Eine Eigenart des neuen Kammermusikwettbewerbs ist, dass es drei gleichberechtigte Gewinner-Ensembles gibt (ohne Rangierung), die neben dem Preisgeld während der nächsten drei Jahre in den Genuss einer schweizweiten Konzertvermittlung durch den Förderkreis Kammermusik Schweiz kommen. Die internationale Jury bestand aus der deutschen Geigerin Jana Kuss, dem kanadischen Klarinettisten James Campbell, dem österreichischen Pianisten Claus-Christian Schuster, dem schwedischen Cellisten und Dirigenten Daniel Blendulf und aus Martin Lucas Staub als Jurypräsident, dem Schweizer Pianisten und Initiator des Wettbewerbs.
Am Freitag und Samstag spielten insgesamt neun Ensembles aus der ganzen Schweiz je ein rund einstündiges Konzertprogramm, das neben zwei frei wählbaren Werken ein Werk des Schweizer Komponisten Paul Juon enthalten musste. Es war spannend zu hören, wie die jungen Ensembles sich mit dieser für sie weitgehend unbekannten Musik auseinandersetzten. Am meisten überzeugt haben die Jury das «Loewe Quartett», das «Trio Zeitgeist» und das «ensemble fokus». Der Spezialpreis Paul Juon für die beste Interpretation eines Werks von Paul Juon wurde an das «Alas Quartett» vergeben.
Preisträgerkonzert am Sonntag
Den Auftakt zum Preisträgerkonzert vom Sonntag machte das «Alas Quartett» mit dem ersten Satz aus dem zweiten Klavierquartett op. 50 von Paul Juon. Dabei nahm das Ensemble sein Publikum mit grosser Geste, warmem Streicherklang und einem kraftvollen, aber auch sensiblen Klavierpart sofort gefangen.
Mit dem ersten Satz aus dem Bläserquintett op. 88 Nr. 2 von Anton Reicha stellte sich das «ensemble fokus» mit geschmeidiger Phrasierung und spielerischem Wechselspiel der Instrumente vor. In Paul Juons Bläserquintett op. 84 beeindruckten die facettenreiche klangliche Ausbalancierung des Ensemble-Klangs, der innige Ausdruck im langsamen Satz und die virtuose Gestaltung des anspruchsvollen dritten Satzes.
Einen lyrischen Ruhepol vermochte das «Trio Zeitgeist» mit dem fein abgehörten zweiten Satz aus Gabriel Faurés Klaviertrio op. 120 zu setzen, wobei der Klang von Violine und Cello zu einer betörenden Einheit verschmolz. Dass das Trio auch zupackend, mit Witz, Kraft und Drive spielen kann, bewies es in der Suite op. 89 von Paul Juon, einer lockeren Abfolge von Charakterstücken, bald wehmütig verträumt, bald tänzerisch, ekstatisch und bisweilen gar jazzig und ironisch-schrill.
Eine klangliche Delikatesse servierte das «Loewe Quartett» dem Publikum mit dem ersten Satz aus Maurice Ravels Streichquartett. Fein schwebende und eng verwobene Streicherklänge steigern sich in diesem Werk hin zu einer gewaltigen Klangeruption, bevor der Satz im leisesten Pianissimo ausklingt. Paul Juons Streichquartett op. 5 ist ein Frühwerk, das hörbar noch in der russischen Romantik wurzelt. Im raffinierten Streichersatz und mit bisweilen fast schon orchestralen Klangwirkungen packte das Quartett die Zuhörer mit perfektem Ensemblespiel und seiner mitreissenden Energie.
Philippe Juon im Publikum
Eine ganz besondere Note erhielt die Preisverleihung durch die Anwesenheit von Paul Juons Enkel Philippe Juon, der während des ganzen Wettbewerbs in der Kunsthalle Appenzell zu Gast war. Der abschliessende Apéro riche beim Ringofen mit Spezialitäten aus Graubünden und aus Russland nahm direkten Bezug auf Paul Juons Biographie und liess den freudigen Anlass entspannt ausklingen.
Informationen zum Wettbewerb auf www.fkms.org