Jagdverwalter Ueli Nef steht am Montagmorgen im Bach bei der Brauerei und hält eine Stange mit einem Netz in der Hand. Ihm folgt Ruedi Fässler, Präsident des Fischereivereines, mit einem Aggregat auf dem Rücken. Mit dem Aggregat wird ein Stromfeld erzeugt – die Fische schwimmen der Feldlinie nach und landen im Netz. Fischereiaufseher Andreas Inauen und drei Mitglieder des Fischereivereins stehen mit Eimern bereit. Später lässt Nef die Forellen in der nahen Sitter wieder frei.
Fische aus anderen Bächen werden in die beschatteten Oberläufe oder in den Schwendebach, den kühlsten Bach im Kanton, umquartiert. Dauert der Transport länger, kommen die Fische in Wasserbehälter, denen Sauerstoff zugefügt wird. «Für die Forellen ist das Abfischen auch eine grosse Belastung», sagt der Jagdverwalter. «Das erzeugte Stromfeld und die Transporte sind aber das kleinere Übel, als im austrocknenden Bach qualvoll zu verenden.»
Zu heiss und zu wenig Wasser
Dennoch ist das Abfischen nötig. Viele Seitenbäche führen nur noch wenig Wasser und weisen dazu Temperaturen bis 27 Grad auf – für die einheimischen Fische sind solche Temperaturen tödlich. Wärmeres Wasser bindet weniger Sauerstoff. «Für die Fische ist es, wie wenn man einen Plastiksack über den Kopf stülpt», sagt Ruedi Fässler. «Sie ersticken.» Würde ein Fischereiverbot den Forellen helfen? «Wir appellieren an die Vernunft der Fischer, bei diesen Temperaturen die Fischerei bis auf Weiteres einzustellen», sagt Ruedi Fässler. Abhilfe schaffen könnte Uferbewachsung. «Wenn nicht bis zum Bachbord gemäht wird und Stauden stehen gelassen werden, wird der Fluss weniger heiss», sagt Fässler. Es sei auch nicht wünschenswert, dass Heu und Gartenabfälle im Bach liegen bleiben, da durch die Gärung die Wassertemperatur steige. Ausserdem kämen diese Massnahmen auch der Biodiversität zugute.
Die Bäche werden nicht komplett leergefischt, sondern nur an den kritischen Stellen. Nef hofft daher, dass die betroffenen Abschnitte später durch Zuwanderung von oben oder unten wieder belebt werden. Bis am Mittag wurden rund 300 Fische umquartiert. Je nach Wetterentwicklung finden in den nächsten Tagen weitere Rettungsaktionen statt. «Ein kleines Gewitter reicht nicht», sagt Ueli Nef. «Es müsste schon einige Tage konstant regnen. Wir bemühen uns darum, das Bestmögliche zu unternehmen, aber in Anbetracht der Situation ist es nur ein Tropfen auf den heissen Stein.»
Auch die Sitter ist warm
Selbst in der Sitter können die Fische nicht ganz aufatmen. In den vergangenen Nächten betrug die Wassertemperatur um die 16 Grad, das Gewitter vom Wochenende brachte kaum Linderung. Am Freitagabend war das Wasser in der Sitter 24,2 Grad warm. Es ist also gut möglich, dass es den Forellen auch in der Sitter zu warm wird. Was passiert dann mit den Fischen? «Das ist eine gute Frage», sagt Ueli Nef. «Dazu bräuchte es ein Warmwasserkonzept mit griffigen Massnahmen. Die Aare etwa wird zum Teil künstlich beschattet und es werden tiefe Löcher gegraben, damit die Fische sich in kühlere Regionen zurückziehen können. Dazu gibt es Fischerei- und Badeverbote. Das wäre hier undenkbar.»