Gasthaus Gäbris wird kein Gourmettempel

Ein Neubau stand zur Diskussion, war jedoch schnell wieder vom Tisch: Das Gasthaus Gäbris ist sanierungsbedürftig. Die Korporation Hackbühl, seit 1919 Besitzerin der Liegenschaft, will investieren. Eine behagliche Appenzeller Gaststube soll es geben. Der Gäbris mitsamt Gasthaus und Rundumsicht vom Alpstein bis zum Bodensee soll auch in Zukunft allen «gehören».

  • Die Terrasse erhält eine Erweiterung und verläuft neu auf drei Seiten des Gasthauses – Nord, West und Süd. (Bilder: Claudia Hutter)

    Die Terrasse erhält eine Erweiterung und verläuft neu auf drei Seiten des Gasthauses – Nord, West und Süd. (Bilder: Claudia Hutter)

  • Drei der fünf Verwaltungsräte der Kooperation Hackbühl: Kassier Koni Mösli, Präsident Walter Höhener und Liegenschaftsverwalter Röbi Heim (von links). (Bilder: Claudia Hutter)

    Drei der fünf Verwaltungsräte der Kooperation Hackbühl: Kassier Koni Mösli, Präsident Walter Höhener und Liegenschaftsverwalter Röbi Heim (von links). (Bilder: Claudia Hutter)

Mitte September hielten die Mitglieder der Korporation Hackbühl eine ausserordentliche Hauptversammlung ab. Sie beschlossen die Zukunft des auf 1246 Metern über Meer gelegenen Ausflugsrestaurants Gäbris, das bekannt ist in der ganzen Ostschweiz und über die Landesgrenzen hinweg. Das Pächterpaar Lara und Ralf Menet, das während fünf Jahren Gäste begrüsste, hat den Pachtvertrag auf Ende November gekündigt. Dass die Pächter aufgeben, war der Korporation bekannt.

Erweiterungsbau an der Nord-Ostseite

«Es war ein guter Zeitpunkt, die Zukunft anzugehen», sagte Werner Höhener, seit einem Jahr Präsident der Korporation. Mit einer grossen Mehrheit wurde an der ausserordentlichen Hauptversammlung der Kredit von zwei Millionen Franken für den Aus- und Umbau bewilligt. Das Bestreben ist, dem Gasthaus den Charakter zurückzugeben, den es einmal hatte. Zur Totalsanierung hinzu kommt ein eingeschossiger Erweiterungsbau von rund 50 Quadratmetern an der nordöstlichen Seite.

Die Liegenschaft wird äusserlich optisch im Vergleich zu heute nur leicht verändert. «Aktuell präsentiert sich das Haus als ein Flickwerk. Die Gaststube verlor ihren Charme, die Gastroküche ist veraltet», sagt Kassier Koni Mösli, der während 20 Jahren im Kanton Bern wirtete und in einem Gasthaus in Gais aufwuchs. Der ursprüngliche Bau geht auf 1850 zurück, 1876 wurde das Wohnhaus gebaut. Seit 1919 ist die Liegenschaft im Besitz der Korporation Hackbühl, welcher 25 Hektaren verpachtetes Land gehören. Auch das Pachtland der Liegenschaft Restaurant Unterer Gäbris zählt zur Korporation Hackbühl.

Wanderer, Biker und Familien

Ein Neubau sei zur Diskussion gestanden, so der Verwaltungsrat. Doch sei schnell klar geworden, dass dies zu teuer käme. Die Korporation hätte mit doppelt so hohen Ausgaben, also vier Millionen Franken, rechnen müssen. «Wir sind Realisten und Pragmatiker», betont Mösli. «Ich rate der Korporation nur zu dem, was ich als Unternehmer auch selbst anpacken würde.»

Niemand von ihnen wolle sich zu weit aus dem Fenster lehnen, bestätigt Röbi Heim, Verwalter der Liegenschaft Gäbris. Zudem möchte keiner aus dem Ausflugsrestaurant für jedermann in Zukunft einen Gourmettempel für wenige machen – so lautet der Grundtenor. Wanderer, Biker, Familien und Gesellschaften gehören zum Gästesegment, welches angesprochen wird. «Auch Familien sollen sich bei uns willkommen fühlen», betont Werner Höhener. Die Lage auf dem Gäbris bezeichnet er aufgrund des touristischen Potenzials als unvergleichlich.

