Herisau | 05.10.2023 | 07:00 Uhr
gk
Schwimmunterricht: In Herisau lernen dieses Jahr fast 800 Schulkinder das Schwimmen
Der Schwimmunterricht ist in Herisau vom zweiten Kindergarten bis zur 4. Klasse obligatorisch. Doris Menzi und Silvio Kopf beschulen 794 Kinder – unterstützt von den Klassenlehrpersonen. Ein Besuch im und am Wasser des Sportzentrums.
Ein Spiel macht den Anfang. Die Drittklässler und Drittklässlerinnen aus dem Schulhaus Langelen spielen Bingo. Es wird gewürfelt, gesprungen, geschwommen. Nachher beginnt Klassenlehrer Peter Brassel mit der Hälfte der Kinder zu tauchen: «Erster Reifen, zweiter Reifen, super!» Schwimmlehrer Silvio Kopf macht mit der anderen Gruppe Hampelmannübungen am Rand, bevor das Üben im Wasser mit den «Schwimmnudeln» beginnt.
30 Prozent und 50 Prozent
In jeder zweiten Woche findet eine der Sportstunden nicht in der Turnhalle oder im Freien statt, sondern im Hallenbad – auf reservierten Bahnen, die vom Bereich der privaten Besucherinnen und Besucher abgetrennt sind. Silvio Kopf ist Trainer in den Schwimmclubs von Wittenbach, Gossau und Herisau. In der Schule Herisau beträgt seine Anstellung 30 Prozent. Er lobt die Zusammenarbeit mit den Klassenlehrpersonen. «Sie übernehmen einen Teil des Unterrichts in Absprache mit uns.» Doris Menzi steht derweil im Nichtschwimmerbassin. Ihr Pensum in der Schule Herisau macht 50 Prozent aus. Sie führt zudem eine private Schwimmschule im Spital und in Appenzell. Ihre 1.-Klass-Gruppe aus dem Schulhaus Langelen übt in Rücklage mit einem Brett am Bauch.
Wichtige Wassererfahrung
Die grösste Herausforderung seien neue Kinder, die kaum Wassererfahrungen aufweisen, berichtet Kopf. «Solange sie Angst bekommen, wenn Wasser ins Gesicht spritzt, schwimmen sie nicht.» Auch das Springen habe grosse Bedeutung: «Die Kinder sehen, dass sie wieder heraufkommen und ihnen das Wasser nichts macht.» Im Kindergarten passiere unglaublich viel, sagt Menzi. Sie unterrichtet alle Kinder dieser Stufe und arbeitet zur Wassergewöhnung oft mit Versen, Spielen, Geschichten. Ein paar Langelen-Kinder springen zum Schluss mit Begeisterung vom Brett ins tiefe Bassin. Ein paar Momente später begrüsst Doris Menzi die 1./2. Klasse aus dem Ifang. Sind die schnellen Wechsel ohne Pause nicht sehr streng? «Ich mache das seit 20 Jahren, das ist Routine.» Punkto Konzentration sei es in der feucht-warmen
Atmosphäre des Hallenbads manchmal aber schon nicht einfach, auch für die Kinder. «Aber: Fast alle kommen extrem gern in den Schwimmunterricht.»
Schoolpass, WSC und «Herifisch»
In Herisau wird nach der Methodik von «swiss aquatics» und dem Lehrplan 21 entsprechend unterrichtet. Für jedes Kind wird ab der 1. Klasse ein Schoolpass geführt. «Mit diesem können die Lehrpersonen den Eltern den Stand einfach zeigen», erklärt Doris Menzi. Am Ende der 4. Klasse erhalten alle Kinder den Schoolpass. «Wir führen über den Aufbau der Fähigkeiten Buch mit Levels. Sie umfassen wichtige Elemente der Wassergewöhnung, der Schwimm-Grundlagen bis hin zu Wasserspringen, Wasserball und Synchronschwimmen.»
Ein wichtiges Element ist auch der Wasser-Sicherheits- Check (WSC): Der Ausweis bestätigt nicht technische Fähigkeiten, sondern, dass sich Kinder nach einem Sturz ins Wasser selber an den Rand oder ans Ufer retten könnten. Sie müssen drei Aufgaben nacheinander und ohne Hilfsmittel lösen: mit einer Rolle in tiefes Wasser purzeln; sich eine Minute an Ort über Wasser halten; 50 Meter in beliebiger Art schwimmen. Bei einem unerwarteten Sturz ins Wasser kann sich die Körperlage ändern. Deshalb müssen die Kinder für die erste Aufgabe ins tiefe Wasser «purzeln». Bevor sie losschwimmen, um sich zu retten, ist die Orientierung wichtig. Dies wird dadurch simuliert, dass man sich während eine Minute mit dem Treten an Ort über Wasser halten muss. Herisauer Kinder, die am Ende der 4. Klasse den WSC nicht absolviert haben, besuchen im Herbst an vier Halbtagen einen Intensivkurs. «Danach schaffen praktisch alle den Test. Sie bringen ja aus den vorhergehenden Jahren eine Basis mit», sagt Silvio Kopf.
Eine lange Tradition hat der «Herifisch». Von der 1. bis 4. Klasse werden nach den Sportferien im Schwimmunterricht die Zeiten für 25 m gestoppt. «Die 1./2. Klassen dürfen ein Brett benützen», erzählt Doris Menzi. Die schnellsten zehn Knaben und Mädchen jeder Alterskategorie erhalten einen Preis. Auch eine Klassenwertung wird erstellt.
Eine Publikation der Gemeinde Herisau.