Lernen einer Plage vorzubeugen

Am letzten Mittwoch lud die Familie Bruno und Ursula Schürpf von der hinteren Göbsi bei Bühler zu einem Mauserkurs ein. Ihr Betrieb liegt «hewets» des Rotbachs und deshalb auf Innerrhoder Boden. Schürpfs bewirtschaften 22 Hektaren, wovon eine halbe Hektar Acker, mit 44 Kühen und 700 Hühnern – und da sind natürlich eben auch Mäuse ein Thema.

  • Von der Katze schon mit Blicken fixiert – da wird es brenzlig für die kleine Maus. (Bilder: Monika Schmid)

    Von der Katze schon mit Blicken fixiert – da wird es brenzlig für die kleine Maus. (Bilder: Monika Schmid)

  • Der Profi zeigt, wie die Fallen korrekt gesetzt werden.

    Der Profi zeigt, wie die Fallen korrekt gesetzt werden.

  • Der Mäuseknecht ist ein überaus praktisches Gestell mit allen nötigen Mauserutensilien.

    Der Mäuseknecht ist ein überaus praktisches Gestell mit allen nötigen Mauserutensilien.

  • Rafael Gago demonstriert die Funktionsweise einer Mausefalle.

    Rafael Gago demonstriert die Funktionsweise einer Mausefalle.

  • Vor allem die jüngeren Kursteilnehmer liessen sich sofort für die Praxis begeistern.

    Vor allem die jüngeren Kursteilnehmer liessen sich sofort für die Praxis begeistern.

  • Bruno und Ursula Schürpf waren die Gastgeber für den lehrreichen Kurs.

    Bruno und Ursula Schürpf waren die Gastgeber für den lehrreichen Kurs.

Rund zwanzig Personen, darunter auch ein paar Kinder, waren zum Kurs angemeldet und lauschten interessiert den Ausführungen von Rafael Gago, Schulungsbeauftragter von Agroscope AGFF Zürich. Mit vielen anschaulichen Bildern und Zahlen auf seinem Freiluftbeamer, wie er seine Präsentationsmappe schmunzelnd nannte, ging es kurzweilig durch den theoretischen Teil. Eindrücklich schilderte er, wie rasend schnell sich Mäuse vermehren und so eben zu einer Plage werden können. Ein Feldmauspaar bringt es nämlich in einer Saison auf mindestens 114 Familienmitglieder. Sie leben vorwiegend unterirdisch in Gangsystemen mit vielen Vorratskammern. Sie vertilgen Wurzeln, Blätter, Stängel und Körner.

Schermäuse legen Gangsysteme bis zu einer Länge von vierzig Metern an. Alle fünf bis sieben Jahre kann es zu Populationsdichten von bis zu Tausend Tieren pro Hektare kommen – und solche Massen an Mäusen verursachen riesige Landschäden.

Der Maulwurf wird rund achtzig Gramm schwer und vermehrt sich langsamer, trägt jährlich nur ein-, selten zweimal, vier bis sechs Junge aus. Er lebt häufig an Waldrändern und entlang von Riedflächen und ist kein Vegetarier sondern frisst Engerlinge, Regenwürmer und andere Kleintiere. Pro Tag gräbt er zehn bis zwanzig Meter neue Gänge und schafft dadurch runde, grosse Erdhaufen, die zu verschmutztem Futter führen.

Mausen und Fangtechniken

Deshalb ist Mausen ständig angesagt. Es lohnt sich immer, denn es bedeutet mehr Gras, mehr Futter und daher mehr Einkommen. Fangtechniken gibt es einige. Früher kamen auch Gas und Giftanwendungen zum Einsatz, die verbietet aber Artikel 18 des Tierschutzgesetzes seit ein paar Jahren.

Also heisst es: Fallen stellen. Die bekannteste ist die Klemm- oder Ringlifalle. Sie wird aufgestemmt, mit dem Ringli «scharfgemacht» und vorsichtig in den Mäusegang geschoben, mit den «Krallen» nach oben. Mit einem Stäbchen markiert man den Standort. Praktisch ist hier der Mäuseknecht, ein kleines Gestell das alles enthält was man für einen Mauserrundgang braucht: Fünfzig Fallen, leuchtend rote Stecken und einen Sondierstab um Gänge aufzuspüren. Mit dem kleinen Gestell kann man gleich auch ein sauberes Loch in den Gang stechen. Und ganz toll: Oben ist ein kleiner Hebel, mit dem bequem die Falle aufgestemmt werden kann.

Ein etwas neueres Fanggerät ist die Topcat. Sie sieht aus wie eine dünne Büchse die unten ein kleines «Türchen» hat, das zuschnappt sobald eine Maus passieren will – eine schnelle, todsichere Sache. Auch Klappfallen sind effektiv und immer noch beliebt.

Eher in Obstplantagen kommen Migrationsbarrieren zum Einsatz. Diese bestehen entweder natürlich, aus einem Bach, oder werden mit einer Polyolefin-Folie erstellt, die zwanzig Zentimeter in den Boden eingelassen wird und etwa dreissig Zentimeter aus dem Boden ragt. Alle rund zehn Meter wird eine Lochfalle positioniert, in welche die Mäuse hinein-, aber nicht mehr herausspazieren können. Für Katzen, Füchse und Igel eine wunderbare Selbstbedienungstheke, die sie bequem mit der Schnauze öffnen und sich den frischen Inhalt schnappen können.

Praktischer Kursteil

Nach der Theorie ging es zum praktischen Teil des Mauserkurses. Bewaffnet mit Mäuseknecht, Topcat-Schlagfallen, Sondierstab und Gummihandschuhen marschierte die Gruppe hinaus auf die Wiese. Handschuhe verhindern übrigens nicht nur, dass man verräterischen Menschengeruch hinterlässt, sondern schützen auch vor Viren, die Mäuse auf den Menschen übertragen können. Rafael Goga erklärte die Anwendung der Fallen und fand vor allem unter den Kindern sofort willige Schüler. Auch die Hauskatze war mit von der Partie und wurde schon bei der zweiten Falle mit einer dicken Maus belohnt.

Unerwartete Begegnung

Kaum waren alle Fallen kontrolliert und neu gesetzt wollten die eifrigen Mauser doch wissen, ob sie schon etwas gefangen haben. Adrian grub vorsichtig eine Topcatfalle aus und staunte nicht schlecht, als gleich zappelnd eine wackere Maus mit herauskam.

Die war nur eine Sekunde vom tödlichen Schnapp entfernt, als der Mauserschüler gerade die Falle ausbuddelte. Sogleich hüpfte die Maus ins Gras, direkt der Katze vor die Nase. Die Mauserlehrlinge hielten die Luft an… Aber der Stubentiger war ja zum Glück pappsatt und wirbelte sie nur mal kurz durch die Luft. Bevor er aber doch noch auf mörderische Gedanken kommen konnte, verschwand das kleine Nagetier vor aller Augen flugs im nächsten Mauseloch.

«Jaja, als Mauser kannst du was erleben», lachte Kursleiter Rafael Gago und damit ging es zurück zum Hof, wo Kaffee und Kuchen auf die frisch ausgebildeten Mauserlehrlinge warteten. Gerne beantwortete der Kursleiter noch Fragen und verwies auf die Homepage von Agroscope, www.agff.ch wo man jederzeit Hilfe und Merkblätter bekommen kann.

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