Der alte Silvester wird heuer vorverlegt

Die mystischen Rituale der Ausserrhoder Silvesterchläuse zogen heute wieder viele Bewunderer an.

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Im Appenzeller Mittel- und Hinterland wird heute mit archaischem Schellenklang, feinen Zäuerli und Juchzern das alte Jahr verabschiedet. Weil der alte Silvester, das Jahresende nach dem julianischen Kalender, heuer auf den morgigen Sonntag fällt und damit offiziell nicht „chlaused“ wird, machten sich die Schuppel heute vor Tagesanbruch auf, den äusserst lebendigen Brauch des Silvesterchlausens zu pflegen. Schon bevor das erste Tageslicht die schneebedeckten Hügel blau leuchten liess, haben die Chlausengruppen einige Bauernhöfe besucht, um nach mehrmaligem Singen und Rollen den Bewohnern ein gutes neues Jahr zu wünschen. Das Ritual mutet mystisch, fast sakral an und zieht jedes Jahr viele Bewunderer an.
Gegen Mittag trafen die Schuppel aus allen Himmelsrichtungen in den Dörfern ein. Touristenscharen, Fernseh-Equipen und Einheimische erwarteten sie und begleiteten sie bei ihren weiteren „Hausbesuchen“. Allein in Urnäsch sind heute gut dreissig Schuppel unterwegs: Schöne mit blinkenden glitzernden Hauben auf denen Szenen aus dem Leben im Appenzellerland  dargestellt werden, „Schö-Wüeschti“ mit Gewändern aus Naturmaterialien, die ornamental angebracht sind, und die Angst einflössenden Wüeschte mit ihren Fratzen über Tannenreisig- und Holzwollekleidern, angetan mit Tierhörnern und -fellen. Gesungen haben sie alle wunderschöne Chlausezäuerli und in der typischen, überlieferten Choreographie Glocken und Schellen erklingen lassen. Silvesterchläuse haben keine Nachwuchssorgen: Auch Bubenschuppel ziehen mit Eifer und ebenso viel Herzblut wie die Grossen von Haus zu Haus. Bis am Abend werden möglichst alle Häuser und Höfe einer Gemeinde „chlaused“; die Schuppel beehren auch die Wirtschaften. Der Festtag dauert bis in die Morgenstunden. Und dann wird der eine oder andere Schuppel das „Groscht“ wechseln und sich nochmals auf den Weg machen – als „Spasschläuse“.


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