, die Peter Bischof arrangiert und mit seiner Band (Georg Kegel, Hanspeter Masina und Richard Stillhard) eingespielt hat; die ehemalige Lehrermusik liess die Siebzigerjahre nach der Aufführungen auch im Festzelt aufleben. Die Videoschaltungen der Fernsehreporterin wirken authentisch – einer von vielen wirkungsvollen Kniffen dieser Inszenierung.

Manche Mitwirkenden hatten mehrere Aufgaben. Regie führte Jean Grädel (zum vierten Mal in Appenzell), der auch für Raum- und Bühnengestaltung verantwortlich war. Seine Assistentin und Requisiteurin Rahel Stieger spielt eine Hauptrolle: die Weltenbummlerin Dodo. Andere Mitspielende waren auch im technischen Bereich, in Werbung oder Produktion engagiert. Die Kostüme hat Priska Lämmler zusammengestellt.

Wie immer bei Produktionen der Theatergesellschaft Appenzell hielt Produzent Albert Koller alle Fäden in der Hand. Er begrüsste das Premierenpublikum am Dienstagabend, dankte den Sponsoren und unterstützenden Organisationen und jedem einzelnen Mitwirkenden, und besonders Hausbesitzerin Elsie Haas für ihre herzliche Offenheit. Auch ihm gebührt grosser Dank, dass er einmal mehr viel dazu beigetragen hat zu einem grossartigen Theaterspektakel.

Paraderollen haben Erich Koller als ewig abgebrannter Dauerstudent «Chlütter», Evelyne Rechsteiner als Fernsehmoderatorin und Hans Fässler als Weltenbummler Hampi. Alle Darstellenden (im Alter von 18 bis 84 Jahren) haben ihre glänzenden Auftritte, alle spielten ihren Part famos und trugen zum guten Gelingen bei.

Die Spielerinnen und Spieler sind (in alphabetischer Reihenfolge): Thomas Brülisauer, Marc Eicher, Albert Fässler, Alfred Fässler, Hans Fässler, Gisela Hehli, Josef Holderegger, Patrick Holderegger, Claudio Inauen, Stefan Inauen, Myriam Inauen, Myrta Inauen, Benjamin Koch, Meinrad Koch, Erich Koller, Stefan Koller, Roman Koller, Heinz Kummer, Sepp Manser, Rahel Mazenauer, Evelyne Rechsteiner, Jakob Rusch, Willi Signer, Emil Speck, Rahel Stieger, Hans Sutter, Marlies Sutter, Albert Wild, Monika Wyss.

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