Den ersten Block mit Schwerpunkt Rugguseli und Zäuerli eröffnete das Jodelchörli Wildkirchli. Die breite Alterspanne der 22 Mitglieder von 21 bis 69 Jahren ermögliche die Vermischung von langjähriger Erfahrung und frischer Energie, wie «de Böhlis Hansueli» im vorgängigen Interview mit Koller erzählte. Ausserdem verbinde sie nicht nur das Singen, sie leben die Traditionen auch. Rund zwei Drittel der Wildkirchlisänger pflegen das traditionelle Handwerk der Landwirtschaft mit viel Herzblut. Und das spürte man bei ihrem Auftritt an diesem Abend einmal mehr.
Ebenso viel traditionelles Herzblut war auch beim «Schwarzbären-Schuppel» aus Urnäsch zu spüren. Die feinen Chlausezäuerli sorgten beim gebannt lauschenden Publikum für Hühnerhaut, trotz der sommerlichen Hitze im Zelt. Seit mehr als 15 Jahren sind die acht jungen Männer zusammen als Schwarzbären-Schuppel am Neuen und Alten Silvester im Appenzeller Hinterland unterwegs. Angefangen hätten sie als «Schöwüeschti Chläus», mittlerweile seien sie aber bereits mit dem zweiten Satz schöner Hüte und Hauben als «schöni Silvesterchläus auf Wegen und pflegen diesen ehrwürdigen Brauch herzhaft.
Und schon wurde es Zeit für das Abendessen. Hinter dem Zelt war ein langer Tisch aufgebaut. Auf beiden Seiten stand das Team von Metzger Fässler vom Rinkenbach, und Mannen vom Wildkirchlichörli. Da lief es «Schlegel a Wegge», absolut filmreif: der erste reichte den Teller, der zweite schöpfte grosszügig «Chäsmagerone» drauf, der nächste hatte die Siedwurst bereit, sein Nebenmann rieselte die gebackenen Zwiebeln über das Ganze und der letzte gab wortwörtlich noch den Senf dazu. Sogleich stand die Service-Equipe bereit, ebenfalls Sänger mit «em rote Liibli». Gewandt nahm jeder bis zu drei Teller auf, was ziemlich viel Geschick erforderte, denn die Pappteller krümmten sich schnell mal. Figalant eilten die Männer dann durch die Tischreihen, bis der letzthinterste Gast mit dem feinen Znacht bedient war.
Im zweiten Programmblock machte sich als erster der «Tüüfner Gruess» bereit. Stolz stellte Vater Werner Nef seine beiden Söhne vor, den bald 15-jährigen Nino am Hackbrett, welcher Maurer lernt, und Kilian (16), der bereits ins dritte Lehrjahr als Metzger kommt. Das Trio ist längst schweizweit bekannt, seit sie in der TV-Sendung «Stadt-Land-Talent» den ersten Preis gewonnen haben.
Was denn dieser Sieg für sie bedeutet hätte, fragte der «Chollers Migg» den jüngeren Sohn, worauf dieser trocken meinte: «jä, e chli meh Uftrett hömmer, abe sös sömmer enaerd eärbe glich blebe!» Seit neun Jahren sind die Drei schon zusammen unterwegs und man sieht ihnen allen die Freude am Musizieren von Weitem an. Die Buben «schmöllelid» stets auf den Stockzähnen und verständigen sich mit Blicken, die nur sie untereinander verstehen. Wohl auch deshalb verlangte das Publikum vehement eine Zugabe.
Dann kam sozusagen ein Urgestein von Musikant auf die Bühne, nämlich der «Baazlis Franz mit siine Musigkollege». Sie spielten den Marsch «Appenzellergruess» und dann den Walzer «Appenzellerweisen», wobei bei letzterem schon einige Tanzbeine unter den Tischen unruhig wurden.
Bevor es aber mit Tanzen so richtig losgehen konnte informierte Emil Koller kurz über einige weitere Höhepunkte der kommenden beiden Ländlerfesttage.
Und wer in der Zuschauermenge Nicolas Senn entdeckt hat, weiss – am nächsten Samstag 17.August werden in der Sendung «Potz Musig» viele Leckerbissen vom Ländlerfest Appenzell 2024 präsentiert.