Kleinster Staat entdeckt kleinsten Kanton

Mit dem musikalischen Empfang auf dem Kanzleiplatz in Appenzell begrüsst Innerrhoden als kleinster Kanton der Schweiz 300 ehemalige Wächter des Vatikans – des kleinsten Staats der Welt. Die Vereinigung der ehemaligen Schweizergardisten feiert am Hauptort seine Gründung vor 101 Jahren. Ihr Motto dabei: Entdecke das Geheimnis, entdecke die Kameradschaft, entdecke Appenzell.

  • Der Festzug der Ex-Gardisten mit der bekannten gelb-blau-gestreiften Uniform zog am Samstag durch Appenzell. (Bild: Tommaso Manzin)

    Der Festzug der Ex-Gardisten mit der bekannten gelb-blau-gestreiften Uniform zog am Samstag durch Appenzell. (Bild: Tommaso Manzin)

Die Vereinigung der ehemaligen päpstlichen Schweizergardisten feiert derzeit in Appenzell ihr grosses Jubiläum, der Verein wurde 1921 gegründet. Wegen der Pandemie konnte die Feier zum hundertjährigen Jubiläum vor reinem Jahr nicht stattfinden und wurde nun nachgeholt.

Der Festakt begann am Samstagmorgen in der Klosterkirche des ehemaligen Kapuzinerinnenklosters Maria der Engel, wo mit einem Requiem der verstorbenen ehemaligen Gardisten gedacht wurde. Der Öffentlichkeit zeigten sich die Ex-Gardisten erstmals beim darauf folgenden musikalischen Empfang. Das Exgardistenspiel marschierte in der bekannten gelb-blau-gestreiften Uniform durch die Hauptgasse und bog dann in den Kanzleiplatz ein, wo sie von Landammann Roland Dähler, Garde-Kommandant Christoph Graf, dem Präsidenten der Ex-Gardistenvereinigung Lukas Schmucki und OK-Präsident Clemens Fässler erwartet wurden.

Appenzell stellt am meisten Gardisten

Fässler eröffnete den Empfang mit der Bemerkung: „Was passt besser zusammen als der kleinste Kanton der Schweiz und der kleinste Staat der Welt.“ In dieselbe Kerbe schlug Landammann Roland Dähler, auch er unterstrich die besonderen Beziehungen zwischen dem Vatikan und Innerrhoden, die insbesondere im Katholizismus wurzelten. Die Sympathie für die Schweizer Garde sei in Appenzell jedenfalls hoch, mit einem Gardisten auf 3000 Einwohner sei kein anderer Kanton besser vertreten in der päpstlichen Leibgarde. An der erforderlichen Grösse von 174 cm könne das kaum liegen, da den Appenzellern ja ein eher kleiner Wuchs nachgesagt werde, scherzt Dähler.

Seit 1506 im Dienst

Kommandant Christoph Graf erinnerte an die lange Tradition der Schweizer Söldner, die auch zur Gründung der Schweizer Garde durch Papst Julius II im Jahre 1506 führte. Die ersten Gardisten überquerten 1505 die Alpen und traten im folgenden Jahr ihren Dienst in Rom an. Noch heute sei viel Herzblut nötig und Opferbereitschaft, um 26 Monate lang in Rom den Papst zu beschützen. Aber für alle sei es auch eine Erfahrung, die den Rest ihres Lebens prägen würde. Dennoch beklagte Graf, dass es mit der Rekrutierung harze. Man sei daher auch darauf bedacht, sich wandelnden Anforderungen anzupassen, besonders, was die Unterkunft angehe. Wichtigstes Zukunftsprojekt sei in diesem Zusammenhand die neue Kaserne in Rom, die ab 2026 gebaut werden soll.

Ein wenig Rom

Zu Wort kam auch Lukas Schmucki, Präsident der Ex-Gardisten, der die Arbeit des Organisationskomitees unter der Leitung von Clemens Fässler lobte. Die Verzögerung durch die Pandemie habe einen gewaltigen Mehraufwand verursacht. Dennoch habe sich das Warten gelohnt, die Sektion Ostschweiz hätte keine bessere Szenerie finden können für das Treffen der Heimweh-Römer als Appenzell mit dem Alpstein in Hintergrund, der ein wenig an die Colli Albani am Horizont der Ewigen Stadt erinnere, jenen Hügeln also, auf denen sich die Sommerresidenz des Papstes befinde.

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