Appenzeller Gaststube und Saal

Röbi Heim betont, dass sie als Auftraggeber keine Sicherheit hätten, ob die Investitionen zukünftig amortisiert werden könnten. Während der Pandemie habe man gesehen, wie unsicher die Branche grundsätzlich dastehe. Zur Korporation Hackbühl gehören 270 Mitglieder. An der entscheidenden Versammlung waren 48 anwesend. «Das waren weit mehr als sonst üblich», so der Präsident.

Die neue Gaststube wird 20 bis 25 Gästen Platz bieten. Diese wird sich wieder als original Appenzeller Gaststube in Holz präsentieren, was die Verwaltungsräte besonders freut. Dazu kommt ein Bankettsaal mit 80 Plätzen, damit es auch für Gesellschaften, die Jubiläen, Geburtstage, Hochzeiten oder Vereinsanlässe feiern, genügend Platz hat. Mit Spezialbewilligungen der Gemeinde Gais ist es möglich, dass Ausflügler mit dem Auto am Wochenende auf der Gäbrisstrasse bis knapp vor die Türe fahren dürfen. Für ältere Besucher oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen ist diese Option wichtig.

Rundumsicht besser präsentieren

Das Erdgeschoss wird mit dem Eingang im Erweiterungsbau barrierefrei – das heisst, leicht zugänglich auch für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollator. Die erweiterte Terrasse, welche gemäss Projektplänen durchgehend von der Nord- zur West- und bis hin zur Südseite verlaufen wird, bietet 120 Plätze. Neu will man die Rundumsicht besser vermarkten. Der Gast hat auf der Nordseite eine beeindruckende Weitsicht über den Bodensee und je nach Wetterlage auch bis hinüber nach Deutschland und Österreich.

Das heute auf der Nordseite, wo sich die Strasse und der Parkplatz befinden, eher wenig einladende Restaurant, zeigt sich nach dem Umbau von allen Seiten freundlich und modern. Auch die Fassade wird überholt. Das Untergeschoss wird im Rahmen des Umbaus totalsaniert. Die Kellerräume werden für die Lieferanten palettentauglich zugänglich gestaltet, was heute nicht der Fall ist. Zudem wird eine Wärmepumpe für das zeitgemässe Heizen und eine zentrale Kühlung mit Wärmerückgewinnung installiert.

Pächtersuche im nächsten Jahr

Noch offen ist, ob die 4,5-Zimmer Wohnung für die Pächterfamilie im zweiten Geschoss nur leicht saniert oder umfassend ausgebaut wird. «Kleinere Sanierungsschritte sind auch nach 2024 möglich», so der Verwaltungsrat. «Wir befinden uns mit dem Ausflugsrestaurant mitten in der Landwirtschaftszone», erklärt der Korporationspräsident. «Deshalb haben wir uns an spezielle Auflagen zu halten». Mit dem kantonalen Amt für Raumplanung stehe man in regelmässigem Austausch, so Höhener. Ende Oktober wird die Baueingabe erfolgen. Idealerweise können die «Hackbühler» im Frühling oder spätestens im Sommer 2024 mit dem Umbau beginnen.

Ab dann wird mit Inseraten nach neuen Pächtern Ausschau gehalten. Denn erst die neuen Gastgeber werden dem Gasthaus Gäbris wieder Leben einhauchen. Mit ihrem Charisma und kulinarischen Angebot tragen sie entscheidend dazu bei, ob der pragmatische Businessplan der Hackbühler Verwaltungsräte als Erfolgsgeschichte verbucht werden kann. Der «Hotspot» auf dem Gäbris, der geografisch zur Gemeinde Gais gehört, wirkt mit seinem mutigen Schritt hin Richtung touristischer und gastronomischer Zukunft noch verheissungsvoller.

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