Gerlinde Neff folgt auf Lydia Fässler

Nach vierzehn Jahren als Geschäftsführerin und Kassierin des Bäuerlichen Sorgechratte hat die Appenzellerin Lydia Fässler-Ulmann ihren Rücktritt eingereicht. An der kürzlich durchgeführten Mitgliederversammlung bei den Nidwaldner Bäuerinnen in Hergiswil wurde neu Gerlinde Neff-Stäbler gewählt. Ziel des Vereins ist die Unterstützung von Bauernfamilien, welche in Not geraten sind.

  • Die bisherige Geschäftsführerin Lydia Fässler (links) und ihre Nachfolgerin Gerlinde Neff freuen sich über ein Dankesschreiben.      (Bild: Claudia Manser)

    Die bisherige Geschäftsführerin Lydia Fässler (links) und ihre Nachfolgerin Gerlinde Neff freuen sich über ein Dankesschreiben. (Bild: Claudia Manser)

«Gerade heute ist diese Dankeskarte bei mir eingegangen», sagt Lydia Fässler, während sie eine Karte mit schöner Handschrift auf den Stubentisch legt. Ein Dankesschreiben von einer Bergbauernfamilie mit Stufenbetrieb aus dem urnerischen Bürglen. Die Mutter von vier Kleinkindern schreibt, dass sie sich riesig über das Weihnachtsgeschenk der Sorgechratte gefreut habe. So viele nützliche Wollsachen. Ganz besonders erwähnt die Bäuerin, dass es schön sei, dass jemand an sie gedacht habe.

«Für Viele, gerade auch Alleinstehende, ist es ein Glücksmoment, wenn sie ein Geschenk erhalten. Dass jemand an sie denkt, ist manchmal fast wichtiger als das Geschenk selber», sagt Lydia Fässler.

126 Pakete verteilt

Die Weihnachtspäckli-Aktion nimmt Jahr für Jahr grössere Dimensionen an. Im vergangenen Dezember stapelten sich in Fässlers Wohnung 126 Pakete. Der Inhalt: Handgemachtes aus Wolle, Garn oder Stoff, Puppen mit passenden Kleidchen oder zweckmässige Bastelarbeiten. Frauen aus der ganzen Schweiz stricken Socken, Pullover und Mützen, die dann an Bauernfamilien verschenkt werden. «Diese Sachen bekommen wir alle geschenkt und dürfen sie weitergeben», zeigt sich die bisherige Geschäftsführerin dankbar, sie ergänzt:  «und so viel Freude verteilen.» Neben der Weihnachtsaktion unterstützt der Verein in Not geratene Bauernfamilien. Die finanziellen Mittel stammen aus Spendengeldern, Testaten und Mitgliederbeiträgen.

Verein bekannt gemacht

Nach vierzehn Jahren im Vorstand hatte Lydia Fässler an der kürzlich durchgeführten Mitgliederversammlung ihren letzten offiziellen Auftritt für die Bäuerliche Sorgechratte. Die Präsidentin Berta Amgarten sagte anlässlich der Verabschiedung: «Im April 2009 wurde Lydia Fässler im jugendlichen Alter von 59 Jahren in den Vorstand gewählt. Sie hat sich im Verein gut eingelebt, Ideen entwickelt und wir haben bald gemerkt – Lydia ist eine Powerfrau.» Lydia Fässler hätte den Verein publik gemacht und in verschiedenen Zeitungen vorgestellt. Besonders erfreulich war eine Auszeichnung im Jahr 2017: Der Verein durfte den Prix Agrisano entgegennehmen. Der mit 15‘000 Franken dotierte Preis der Stiftung Agrisano wird alle zwei Jahre an eine Institution für soziales, uneigennütziges Engagement vergeben.

«In unserem Chratten können Sorgen gesammelt werden. Kleine Sorgen fallen glücklicherweise manchmal durch die Ritzen, für grosse Sorgen müssen Lösungen gesucht werden. Das hat Lydia vierzehn Jahre lang mit Herzblut gemacht», dankte Berta Amgarten. Für Lydia Fässler war die Sorgechratte eine Herzensangelegenheit: «Bauernfamilien oder Bäuerinnen, welche sich in einer Notlage befinden, haben oftmals nicht den Mut und die Kraft, sich bei uns zu melden. So sind es Verwandte, Bekannte oder Nachbarn die anfragen.» Hinter den eingehenden Gesuchen stünden oft komplexe persönliche, familiäre, gesundheitliche oder betriebliche Probleme. Zuhören, das persönliche Gespräch und Anteilnahme sind wichtig und mit einem finanziellen Betrag können wenigstens die materiellen Sorgen etwas gelindert werden. Einzig wenn Anfragen für eine Partnervermittlung eingingen, musste Lydia Fässler das «Gesuch» schon zum Vorneherein ablehnen.

Ja gesagt aus Überzeugung

Als sich Lydia Fässler mit den Rücktrittsgedanken befasste, machte sie sich auf die Suche nach einer Nachfolgerin. Der Vorstand wünschte sich, dass die Geschäftsstelle weiterhin in der Ostschweiz sei, denn die Demissionierende hat dort ein grosses Netzwerk aufgebaut. Gerade in Appenzell gibt es verschiedene Institutionen und private Spender, welche den Verein grosszügig unterstützen.

Lydia Fässler wurde auf der Suche nach einer Bäuerin, welche gut zuhören und viel Lebenserfahrung mitbringt, fündig: Gerlinde Neff aus Steinegg sagte nach etwas Bedenkzeit zu. «Ich habe gerne Ja gesagt, aus Überzeugung», so die 61-jährige Bäuerin und ausgebildete Pflegefachfrau. «Lydia hat Pionierarbeit geleistet. Es ist alles wunderbar gut vorbereitet. Ich kann das Amt übernehmen, so wie es ist.»

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