Die Musik von «Beepjöckelers Guido» lebt weiter

Im November 2020 verstarb der Appenzeller Volksmusikant und Komponist Guido Neff nach schwerer Krankheit im Alter von erst 64 Jahren. Im Rahmen des diesjährigen Appenzeller Ländlerfestes fand am Samstagnachmittag in der Pfarrkirche ein Gedenkkonzert statt.

  • Das Gedenkkonzert zu Ehren von Guido Neff war ein Querschnitt durch sein musikalisches Schaffen und ging unter die Haut. (Bilder: Monika Schmid)

    Das Gedenkkonzert zu Ehren von Guido Neff war ein Querschnitt durch sein musikalisches Schaffen und ging unter die Haut. (Bilder: Monika Schmid)

Die Pfarrkirche war sehr gut besetzt mit Besuchern, die zu Ehren von «Beepjöckelers Guido» gekommen waren. Es war bedächtig still, als um punkt 15 Uhr die ersten melancholisch anmutenden und fein klingenden Töne erklangen.

Anhaltender Applaus

Im einstündigen Konzert präsentierten die Kapelle Alpsteebuebe und die Streichmusik Neff einen Querschnitt durch das musikalische Schaffen von Guido Neff. Das Konzert war eindrücklich, berührend, ging unter die Haut und zeigte auf, dass die Musik von Guido Neff weiterlebt und den Menschen Freude bereitet. Mit einer lange anhaltenden Standing Ovation quittierten die Zuhörerinnen und Zuhörer die Darbietungen der beiden Formationen und schlossen in den Applaus natürlich auch «Beepjöckelers Guido» ein, der vor allem als Hackbrettspieler bekannt war. Er spielte aber auch Klavier, Cello und Kontrabass.
Durch das Gedenkkonzert führte Philipp Haas. Er interviewte die Musikerkollegen von Guido Neff über die gemeinsame Zeit als Kapelle Alpsteebuebe. Diese erzählten unter anderem von den unvergesslichen Kreuzschifffahrten bis nach Brasilien und verrieten darüber einige Anekdoten. Solche waren auch aus der Reihe «seiner» Streichmusik Neff zu hören. So erzählte Mirena Küng, Guido Neff habe beim gemeinsamen Üben einfach alles gemerkt bzw. jeden falschen Ton herausgehört. Dem stimmte Sohn Damian schmunzelnd zu. Dieser erinnerte sich daran, dass er und seine Geschwister oft zur Musik der «Alpsteebuebe» eingeschlafen sind, wenn diese im Haus in Meistersrüte probten.

Einen Traum erfüllt

«Es war ein grosser Traum meines Vaters, selbst einmal eine original Streichmusik zu gründen», erzählte Damian Neff, der sich darüber freute, dass Guido Neff diesen Wunsch vor ein paar Jahren verwirklichen konnte. «Aber leider nicht für lange», fügte er hinzu. Damian Neff bezeichnete seinen Vater als sehr grosszügigen Menschen. Sein Leben habe auf den drei Säulen Glaube, Familie und Musik basiert. «Die Musik war ihm heilig».

Eigenen Stil entwickelt

Im Hinblick auf das Gedenkkonzert wollte Moderator Philipp Haas von einigen Ländlermusik-Ikonen mehr über Guido Neff erfahren. Willi Valotti bezeichnete diesen als stets offenen und an Neuerungen in der Volksmusik interessierten Menschen». «Auch wenn ich neue Stücke schrieb, fragte Guido vielfach sofort nach den Noten. In alten Zeiten habe ich diverse seiner Kompositionen notiert», so Valotti. «Guido überzeugte mit einer schnörkellosen, rhythmisch starken Klavierbegleitung und gab den Alpsteebuebe den nötigen Boden, welcher in der Ländlermusik so wichtig ist», so der Ländlermusik-Pianist Ueli Stump.
Für Walter Alder von den «Alderbuebe» war es erstaunlich, wie Guido Neff das Hackbrettspielen «hinbrachte». Dieser sei zu Beginn ein paar Mal bei ihm gewesen, danach habe er es selber auf einen grünen Zweig gebracht. «Mit seinen Kompositionen hat er einen eigenen Stil entwickelt. Sie sind gehörfällig, gut spielbar und kommen beim Publikum sehr gut an. Ich habe immer gestaunt, was er alles machte – und dies als Hobby», so Walter Alder.
Der Ländler-Klarinettist Dani Häusler beschreibt die Kompositionen von Guido Neff als träf, prägnant und vielfach mit Überraschungen gespickt. «Eben nicht der Wasserleitung nach», so Häusler. Auch Franz Manser (de Baazli) schätzte «de Beppjöckelers» sehr: «Guido hat immer sehr viel getan an der Musik, was er alles erreicht hat, habe ich immer bewundert – und das alles neben der Arbeit. Die Alpsteebuebe waren zum Teil auch an der Innerschweizermusik orientiert, daher ist es umso schöner, dass seine Familie die Seiteninstrumente pflegt und so eine Original Streichmusik entstand».

Stück der Frau und Mutter gewidmet

Gegen Ende des Konzertes, an dem ausschliesslich Kompositionen von Guido Neff gespielt wurden, wurde auch die Arbeit seiner Ehefrau Christine musikalisch gewürdigt. Für sie wurde das Musikstück «Christine» gespielt, verbunden mit einem Dank, den Philipp Haas so umschrieb: «Wenn eine ganze Familie zum Aufmachen geht und das in der Appenzeller Tracht, gibt das auch hinter der Bühne viel Arbeit. Da geht es um Hemden waschen, Trachten aufbügeln, Hosenträger putzen, Frisuren machen und viel mehr.»
Zum vorläufigen Abschluss des berührenden Konzertes – nachher folgten nämlich noch zwei Zugaben – spielte eine Kombination von Streichmusik und Handorgelduett eine der wohl bekanntesten Kompositionen von Guido Neff, den Bäre-Schottisch.
Philipp Haas verabschiedete das Publikum mit den Worten: «Ich wünsche Euch ein gemütliches Appenzeller Ländlerfest. Geniesst es wacker – de Guido hets au gnosse!».

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