«Das wenig rühmliche Schlusslicht»

Im schweizweiten Vergleich von Energiepolitik und Klimaschutz landet Appenzell Ausserrhoden lediglich auf Rang 16 unter allen 26 Kantonen und Appenzell Innerrhoden auf dem letzten Platz. Das zeigt ein aktuelles Rating des WWF Schweiz.

  • (Symbolbild: Bigstock)

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Der WWF Schweiz hat alle 26 Kantone unter die Lupe genommen und hinsichtlich Klimaschutz und Energiepolitik analysiert. Obwohl seit dem Rating 2019 einige Fortschritte erzielt wurden, ist noch immer kein Kanton auf einem 1,5-Grad-Pfad. Der klimafreundlichste Kanton der Schweiz ist Basel-Stadt, gefolgt von Uri und Neuenburg. Am meisten aufzuholen hat laut Medienmitteilung des WWF der Kanton Appenzell Innerrhoden. Appenzell Ausserrhoden landet wie erwähnt auf Rang 16, knapp hinter Graubünden und dicht gefolgt von Freiburg. Appenzell Ausserrhoden konnte im Bereich erneuerbarer Strom zwar einige Punkte sammeln. Doch die Emissionen im Gebäudebereich sind in beiden Appenzell zu hoch und die Klimaziele nicht ambitioniert genug, wie weiter mitgeteilt wird.

Robin Stacher, Verantwortlicher Klima und Energie beim WWF Appenzell, meint zum Ranking: «Es ist zwar sehr erfreulich, dass die Bemühungen in Appenzell Ausserrhoden erste Früchte tragen. Vor allem beim Austausch alter Heizungen durch klimafreundlichere Alternativen hat sich viel getan. Trotzdem ist auch Ausserrhoden noch auf keinem Paris-kompatiblen Absenkpfad, und Appenzell Innerrhoden bildet das wenig rühmliche Schlusslicht. So wird die Schweiz ihre Klimaziele nicht erreichen.»

Im Klimarating 2024 des WWF Schweiz landet Appenzell Innerrhoden tatsächlich auf dem letzten Platz. Für einen Absenkpfad gemäss dem Pariser Klimaabkommen seien in allen Bereichen weitere und stärkere Instrumente nötig. So habe sich der Kanton beispielsweise kein konkretes Ziel für die Steigerung der erneuerbaren Stromproduktion gesetzt, woraus auch schwache Massnahmen resultieren würden, schreibt der WWF im Communiqué. Dass es anders geht, zeigen zum Beispiel die Kantone Uri und Wallis. Sie sind die ersten zwei Kantone, die Vorgaben bei den Dachsanierungen vorsehen.

Der Kanton Appenzell Ausserrhoden setzt auf gute Massnahmen bei der erneuerbaren Stromproduktion. So benötigen beispielsweise Solaranlagen unter 35 Quadratmetern keine Bewilligung und unterliegen lediglich einer Meldepflicht. Erfreulich ist gemäss WWF zudem, dass das Energiegesetz beim Heizungsersatz seine Wirkung zeigt und der Anteil erneuerbarer Heizungen beim Ersatz bei fast 100 Prozent liegt. Doch auch Appenzell Ausserrhoden müsse sich verbessern, heisst es. Der Energieverbrauch der Gebäude sei im nationalen Vergleich sehr hoch. Hier brauche es stärkere Massnahmen. Wie das geht, zeigt zum Beispiel der Kanton Genf. Eigentümer von ineffizienten Gebäuden, die zu viel Wärme verbrauchen, müssen auf eigene Kosten Sanierungsmassnahmen umsetzen, um so den Wärmeverbrauch zu senken.

Die Kantone spielen für den Klimaschutz eine entscheidende Rolle. Vor allem im Gebäudebereich entscheiden sie selbstständig, dieser ist für 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs und knapp einen Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dazu kommt das grosse Potenzial beim Ausbau der Solarenergie und der Ladeinfrastruktur für E-Autos. Ohne die Kantone kann die Schweiz ihre klima- und energiepolitischen Ziele nicht erreichen. Dabei können sie Vorschriften zur Energieeffizienz und zum Einsatz erneuerbarer Energie erlassen, finanzielle Anreize setzen und für eine Sensibilisierung und Beratung der Hauseigentümer sorgen. Die sogenannten Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich dienen dabei als Leitlinien und geben einige Empfehlungen. Die aktuell gültigen Mustervorschriften sind allerdings von 2014 und nach Meinung des WWF völlig veraltet.
Sie werden derzeit von den Energiedirektoren der Kantone gemeinsam überarbeitet, um auch die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu berücksichtigen. Während einzelne Kantone vorausgehen, hinken andere selbst den veralteten Empfehlungen deutlich hinterher. Im Schreiben heisst es: «Das Kantonsrating des WWF sorgt hier für Transparenz. Analysiert wurden Zielsetzung, Massnahmen und tatsächliche Wirkung in fünf Handlungsfeldern: Energieeffizienz, erneuerbare Wärme, erneuerbarer Strom, Elektromobilität und Vorbildfunktion der kantonalen Verwaltung. Ebenfalls beurteilt wurde, inwieweit sich die Kantone auf einem Pfad in Richtung Netto-Null-Emissionen befinden.»

Der WWF hat das Kantonsrating 2024 beim Beratungsunternehmen EBP in Auftrag gegeben. Für die Gesamtbewertung der Kantone, wurden in den verschiedenen Handlungsfeldern lediglich Ziele und eingesetzte Massnahmen mit eingerechnet. Die tatsächliche Wirkung wurde nicht berücksichtigt. In das abschliessende Ranking der 26 Kantone hat der WWF diese Wirkungsindikatoren hingegen einfliessen lassen, weshalb die Rangliste teilweise etwas von der Gesamtbewertung im EBP-Bericht abweicht.

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