Holz steht im Zentrum der neuen Ausstellung im Haus Appenzell: «Hölzigi – von traditionell bis aktuell» zeigt noch bis April mit Kettensäge gestaltete Figuren des Ostschweizer Bildhauers Daniel Eggli (51). Mit der Kettensäge schafft er Skulpturen, die sich mit dem Zwischenmenschlichen und den Beziehungen zwischen Mensch, Tier und Natur befassen. Er interpretiert das Appenzeller Brauchtum neu und regt nicht selten zum Schmunzeln an. Trotz des schweren Werkzeugs entstehen dabei filigrane Holzarbeiten.
Seinem Schaffen gegenüber stehen Werke der traditionellen Appenzeller Senntumsschnitzerei, die durch die «bäuerlichen Naiven» Jakob Müller (1922 bis 2005) und Konrad Zülle (1918 bis 1988) repräsentiert wird. Beide begannen mit dem Schnitzen von traditionellen Motiven wie Kühen, Ziegen und Sennen, erweiterten aber ihr Repertoire im Laufe der Zeit massiv. Zu sehen sind etwa Blochzüge, Silvesterkläuse, eine ganz eigenwillige Interpretation der Landsgemeinde, «Schellenschötter» oder Appenzeller Streichmusiken und natürlich Silvesterkläuse.
Polit-Prominenz an der Vernissage
Es sei wohl kein Zufall, dass die Senntumsschnitzerei gerade in jenen Gebieten verwurzelt sei, in der auch die Kläuse zuhause seien, hält alt Bundesrat Merz fest. Die beiden Bräuche würden sich gegenseitig befruchten. Merz ist profunder Kenner der Senntumsschnitzerei und besitzt eine grosse Sammlung an geschnitzten Senntümern. Im zur Ausstellung erschienenen Katalog liefert er mit einem ausführlichen Beitrag umfassendes Hintergrundwissen zu dieser Appenzeller Volkskunst.
Hans-Rudolf Merz war denn auch der prominenteste Gast an der Vernissage vom Mittwochabend, an der auch der amtierende Zürcher Regierungspräsident Mario Fehr teilnahm. Unter den zahlreich vertretenen Appenzeller Politikern fanden sich unter anderem der Innerrhoder Landammann Roland Inauen, die Ausserrhoder Regierungsräte Alfred Stricker und Hans-ueli Reutegger sowie die aktuellen Parlamentspräsidenten beider Halbkantone.
Sie erfuhren, dass die Schnitzerei, obschon sie als Appenzeller Brauchtum gilt, noch gar nicht so alt ist. Obwohl die Holzschnitzerei bereits im Altertum erste Blüten erlebte, entwickelte sich die Senntumsschnitzerei im Appenzellerland nämlich erst ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert.