Mit Kaffee und wunderbarem Kuchenbüffet wurde das Programm nachmittags um 15 Uhr gestartet. Während die Erwachsenen im Schutz von Unterstand und Zeltblachen plauderten, tobten sich die Kinder vor allem in der Hüpfburg aus. Verständigungsschwierigkeiten schienen sie keine zu haben, spielen und zusammen lachen ist eben international. Zudem kennen sich viele schon aus Kindergarten und Schule, deshalb sprechen viele «Auslandappenzellerkinder» bereits sehr gut Dialekt. Beim Schlangestehen zum Schminken, Haare flechten, Hennatattoo malen lassen und einigem mehr wurde fröhlich herumgealbert. Während die einheimischen Kinder beim Glücksrad auf ein Säckli Süsses hofften, war für die anderen der Gewinn eines Shampoos das grosse Glück.
Trotz des windig nasskalten Wetters sah man viele wunderschön gekleidete Frauen in ihren Landestrachten aus bunten Stoffen und Tüchern. Zusammen mit den Einheimischen genoss man im Refektorium Appenzellerklänge, wo besonders Laurin Signer am Hackbrett begeisterte.
Ukrainerinnen berichten von Flucht
«Zur Vesper» begrüsste Frau Statthalter Monika Rüegg-Bless die Festgemeinde samt Landammann Roland Inauen in der Klosterkirche. Sie führte aus, dass seit dem letzten Begegnungsfest im Oktober 2021 nun auch Ukrainer in Appenzell wohnen. Sie stellte Inna und Valentina vor, die mithilfe eines Übersetzers von ihrer Flucht aus der Heimat berichteten. Unter Tränen erzählten sie, wie sie innert 40 Minuten nur rasch eine Tasche und einen Koffer packen konnten und ihre Wohnung/Haus Hals über Kopf verlassen mussten. Man sei losgefahren ohne zu wissen, wohin man sich wenden sollte – einfach nur weg vom Krieg. Nach acht langen Tagen, mit übernachten im Auto, seien sie nach über 3000 Kilometer Autofahrt in Altstätten angekommen. Schlussendlich hätten sie jetzt in Appenzell ein neues Zuhause gefunden. Die beiden dankten mehrmals für die herzliche Aufnahme, die vielen Geschenke wie Kleider und allem Lebensnotwendigen. Aber besonders auch für die unzähligen kleinen Momente des Zeitnehmens und des Zuhörens. Die Frauen und ihre Kinder schätzen es, an einem so schönen Ort sein zu dürfen, auch wenn sie das erst nach einiger Zeit «sehen» konnten – zu sehr standen sie bei der Ankunft unter Schock, wie sie erzählten.
Monika Rüegg-Bless bedankte sich bei allen, die sich beruflich oder ehrenamtlich dafür einsetzen, dass die Geflüchteten bei uns eine neue Heimat finden und sich hier wohl fühlen können.
Buntes Musikprogramm
Dann begann das Konzert, das Wiktor Bockmann organisiert hat. Er ist hauptberuflich Dirigent, nebenberuflich seit März aber auch Dolmetscher. Die Musiker stammen aus Russland und der Ukraine und boten ein buntes Programm mit klassischen Arien, lustiger Operette, neapolitanischen Liedern, englischen Songs, ukrainischen Volksliedern und zwei Liebesduetten. Die Formation kennt sich von der Hochschule der Künste in Bern und tritt seit einem Jahr zusammen auf. Die Sängerin Polina Kulykowa (Mezzosopran) und Sergei Afonin (Barriton) wurden von einer Pianistin am Klavier begleitet. Das Publikum genoss das Dargebotene sichtlich und belohnte die drei Künstler mit grossem Applaus, am Schluss gar mit einer Standing Ovation.
Auch die Kinder waren beeindruckt und blieben bis zum Schluss, einige setzten sich im Mittelgang sogar ganz nach vorne wo sie fasziniert zuhörten.
Direkt im Anschluss luden herrliche Düfte im Garten zu einem internationalen Apéro ein. Es gab Spezialitäten aus Syrien, Tibet, Sri Lanka, Afghanistan, Ukraine, Venezuela, Türkei und Eritrea.
Mosaik versteigert
Als weiterer Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss des Begegnungsfestes wurde das Mosaik von Mohammad Al Ibrahim versteigert. Er hat es bereits auf das letztjährige Fest hin geschaffen. 50 Stunden Arbeit stecken dahinter. Es zeigt den «Graugade-Albert», einer der drei Sennen aus der Käsewerbung. Es konnten vorher bereits stille Gebote gemacht werden und so wurde bei 600 Franken gestartet. Etwas zögerlich ging es auf die Tausendermarke zu. Auktionator Christian Sutter, Mitarbeiter im Asylzentrum, vermochte die Gant aber noch gut anzuheizen. Schlussendlich fiel der Hammer bei 1800 Franken, was den Künstler verdienterweise strahlen liess.
Draussen dämmerte es bereits, und bald kehrte nach dem wiederum sehr gelungenen, internationalen Fest Ruhe ein im Klostergarten.