So ruhig die Hauptversammlung am Freitagabend im Restaurant Rössli in Brülisau ablief, so unruhig ist es zurzeit in der Landwirtschaft: Bauernproteste sind ein Zeichen davon. «Es ist ein Abwägen, ob es mehr nützt, die Strassen zu blockieren und dabei die Bevölkerung zu verärgern oder wenn wir weiterhin Imagearbeit für die Landwirtschaft machen», meinte Präsident Walter Mock und fügte an: «Meiner Meinung nach sind wir mit dem friedlicheren Weg, welchen wir bis jetzt gingen, erfolgreicher.» Gerade die vergangenen Abstimmungen, bei welchen es um die Landwirtschaft ging, hätten dies gezeigt.
Auch für Landeshauptmann Stefan Müller ist es wichtig, dass die Proteste in der Schweiz auf tiefer Flamme gehalten werden können: «Am Schluss sind die Preise wichtig. Wir sind auf den Zahlungsrahmen des Bundes angewiesen.» Für Ärger im Bauernstand sorgte im letzten Frühling die Dünger-Ampel. «Mit dem Amt für Umwelt konnten wir eine Lösung ausarbeiten, welche für uns Bauern wieder stimmt», so der Präsident. Die Verhandlungen, welche vom Vorstandsmitglied Martin Dörig geprägt wurden, seien zäh und intensiv gewesen. Doch der Aufwand habe sich gelohnt. Er appellierte an die Bauern, die Verantwortung wahrzunehmen und keinen «Bschötti-Unfall» zu riskieren. Ebenfalls intensiv verhandelt wurde der Zusammenschluss der Agrisano-Regionalstellen beider Appenzell und St.Gallen. Mit einer Anlaufstelle in Appenzell und dem Regionalstellenleiter Dominik Fässler konnte eine gute Lösung gefunden werden. Der Ausserrhoder Bauernpräsident Beat Brunner und Uwe Wölk, Geschäftsführer der Agrisano dankten für das gegenseitige Vertrauen und hoffen, dass das Angebot auch gebraucht wird.
Gesunde Finanzen
«Die Finanzen sind dank der vollständigen Vermietung des Stammgebäudes und dem Baurechtszins nach wie vor gesund», berichtete der Präsident zur Jahresrechnung. Ein haushälterischer Umgang sei aber nach vor wichtig. Es ist geplant, die Fassade beim Stammgebäude im Hoferbad neu zu malen sowie teilweise morsche Kreuzstöcke und Fensterläden zu ersetzen.
Beim Traktandum Wahlen konnte der Präsident berichten, dass keine Demissionen vorlägen. Der Vorstand mit Walter Mock (Präsident), Bruno Schürpf (Vizepräsident), Pius Neff, Bruno Bischofberger, Thomas Speck, Albert Neff und Martin Dörig wurde in globo wiedergewählt. «Ihr habt alle gelernt mit dem Ziel vor Augen, ein guter und weitsichtiger Bauer oder Bäuerin zu werden», sagte Walter Mock mit Blick zu den Jüngsten der Versammlungsrunde. Es freue ihn, dass so viele Junge motiviert sind, einen landwirtschaftlichen Beruf zu lernen. Als Anerkennung gab es einen Tourismusgutschein und einen roten Fetzen. Im Oktober wird das nationale Programm zur Bekämpfung der Moderhinke bei den Schafen gestartet. Kantonstierarzt Sascha Quaile informierte über den Ablauf der Sanierung. In gewohnt kecker und frischer Art informierte Walter Wetter über die Geschäftstätigkeit der Landi Appenzell.
Von der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz werden im Talgebiet circa 54 Prozent und im Berggebiet rund 94 Prozent als Wiesen und Weiden bewirtschaftet. Der grösste Teil dieser Flächen kann nur mit Hilfe der Tierhaltung für die Produktion von Lebensmitteln, das heisst von Milch und Fleisch, genutzt werden. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch betrug im 2022 50,8 Kilogramm. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei 82,2 Prozenten. Die Ausgaben für Lebensmitteln lagen im vergangenen Jahr bei circa 6,5 Prozent; im 1969 waren es rund 27 Prozent. «Der gesellschaftliche Wandel und verschiedene Trends führen zu Verschiebungen von Bedürfnissen», erklärte Nationalrat Egger.
Fleischproduktion im Berggebiet
Im weltweiten Vergleich liegt die Schweiz beim Fleischkonsum im oberen Drittel. Spitzenreiter ist Hongkong mit einem Pro-Kopf-Konsum von 130 Kilogramm, Schlusslicht Burundi mit 2,36 Kilogramm. Die wichtigsten Kriterien beim Kauf von Fleischwaren sind Qualität, Frische, Preis und Regionalität. Die «staatliche Menuplanung» wird mit drei Behauptungen in Bezug auf Fleisch zementiert: Fleischkonsum ist ungesund, verursacht Tierleid und ist umweltschädlich. Der gelernte Metzger Egger fragte in die Versammlungsrunde: «Ist Fleischkonsum wirklich ungesund? Fleisch enthält doch wichtige Nährstoffe, die für Erwachsene, Kinder und Jugendliche von hoher Bedeutung sind.» Für die Schweiz als Grasland, in Kombination mit dem hohen Niederschlag und den Alpen, wird auch in Zukunft eine Nutztierhaltung inklusive Fleischproduktion Sinn machen. Egger meinte zum Schluss: «Die Schweizer Fleisch- und Landwirtschaft sollte den eingeschlagenen Weg konstant und gemeinsam weitergehen.»