Das Werk Oberegg der Presta ist gross und vollgestellt mit einem millionenschweren Maschinenpark. Eine Sprinkleranlage für den Brandfall ist nicht vorhanden, denn Wasser und Elektronik vertragen sich bekanntermassen gar nicht. Einzelne Einheiten des Maschinenparks, die mit brandgefährdenden Substanzen arbeiten, seien entsprechend mit Sicherheitsmassnahmen geschützt, nicht aber der ganze Saal, erklärte ein Mitarbeitender. Auf dieser Grundlage basierte die Übungsannahme.
Personen im Gebäude
Der Übungsleiter, Oblt Armin Bürki, ging von der Annahme aus, dass die Raumlüftungsanlage im Maschinensaal in Brand geraten ist. Das ganze Gebäude ist erfüllt von Rauch, und eine unbestimmte Menge von Mitarbeitenden ist von den Fluchtwegen abgeschnitten. Als erster Offizier auf Platz und damit zum Einsatzleiter geworden war Kommandant Marcel Brandes. Bei seinem Eintreffen stand eine Gruppe von «Mitarbeitenden» aufgeregt vor dem Eingang und machte auf die prekäre Situation aufmerksam.
Dank kurzer Wege – die Presta liegt in unmittelbarer Nähe des Feuerwehrdepots – waren die erforderlichen Fahrzeuge im Nu vor Ort. Marcel Brandes wies ihnen ihre Positionen zu und ordnete gleich zu Beginn den Wasserbezug über zwei unabhängige Leitungsnetze an. Das TLF wurde zum Verteilzentrum für den Schnellangriff des Atemschutzes. Der Hubretter der Regiwehr fuhr nach wenigen Minuten auf den südlichen Parkplatz, wo Rettlinge im dritten Geschoss auf sich aufmerksam gemacht hatten.
Aufwändige Suchaktion
Die Personenrettung hat immer Vorrang. Die Trupps des Atemschutzes, unter ihnen auch zwei Frauen, rüsteten sich aus. Bewehrt mit 40er-Schlauch und Spühdüse machten sie sich auf die Suche nach im Gebäude Verbliebenen, das parallel dazu mit Lüftern zunehmend rauchfrei gemacht wurde. Inzwischen evakuierte der Hubretter im Drei-Minuten-Takt Personen aus dem südseitigen Obergeschoss. Nach und nach wurden Rettlinge ins Freie begleitet oder getragen und ins Verwundetennest verbracht, das sinnigerweise in der nun leerstehenden TLF-Garage angesiedelt war. Windschutz, Licht und trockene Verhältnisse erleichterten die Arbeit der Sanitäterinnen.
Simuliert wurde hernach die Brandbekämpfung. Wasser sprudelte vom Hubretter auf das Gebäudedach, und das Löschwerkzeug der «Bodentruppe» versprühte reichlich Wasser auf die umliegenden Grünflächen. Dies als Test der Tauglichkeit aller angeordneten Massnahmen.
Ziel mit Bravour erreicht
Die Übungsleitung zeigte sich in der nachfolgenden Einsatzbesprechung erfreut über den reibungslosen Verlauf des Einsatzes. Grosse Aufmerksamkeit sei den Schläuchen zu widmen, wurde angemerkt. Zwar seien diese im Freien mustergültig in grosszügigen Windungen verlegt worden, doch im Innern hätten sich Stolperfallen ergeben, die für Einsatzkräfte und Rettlinge zur Gefahr werden können. Die Samariter beklagten, dass der Funkverkehr nicht in allen Teilen funktioniert habe. Die fünf Mitglieder des Samaritervereins seien daher zusätzlich gefordert worden angesichts von acht Personen, die wegen Brandwunden und Verdacht auf Rauchvergiftung versorgt werden mussten.
Nach Drehbuch
Wie für mehrere öffentliche Gebäude gibt es auch für die Presta einen Einsatzplan, der im TLF deponiert und für jeden Einsatzleiter griffbereit ist. Er enthält Grundrisspläne aller Stockwerke und Querschnitte, die einen raschen Überblick ermöglichen. Ortskenntnis sei eine der wichtigsten Voraussetzungen, erklärte Armin Bürki. Der Maschinenpark sei einem ständigen Wandel unterworfen, weshalb ein jährliches Zusammentreffen mit der Betriebsleitung vereinbart sei, um Nachträge im Einsatzplan vorzunehmen.
Die interne Brandmeldeanlage ist direkt mit der Notrufzentrale verbunden. Bei einem Alarm während des Tages haben die Mitarbeitenden sich umgehend auf Sammelplätzen im Freien zu begeben, die durch Tafeln gut sichtbar markiert sind. Nur so kann festgestellt werden, ob jemand fehlt. Nach der Bürozeit ist die Feuerwehr Oberegg-Reute gezwungen, das ganze Gebäude abzusuchen, da über die Anwesenheit von Mitarbeitenden nicht immer Klarheit besteht