«Contre coeur» für zwei FDP-Männer

Die SP Ausserrhodens will die Wiederwahl von SVP-­Nationalrat David Zuberbühler verhindern. Die Genossen und Genossinnen unterstützen Matthias Tischhauser (FDP). Die SP geht davon aus, dass er die grösseren Chancen hat als Claudia ­Frischknecht (Mitte). Der Kandidat für den Ständerat (Amtsinhaber Andrea Caroni) erhält Unterstützung, mangels eigener oder anderer Bewerbungen.

  • SP-Parteipräsident Jens Weber (rechts) befragt den aktuellen Nationalrat David Zuberbühler. (Bilder: Lukas Pfiffner)

    SP-Parteipräsident Jens Weber (rechts) befragt den aktuellen Nationalrat David Zuberbühler. (Bilder: Lukas Pfiffner)

  • Matthias Tischhauser stellt sich den Genossen und Genossinnen vor.

    Matthias Tischhauser stellt sich den Genossen und Genossinnen vor.

  • Nationalratskandidatin Claudia Frischknecht: Die SP entscheidet sich gegen eine Wahlempfehlung.

    Nationalratskandidatin Claudia Frischknecht: Die SP entscheidet sich gegen eine Wahlempfehlung.

  • FDP-Ständerat Andrea Caroni ist ohne Gegenkandidaten.

    FDP-Ständerat Andrea Caroni ist ohne Gegenkandidaten.

Zweieinhalb Stunden dauerte der ausserordentliche Parteitag. Auf die vier gestaffelten Vorstellungen folgten (ohne die Kandidierenden) die Diskussionen und die Beschlussfassungen. Bereits um 18.45 Uhr begann der Anlass in der Hechtremise Teufen, weil die vier Protagonisten anschliessend auch bei der GLP (siehe unten) zu Gast waren.

Zu weit auseinander

Dass Amtsinhaber David Zuberbühler für die Nationalratswahl auf keine Unterstützung durch die SP würde zählen können, war dem Herisauer SVP-Mann bewusst. «Ihr Präsident hat in den Medien verlauten lassen, dass ich für Ihre Partei nicht wählbar bin. Ich bedanke mich, dass ich trotzdem eingeladen wurde», sagte er. 2015 hatte der jetzige SP-Präsident Jens Weber zu Zuberbühlers Konkurrenten gehört. Diesmal stellt die Sozialdemokratische Partei (wie 2019) keine eigene Kandidatur. Zuberbühler erzählte von seiner Arbeit in Bern, er unterstrich die Bedeutung der Schweizer Neutralität, der Finanzen, der Familie und der Migrationsfrage. Zuberbühler meinte zum Abschluss seines Besuchs: «Ich danke für die humane Behandlung.» Schon vor seinem Auftritt war wohl allen klar gewesen, dass es keine Ansätze zu einer Unterstützung des SVP-Vertreters geben würde. Zu weit liegen seine Schwerpunkte und Meinungen sowie jene seiner Partei von der Haltung der SP entfernt.

Starke Vertretung verdient

Sehr pointiert äusserte sich Matthias Tischhauser, FDP-Kandidat aus Gais. «David Zuberbühler muss weg.» Eine nachhaltige Umwelt-, Klima- und Energiepolitik, sicherere Arbeitsplätze und eine weltoffene, solidarische Schweiz nannte Tischhauser als Kernthemen, denen er sich im Nationalrat annehmen würde. Der Kanton verdiene in Bern eine starke Vertretung, die vernetzt sei und sich über Parteigrenzen hinaus wirkungsvoll einbringe. Wo sie innerhalb der Mitte stehe, wurde die Herisauerin Claudia Frischknecht gefragt. «In der Mitte der Mitte, bei den Finanzen leicht rechts der Mitte, in Gesellschaftsfragen wohl links der Mitte.» Ein «Miteinander» sei ihr wichtig, betonte sie – und stellte Parallelen her zur Musik, einem ihrer Hobbies.

«Aber es tut weh…»

Sowohl Tischhauser als auch Frischknecht gehören dem Kantonsrat an. In der Diskussion wurde betont, dass Tischhauser überzeugend aufgetreten sei. Er wirke glaubhaft und vertrete die klareren Positionen als seine Konkurrentin. «Aber es tut weh, wenn ich gegen eine Frau bin», lautete eine Erkenntnis. «Wir wollen eine Veränderung im Amt, diese bringen wir eher hin, wenn wir Tischhauser unterstützen», fasste ein Parteimitglied zusammen. Zudem sei dieser bei gesellschaftlich-ökologischen Inhalten der SP wohl näher als Frischknecht. Eine deutliche Mehrheit der rund 30 Anwesenden sprach sich für Tischhauser aus. Fast einstimmig fiel zudem der Beschluss, das SP-Logo für den Wahlzettel zur Verfügung zu stellen.

Nur zur Kenntnis nehmen?

Völlig anders und weniger spannend präsentiert sich die Ausgangslage bei der Wahl in den Ständerat. Der Herisauer Andrea Caroni (FDP) kandidiert alleine. Trotzdem war er zum Hearing bei der SP eingeladen, und es gab Diskussionen unter den Genossinnen und Genossen: Soll die SP offiziell Caronis Empfehlung zur Wiederwahl abgeben oder seine Kandidatur «nur zur Kenntnis nehmen»? Das wäre eine komische Haltung einer Partei, kritisierte jemand. Ihn zweimal zu unterstützen und jetzt nicht mehr, mache keinen Sinn, stellte ein SP-Mitglied fest. «Es hat sich nichts geändert.» Andere taten sich schwer mit dem Gedanken, am 22. Oktober zwei Männer mit ähnlichem Profil und FDP-Zugehörigkeit zu wählen, nebst Tischhauser eben auch Caroni. Eine grosse Mehrheit anerkannte aber dessen Engagement und sprach sich für eine Wahlempfehlung aus – mit der Ergänzung, dass dies deshalb geschehe, weil keine eigene oder weitere Kandidatur bestehe. Die SP verzichtet aber darauf, ihr Logo auf Caronis Wahlzettel aufzuführen.

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