«Ich will drei Minuten lang Liebe geben»

Der Appenzeller Marius Bear vertritt die Schweiz am diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) in Turin. Am 10. Mai tritt er im ersten Halbfinal an. Im Interview sagt er, wie er sich auf den Auftritt vorbereitet und wie er Publikum und Jury überzeugen will.

  • Er hat grossen Respekt vor seinem Auftritt. (Bild: SRF/Benjamin Ramsauer)

    Er hat grossen Respekt vor seinem Auftritt. (Bild: SRF/Benjamin Ramsauer)

Wie war die Reise nach Turin?
Vor der Abfahrt gab ich noch diverse Interviews. Danach starteten wir vom SRF-Studio aus mit der ganzen Truppe nach Turin. Die Fahrt dauerte etwa sechs Stunden, unterwegs musste ich noch arbeiten. Mittlerweile bin ich seit zehn Tagen in Turin.

Wie verbringst du die Tage?
Meistens stehe ich um halb neun Uhr auf und esse Frühstück. Von halb zehn bis halb zwölf Uhr gebe ich Interviews – meistens per Zoom. Danach treffen wir Künstler und Fernsehmitarbeitende aus anderen Ländern in der Stadt, unternehmen etwas mit ihnen, trinken Kaffee, machen Interviewfragen. Gegen 16 Uhr gibt es Proben. Etwa ab 19 Uhr ist Feierabend.

Du bist Auftritte gewohnt. Auf was legst du dein Augenmerk in den Proben?
Ja, ich hatte schon einige Auftritte. Aber das ist nicht vergleichbar, die Halle ist riesig. Es ist wirklich unglaublich, auf dieser Bühne zu stehen. Und es ist ein einzigartiges Gefühl. Mein Augenmerk lege ich auf die Mimik und meine Bewegungen. Ich übe den tiefen Blick in die Kamera, um die Botschaft meines Songs zu den Leuten zu bringen.

Was unterscheidet dich und deinen Song von den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern?
«Boys Do Cry» ist kein klassischer ESC-Song. Die meisten haben Feuerwerk und tanzen. Alle wollen zeigen, wie gut sie singen und was sie alles können. «Boys Do Cry» ist ein sehr schweizerischer Song. Ein Song, der nicht bluffen will, nicht in den Vordergrund drängen will. Er will ein Gefühl generieren, in die Stube der Leute gehen, sie umarmen und ihnen drei Minute lang Liebe geben.

Warum soll das Publikum für dich stimmen?
Weil ich ein einzigartiges Gefühl herüberbringen will. In der Situation, in der sich die Welt befindet, ist es wichtig, dass man etwas hat, das einem Wärme und ein gewisses Walt-Disney-Gefühl gibt. Meine Aufgabe ist es, dieses Gefühl auf das Publikum zu übertragen, und wenn es das spürt, muss es für mich voten.

Und wie überzeugst du die Jury?
Gleich wie das Publikum: Mit meiner Message und meinem Gefühl, wie ich den Song singe.

Ab wann steigt bei dir die Nervosität vor dem Auftritt?
Ich bin nicht unbedingt nervös, aber ich habe einen grossen Respekt. Und ich spüre auch einen gewissen Druck, da die Schweiz in den vergangenen Jahren wirklich gut abgeschnitten hat. Ich bin da für das Land, für die Schweiz – und ich möchte sie natürlich stolz machen. Es braucht viel Mut, mit einem kleinen, verletzlichen Song wie «Boys Do Cry» am ESC aufzutreten. Aber wenn der Plan aufgeht, wird es ein unheimlich schöner Moment sein. Und an das glaube ich.

Hast du ein bestimmtes Ritual vor einem Auftritt oder einen Glücksbringer?
Ich mache meistens Liegestütze und Hampelmänner, damit das Blut im Körper zirkuliert. Danach atme ich dreimal tief ein und aus – dann bin ich fokussiert. Und ich spiele auch mit meinem Appenzeller Sennenring, den ich immer dabei habe.

Das Interview führte Maria Kobler.

Marius Bear tritt mit Charlie-Chaplin-Schuhen auf. (Bild: pd)

(pd) Das Schweizer Fernsehen überträgt heute, 10. Mai, ab 21 Uhr das erste Halbfinale des Eurovision Song Contests auf SRF 2. Marius Bear geht mit der Startnummer vier ins Rennen und muss sich gegen 16 internationale Konkurrentinnen und Konkurrenten durchsetzen, um im Finale, welches am Samstag, 14. Mai stattfindet, zu singen. Marius Bear tritt im ESC-Halbfinal mit Schuhen auf, die bereits Charlie Chaplin bei seinen Auftritten trug. Kandahar-Schuhe sind Schweizer Handwerkskunst, welche seit dem Jahr 2022 in der Ostschweiz produziert werden, wie das Unternehmen kybun Joya in einer Mitteilung schreibt. Karl Müller, Geschäftsführer der Kandahar-Kultmarke, wird zitiert: «Marius hat unser Modell Retro in schwarz entdeckt und sich auf den ersten Blick verliebt. Für uns war sofort klar, dass wir ihn bei seinem Abenteuer in Turin unterstützen werden.» Kandahar-Schuhe etablierten sich seit 1932 in der Schweiz, zuerst als Après-Ski-Schuhe und folgend als extrem wetterfeste und warme Winterschuhe. Dass diese Schuhe in der Schweiz hergestellt werden, überrascht viele, auch Marius Bear: «Ich wusste nicht, dass hier in der Schweiz solche bequemen und genialen Schuhe hergestellt werden. Ich habe mich neu verliebt!» Zudem passe der Schuh zu seinem ESC-Outfit, für das es eine markante Sohle brauche, wird er weiter zitiert.

22
10

Weitere Artikel

Schreibe einen Kommentar