Der junge Kerl mit der Winterjacke mit dem voluminösem Pelzkragen und Cap auf dem Kopf muss eine undefinierte Wut verspürt haben. Während drei junge Leute Tickets am Automaten am Bahnhof Bühler lösen, springt er wie ein Kickboxer, mit Anlauf und voller Wucht, mit den Füssen gegen die Stele mit der elektronischen Fahrplananzeige. Danach wirft er Steine, die er aus dem Bahntrassee aufklaubt, gegen das Display.
Am Sonntag erhielten unsere Zeitungen und die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden von einem Anwohner des Bahnhofs Bühler ein Video zugesandt: Es zeigt, dass in der Nacht auf 22. Oktober, bevor gegen 2 Uhr ein Olma-Extrazug von St. Gallen nach Gais und Appenzell einfuhr, eine Gruppe Jugendlicher scheinbar aus lauter Langeweile Einrichtungen der AB-Station beschädigten oder zumindest dem Vandalenakt zugesehen haben.
Gezielte Zerstörungen
Im Filmchen ist nicht zu erkennen, was den jungen Mann aufgebracht hat. Die andern beiden und die junge Frau scheinen weder wütend noch zugedröhnt gewesen zu sein. Sie lachen kurz mit dem Hauptakteur. Sie werfen sich in Pose, machen Fotos und Videos. Der eine Mann könnte den andern angefeuert haben; er deutet auf die Stelle auf dem Fahrplan-Display, auf die der andere darauf mit einem Stein so lange eindrischt, bis das Glas zerstiebt.
Inzwischen sitzt einer der andern Männer wieder wie ein Unbeteiligter auf der Bank, die junge Frau steht ungerührt in der Nähe herum, der dritte Mann tigert hin und her. Sie lassen den Vandalen gewähren.
Ein Anwohner berichtete auf Anfrage, am Bahnhof Bühler halten sich in den Nächten am Wochenende öfters jugendliche Gruppen auf. Der Bahnhof ist nicht videoüberwacht und in der Regel nach 0.30 Uhr nicht mehr beleuchtet. Das war letzten Samstag wegen der Nachtzüge der Olma-Zeit anders. Dennoch haben die jungen Leute «wie auf dem Präsentierteller» ihr Unwesen getrieben. Der Anwohner weiss, dass Einrichtungen des Bahnhofs schon mehrfach beschädigt wurden; davon war auch der Shop betroffen, der diesen Sommer unter anderem auch deswegen schloss.
Jugendlicher wurde befragt
Den Zug besteigen drei Personen. Der «Wüterich» mit der pelzbesetzten Daunenjacke macht sich, kaum zu sehen hinter einer Säule, am Snack-Automaten zu schaffen und winkt den andern zum Abschied zu. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, kann Marcel Wehrlin, Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden keine vertieften Auskünfte zum Vorfall geben – obwohl, wie er sagt, das mediale Interesse gross sei. Aber soviel: Die Appenzeller Bahnen haben Anzeige wegen Sachbeschädigung eingereicht. Der Jugendliche konnte in Zusammenhang mit Patrouillenarbeit der Polizei rasch identifiziert werden; er wurde bereits befragt.
Der Fall liegt aufgrund des Alters des Vandalen bei der Jugendanwaltschaft. Falls die drei anderen zur Tatzeit am Bahnhof anwesenden Personen eruiert werden können, wären weitere Befragungen möglich, sagte Wehrlin. Je nach Vorgeschichte des Delinquenten und Höhe des Schadens würden bei solchen Vorkommnissen auch erkennungsdienstliche Massnahmen vorgenommen, gab Marcel Wehrlin Auskunft. «Der Sachschaden an der Anzeigetafel der AB beläuft sich auf mehrere Tausend Franken».