(pd) Sein letzter Schultag ist für Ruedi Looser der 63. Geburtstag. Jener Jahrgang der Jugendlichen im Ebnet Ost, die er seit 2019 begleitet hat, tritt aus der Oberstufe aus. «Nun die Pension anzutreten, ist der richtige Zeitpunkt.» Ruedi Looser war nach der Ausbildung zum Primarlehrer während eines Jahres in Wattwil angestellt – vorwiegend als Musiklehrer. «Ich unterrichtete auch andere Fächer und merkte: Die Oberstufe gefällt mir.» 1981 begann er in der Realschule Herisau – während vier Jahren besuchte er in den Ferien die nötigen Kurse. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm die Ausbildung in der Metallbearbeitung. Als wichtigen Moment bezeichnet er die Vereinheitlichung der kantonalen Anstellungsbedingungen für Sekundar- und Reallehrpersonen. 2010 war er eine Lehrperson der ersten Generation im Modell Neigung. «Die Bilanz ist sehr gut. Es gab nur wenig anzupassen.» Begleitende Projekte waren ihm wichtig – ein Musical oder die Arbeit mit einer Schulband. Gegen Schluss hat er sein Pensum leicht reduziert. «Ich habe mehr Erholungszeit gebraucht.» Mindestens zwei Abende pro Woche verbringt er schon jetzt mit Musikformationen; nun freue er sich darauf, den Tagen neue Strukturen zu geben – zum Beispiel mit Kochen, Bierbrauen, dem Hüten von Enkeln.
Für sich Kleider nähen
Die zweite Herisauer Lehrperson, die (mit bald 64 Jahren) in Pension geht, hat einst das Arbeits- und Hauswirtschafts-Lehrerinnen-Seminar besucht: Doris Egli war zuerst während viereinhalb Jahren an der Sekundarschule Appenzell tätig (auch im Fach Kochen), nachher über längere Zeit als Stellvertreterin in verschiedenen Herisauer Schulhäusern. Nach einer «Familien-Pause» stieg sie wieder ein; ihr Pensum im Textilen Werken wurde grösser und betrug in den vergangenen Jahren stets etwa 50 Prozent. Sie unterrichtete im Kreuzweg und nun seit 15 Jahren in der Müli. Auf der Primarstufe habe sie sich wohl gefühlt, sagt Doris Egli, bei deren Berufsstart nur die Mädchen das textile Werken besuchten. Als Fachlehrerin habe sie sehr viele Kinder von der 2. bis 6. Klasse begleitet. Die Ideen seien ihr nicht ausgegangen. Aber der Altersabstand zu den Kindern wurde immer grösser. «Deshalb galt es, immer zu schauen, was für die Schülerinnen und Schüler spannend ist – nicht nur für mich…» Sie freut sich, dass ihre Nachfolgerin eine ausgebildete Fachlehrperson ist. Ab dem Sommer plant sie zu reisen, in der Natur unterwegs zu sein, mehr Zeit für die Umgebungsarbeiten im Haus zu haben. Und für sich Kleider zu nähen.
Vorteil der kurzen Wege
«Ich habe nach zwei Jahren als Primarlehrerin gemerkt, dass mich die speziellen Kinder besonders interessieren», sagt Edith Vetsch, die dritte Neu-Pensionierte. Sie absolvierte die Ausbildung zur Schulischen Heilpädagogin. Nach einer mehrjährigen Pause, während der sie sich der Familie widmete, stieg sie wieder in die Schule ein – als Legasthenie- und Dyskalkulie-Therapeutin an verschiedenen Orten, nachher im integrativen System als Heilpädagogin in St.Gallen. 2013 bis 2016 war sie in Waldstatt tätig. «Dann hat mich die Eins-zu-eins-Betreuung nochmals gereizt.» Edith Vetsch arbeitete in den Ambulanten Diensten der Obvita-Institution, begleitete sehbehinderte Schülerinnen und Schüler in Regelklassen. Vor drei Jahren wechselte sie als SHP nach St.Gallen und übernahm ein Pensum im Herisauer Kreuzweg. Hier hat sie die kurzen Wege auf Gemeinde- wie Kantonsebene schätzen gelernt. Im Februar hat sie den 65. Geburtstag gefeiert und freut sich darauf, nun mehr Zeit für die Enkel zu haben. Und sie wird intensiv mit der Fotokamera unterwegs sein. Schon mehrmals brachte sie einen Kalender mit Sujets von Drei Weieren heraus. Zuerst war der für den Bekanntenkreis vorgesehen, später öffentlich erhältlich. «Zuletzt habe ich einiges im Makro-Bereich gemacht.»