Eine erste und sicher die elementarste These schälte sich heute morgen bereits in der ersten von drei Gesprächsplattformen heraus: körperliche Gesundheit bedingt auch seelische Gesundheit. Dazu brauche es Momente des Innehaltens und Durchatmens und die Kunst des Loslassens. Denn was gesund sein heisst, ist nicht einfach zu definieren. Wichtiger als Fitness für Extremsituationen und Kreativitätsschübe sei der Energiefluss bei den alltäglichen Verrichtungen, waren sich die Diskutierenden einig. Teilnehmende der Gesprächrunden, die der Journalist Hanspeter Spörri leitete, waren Menschen aus verschiednen Berufsfeldern zwischen Politik und Kunstschaffen, waren Menschen mit Körpern in Höchstform oder mit fragilen Körpern, Menschen die die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit ausreizen und Menschen für die ihr Körper Werkzeug ist. Es ging um Fitness und Fettbauch, um Sinneslust und Depression und es ging auch um Krankheit als Störfaktor und das Gesundheitswesen und schliesslich um unseren kranken Planeten. Gegen hundert Personen hörten zu und liessen sich Termine für Schnupper-Therapien geben. Im Vorfeld wurden Selbstversuche unternommen, die man im Internet nachverfolgen kann.
Eine Gesprächsteilnehmerin, die Künstlerin Renate Flury, die wegen ihrer MS-Erkrankung täglich Hochleistungen erbringen muss, sorgte mit ihrer Gebläse-Installation für Frischluft in der Podiumsrunde und im Saal der „Krone“. Das traditionsreiche Hotel am Gaiser Dorfplatz ist für zwei Tage unter dem title der Kulturlandsgemeinde „wohl oder übel“ zum „Gesundheitszentrum“ und Knotenpunkt für gesellschaftliche und kulturelle Fragen geworden. In den Hotelzimmer im labyrinthartigen Gebäude konnte man sich heute mit überlieferten oder alternative Methoden behandeln lassen, man konnte Entspannungstechniken ausprobieren, in historischen Publikationen blättern, Fragen zur Krankenkasse klären oder einfach ausruhen. Wer die Augen offen hielt, entdeckte in den verwinkelte Korridoren künstlerische Operationen von Frank Keller oder Michaela Müller.
Heute Abend kann man Brust und Seele beim Singen mit Peter Roth durchlüften. Für frische Luft in den Hirnwindungen sorgte Slam-Poet Richi Küttel mit zugespitzten Texten als Einführung zu den Plattformen.
In einer offenen Redaktionssitzung werden heut Abend unter der Leitung von Peter Surber die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und morgen als Sendschrift verlesen. Danach wir eine gewichtige Schweizer Stimme zum Thema „Was uns krank macht und was uns gut tut zu hören sein: Musiker und Autor Endo Anaconda („Stiller Has“). Nach dem Mittagessen machen sich Wanderlustige miteinander auf den Weg.
Die Ausserrhoder Kulturlandsgemeinde ist, obwohl vom Kanton mitfinanziert, neu als Genossenschaft organisiert; jede und jeder kann beitreten. www.kulturlandsgemeinde.ch
Gais | 04.05.2013 | 18:29 Uhr
mo
Debatten, Tipps und Therapien
Die 9. Ausserrhoder Kulturlandsgemeinde geht in Gais der Gesundheit auf den Grund